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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Erträglichen.
    Ein wenig ratlos durchforschte Jessica seine Miene und begriff sofort, dass sie anscheinend etwas Unpassendes getan haben musste. Entsetzt legte sie die Hand auf den Mund und flüsterte: „Oh nein! Das hätte nicht sein dürfen."
    Offensichtlich hatte sie sich nicht wie eine Dame betragen, weil sie Gefühlen nachgegeben hatte, die man von einer Dame nicht erwartete. In all den Gesprächen mit ihrer Tante während der Verlobungszeit mit Darius war zwar viel von Pflichterfüllung und den Bedürfnissen eines Mannes die Rede gewesen, aber nie von der Lust und dem Sinnenrausch. Das Ehebett, so hatte sie aufgrund der kurzen und verwirrenden Unterweisung vermutet, war wohl nichts anderes als schlimmstenfalls ein Ort des Ungemachs und der Peinlichkeiten und bestenfalls eine Notwendigkeit, die man rasch hinter sich brachte.
    Nur lasterhafte Frauen fanden Vergnügen daran, Frauen, die man als Mätresse nahm oder die, wie Leona Vesey, außereheliche Verhältnisse eingingen. Aber wenn Jessica ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie eingestehen, dass es ihr im Augenblick völlig gleichgültig war, wenn sie nicht dem gewünschten Frauenbild entsprach. Daran war sie ja hinreichend gewöhnt. Was sie sich wirklich wünschte, war, noch mehr von diesen wundervollen Gefühlen zu erfahren. Sie war sich sicher, dass es für sie noch viel zu entdecken gab. Sie wollte ... ach, hundert Dinge wollte sie erleben: seinen nackten Körper sehen, seine Haut auf der ihren spüren, den zarten Schmerz zwischen ihren Schenkeln gestillt wissen, Richard auf demselben Höhepunkt sehen wie sie selbst...
    Aber als sie ihn wieder ansah, wusste sie, dass er entsetzt von ihrem Verhalten gewesen war, und ihr Hochgefühl schwand dahin. Zweifellos hatte sich seine Frau nié so ordinär und gewöhnlich im Bett betragen. Bestimmt hatte sie nie gestöhnt und sich an ihm gerieben, damit er sie endlich nahm. Zorn auf die großartige Caroline erfasste sie. Caroline war nie so hingerissen gewesen, dass sie sich derart hätte gehen lassen - gar nicht zu reden von dem Wunsch nach mehr und nach Neuem.
    Mit einem leisen Schmerzenslaut löste sich Jessica von Richard und rollte sich zur Seite, während er mit letzter Kraft um Beherrschung rang, ohne dass sie es bemerkte. Der Wunsch, sie zu nehmen, sein leidenschaftliches Verlangen zu stillen, bis er erschöpft und erleichtert war, drohte übermächtig zu werden.
    Doch dann erinnerte er sich wieder an ihre entsetzte Miene, als ihr bewusst wurde, was sie tat - und was sie bereit war zu tun. Nein, es wäre unverzeihlich, wenn er ihre erwachte Sinnlichkeit ausnutzen und ihre restliche Unschuld nehmen würde. Damit würde er ihren Namen und Ruf endgültig ruinieren.
    Er hielt sie deshalb nicht zurück, als sie sich, ohne ihm einen Blick zu gönnen, vom Bett erhob und zur Tür hinaushastete. Erst als ihre Schritte längst verklungen waren, richtete auch er sich auf und verfluchte leise den Wirrwarr der Gefühle, in den er sich verstrickt hatte.

12. KAPITEL
    Als Richard am anderen Morgen ans Fenster trat, verwünschte er aus tiefstem Herzen die Schneedecke, die über Nacht anscheinend noch dichter geworden war, denn sie hielt ihn davon ab, den Tag so weit wie möglich von seinem Haus zu verbringen. Im Moment sehnte er sich nach nichts anderem. Sein Kopf schmerzte sowohl von dem Schlag und der Wunde als auch von den vielen durchwachten Stunden. Erst in der Dämmerung vor dem Sonnenaufgang waren ihm endlich die Augen zugefallen. Der Gedanke, dass Jessica direkt neben seinem Zimmer in ihrem Bett lag, hatte ihm bis zum frühen Morgen den Schlaf geraubt. Insgeheim hatte er mit Baxter gehadert, der diese Anordnung wahrscheinlich nur vorgenommen hatte, um seinen Herrn zu quälen.
    Ich muss meine Gefühle für Gabrielas Gouvernante bekämpfen und darf sie um keinen Preis begehren, sagte er sich immer wieder. Denn wie leidenschaftlich ihre Reaktion auch gewesen war, ließ sie dennoch keinen Zweifel darüber offen, dass sie unerfahren war - jungfräulich. So wie Caroline in ihrer Hochzeitsnacht. Die Tatsache, dass Jessica keine Anzeichen von Furcht gezeigt hatte - wie seinerzeit Caroline -, erlaubte aber nicht die Schlussfolgerung, dass sie sich ohne Selbstvorwürfe und Reue der körperlichen Liebe hingeben würde. Ihr Gesichtsausdruck hatte es deutlich genug zu erkennen gegeben, obwohl er nur ihrer eigenen'Leidenschaft gegolten hatte und sie noch nichts von dem Rausch der Vereinigung mit einem Mann wusste. Oh, was

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