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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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vervollständigte die Einrichtung.
    Das Nebenzimmer war für Jessica bestimmt. Es war spartanischer ausgestattet und enthielt nur einen Schrank aus dunklem Eichenholz und ein schmales eichenes Bett. Aber Jessica hatte auch nicht mehr erwartet. Die Räume für Gouvernanten waren im Allgemeinen weder groß noch besonders gemütlich. Dieser hier konnte zumindest noch mit einem kleinen Kamin aufwarten, und das war schon mehr, als sie in anderen Häusern vorgefunden hatte.
    Beim Anblick des frisch bezogenen Bettes überwältigte sie nun aber die Reisemüdigkeit so unvermittelt, dass sie gerade noch Zeit fand, sich Gesicht und Hände zu waschen und ihre Kleider mit einem bequemen Nachthemd zu vertauschen. Erleichtert aufseufzend streckte sie sich dann zwischen den kühlen Laken aus.
    Morgen wird alles besser sein, sagte sie sich erneut. Und während sie noch über den unliebsamen Hausherrn nachdachte, fielen ihr rasch die Augen zu.

3. KAPITEL
    Lady Leona Vesey legte ihre schöne Stirn in Falten und blickte ihren Mann zornentflammt an. Die beiden saßen in dem kleinen separaten Speiseraum des Gasthauses Zum Grauen Ross, während sie auf ihr Mittagsmahl warteten. Leona hatte bereits vollauf genug von der langsamen Bedienung und der biederen Höflichkeit eines Landgasthofes. Und als ob das alles nicht schon ärgerlich genug wäre, musste ihr nun auch noch Lord Vesey erklären, dass sie in das Haus von General Streathern zurückkehren würden.
    „Hast du völlig den Verstand verloren?" fragte sie in einem Ton, der erkennen ließ, dass sie sich diese Frage bereits selbst beantwortet hatte. „Was um alles in der Welt sollte uns dazu veranlassen, in das Haus des Generals zurückzukehren - oh, ich bitte um Pardon, ich meinte natürlich in das Haus dieser hergelaufenen Göre? Ich für meinen Teil verspüre jedenfalls nicht den Wunsch, mir die Tür vor der Nase zuschlagen zu lassen."
    Ihr Gatte maß sie mit einem missmutigen Blick. Er hatte den Abend nach der Verlesung des Testaments mit einer Flasche Portwein verbracht, und das Ergebnis war, dass sich seine Zunge immer noch pelzig anfühlte und in seinem Kopf eine Schar winziger Gnome unentwegt hämmerte.
    Lord Vesey hatte hin und wieder eine nicht zu unterdrückende Abneigung gegen seine Frau. Im Augenblick steigerte sie sich sogar zu der erfreulichen Vorstellung, Leona die Hände um den Hals legen und sie beinahe erwürgen zu können. „Man wird uns die Tür nicht vor der Nase zuschlagen", zischte er.
    „Dein Gehirn schwimmt offensichtlich noch in Portwein. Erinnerst du dich etwa nicht? Der General hat uns einen Fußtritt versetzt."
    „Ja, und das ist allein deine Schuld", entgegnete Lord Vesey.
    „Ich?" rief Leona empört. „Ich soll es verschuldet haben? Du bist der Großneffe dieses alten Narren und hast es erreicht, dass er dich verabscheut."
    „Und du erinnere dich bitte daran, dass du geglaubt hast, einen alten Mann um den Finger wickeln zu können, stimmt's?" Lord Vesey grinste boshaft, während er seiner Frau ihre zuversichtlichen Worte vorhielt, die sie bei der Nachricht von der lebensbedrohlichen Krankheit des Generals gefunden hatte.
    Er selbst hatte Leona eigentlich nie für besonders schön gehalten. Er war die Ehe mit ihr eingegangen, weil sie die einzige Dame der Gesellschaft war, die großzügig über seine kleinen Sünden hinwegsah und ihm gestattete, seiner eigenen Wege zu gehen - sofern ihr dasselbe Recht zugestanden wurde. Die meisten Männer bekamen schon feuchte Hände bei dem Gedanken, Leonas schwellende Brüste berühren zu können, doch für ihn hatte diese Üppigkeit überhaupt keinen Reiz. Er bevorzugte schlanke, biegsame Körper... so wie den der kleinen Gabriela. Unwillkürlich leckte er sich bei der Erinnerung an diese anmutige Erscheinung die Lippen. Außerdem war Leona für seinen Geschmack auch viel zu alt. Er liebte die bezaubernde Blüte der Jugend, und nichts kam für ihn der Wonne gleich, der Erste zu sein, der von einer süßen Frucht naschte.
    Leonas betroffene Miene bereitete ihm so viel Vergnügen, dass er gehässig fortfuhr: „Aber das war ja nicht dein erster Misserfolg, wie du weißt. Ich denke nur daran, wie du letzten Sommer diese Affäre mit Devin verpfuscht hast. Und jetzt kannst du nicht einmal mehr das Interesse eines Tattergreises wecken. Was ist los mit dir, meine Liebe? Verlierst du deine Anziehungskraft, oder ist es das nahende Alter, das man dir bereits ansieht?"
    Aus Leonas Augen schössen wütende Blitze, und ihr

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