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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Jessica eilte der Butler davon, um zu öffnen.
    Auf der Schwelle standen zwei fremde Männer - der eine dünn und schmächtig mit fahrigen Bewegungen und der andere groß und kräftig und warm gekleidet in einen alten Überzieher, mit Stiefeln und Wollhandschuhen, eine Mütze tief ins Gesicht gezogen und einen dicken Schal um Hals und Kinn geschlungen.
    „Gott zum Gruße, Sir", sagte der Größere und tippte an den Mützenschirm. „Ich bin von der Postkutsche. Hatten einen Unfall und sind umgekippt. Zwei Gentlemen haben mit ihrem Wagen mehr als die Hälfte der Straße eingenommen, und nun liegen sie im Graben und wir auf der Seite. So ist das gekommen, und nun sind wir hier."
    „Ach, du lieber Himmel!" Verzweifelt rang Baxter die Hände. „Wie schrecklich! Wie schrecklich! Aber Seine Gnaden ist nicht daheim, und ich ... "
    „Wir werden Ihnen natürlich jemanden zu Hilfe schicken", mischte Jessica sich ein. „Treten Sie doch näher, während der Butler dafür sorgt, dass eine Kutsche und ein Leiterwagen mit einigen unserer Stallburschen auf den Weg geschickt werden. Ich bin sicher, der Duke würde eine Unterstützung nicht versagen, nicht wahr, Baxter?" „Oh ja, sicherlich, Miss. Sie haben vollkommen Recht." Baxter riss sich zusammen und setzte eine würdige Miene auf. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Sie können in der Küche warten, bis die Wagen fertig sind. Die Köchin wird Ihnen etwas Heißes zu trinken geben."
    Der Größere verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Nun, das klingt ja sehr angenehm." Der andere aber lächelte unsicher, strich sich verlegen die Aufschläge seines Mantels glatt und erwiderte: „Jawohl, Miss, Sir. Ich danke Ihnen sehr."
    „Das wäre also erledigt, Baxter. Ich gehe jetzt zu Miss Brown und sage ihr Bescheid." „Gewiss, Miss Maitland. Danke."
    Der Butler führte die beiden Männer durch die Halle zur Küche, während sich Jessica auf die Suche nach der Haushälterin machte. Sie hörte deren Stimme bereits von weitem und fand sie im hinteren Bereich des Hauses in der Wäschekammer, wo sie den Dienstmädchen nicht nur frische Bezüge und Laken aushändigte, sondern auch genaue Anweisungen für die Vorbereitungen in Lady Westhamptons Zimmer gab.
    Als die Mädchen mit ihrer Last davongeeilt waren, trat Jessica näher und sagte mit einem bedauernden Lächeln: „Ich fürchte, wir werden heute noch mehr Gäste bekommen, Miss Brown."
    Rasch berichtete sie von dem neuerlichen Vorfall und schloss mit der Bemerkung, dass man wohl angesichts des Wetters und der verunglückten Wagen nicht umhinkommen werde, den Reisenden Obdach zu gewähren. Miss Brown schlug zunächst die Hände über dem Kopf zusammen und bezweifelte die Fähigkeit der Dienerschaft, mit einem solchen Ansturm fertig zu werden. Mit der Zeit jedoch schien sie Gefallen an diesem Überfall zu finden und sah ihn schließlich als eine persönliche Herausforderung an.
    Jessica und Gabriela boten ihre Hilfe an. Sie öffneten die zahlreichen Schlafzimmer, wischten Staub darin und arrangierten zum Schluss einladend die Überschlaglaken der frisch bezogenen Betten, wenngleich sie trotz aller Mühen dabei nicht die von der Haushälterin geforderte Exaktheit erreichten.
    Während der Haushalt in Cleybourne Castle vor rastloser Tätigkeit förmlich summte, sprengte der Duke über die verschneiten Felder, um den Weg zur nördlichen Landstraße abzukürzen. Es würde ihm gute fünfzehn Minuten ersparen, selbst wenn er an den Gattern absteigen musste, anstatt sie zu überspringen, was bei diesem Schneefall zu riskant gewesen wäre. Und den ersten Teil der Straße brauchte er schon deshalb nicht abzusuchen, weil Rachels Kutscher sich ganz bestimmt irgendwie zum Schloss durchgeschlagen hätte, wenn ihnen bereits in der Nähe irgendetwas passiert wäre.
    Die Angst trieb Richard vorwärts. Warum nur hatte er Rachel heute Morgen abreisen lassen? Er hätte doch erkennen müssen, dass es zu gefährlich war. Aber er war eben durch die Ereignisse der vorangegangenen Nacht zu sehr abgelenkt gewesen. Anstatt sich um das Wohlergehen seiner Schwägerin zu kümmern, hatte er nur darüber nachgedacht, wie er Miss Maitland erklären konnte, dass er nicht mit Lady Vesey geschlafen hatte, trotz der zweideutigen Situation, in welcher Jessica sie überrascht hatte.
    Es wäre also seine Schuld, wenn Rachel etwas zustoßen würde. Wieder wäre es seine Schuld!
    Immer wieder stiegen die Bilder des schrecklichen Unglücks vor seinem inneren Auge

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