Sturm ueber den Highlands
der Erinnerung in den zauberhaften violetten Augen zu sehen, die ihn zuerst angezogen hatten. Schlimmer noch war die Qual und Verletzlichkeit, die er in den Tiefen ihrer Augen entdeckte.
Wer hat dir so wehgetan? wollte er fragen. Stattdessen richtete er seine Gedanken auf ihre beißenden Bemerkungen. Verdammt, er war der Anführer seines Clans. Ein Mann, der lange und hart gearbeitet hatte, um etwas aus sich zu machen und das Vertrauen zu erfüllen, das sein Großvater in ihn gesetzt hatte, doch sie gab ihm das Gefühl, wieder der ungebildete, einfache Page zu sein, der er einst gewesen war.
„Welche Absichten hast du mit uns?“ verlangte sie erneut zu erfahren. Er hatte zwar große Hochachtung vor ihrer Tapferkeit, doch verstärkte er seine eigene Abwehr.
„Das kommt darauf an, wer du bist und warum du hierher gekommen bist.“
Sie blickte ins Feuer. „I.. .ich bin Lady Elspeth Carmichael. Ich besuchte Verwandte und wollte einen Ritt in die Highlands machen. Wir ... wir haben uns verirrt... es wurde dunkel, und ..."
Sie log! „Welcher Stamm?“ schnauzte er sie an. Sollte sie die Munros nennen, sich ihrer Ehe mit Raebert brüsten, würde ihn dies krank machen. Nun, da er daran dachte, wo war ihr Gemahl?
„Ich besuchte Curthill. Lord Eammon ist der Vater meiner angeheirateten Schwester, Meg Sutherland. Zu welchem Clan ge-hörst du?“ Ihre spöttisch verzogenen Lippen zeigten ihm, dass sie bezweifelte, einer wie er könnte überhaupt eine Heimat und eine Familie haben.
Die Bitterkeit, die in Lucais aufstieg, stärkte ihn und vertrieb den Schmerz und den Aufruhr, die ihn von dem Augenblick an quälten, als er sie auf der Lichtung erkannt hatte. Dürrer, barbarischer Hochländer, hatte sie ihn genannt, als sie über seinen Heiratsantrag spottete. Ja, sie hatte Raeberts hübsches Gesicht und den vornehmen Titel seiner eigenen rauen Gestalt und seinen dürftigen Besitzungen vorgezogen. Das war immer noch die tiefste aller Wunden. Je eher Elspeth aus seinem Leben verschwand, desto besser. Doch er würde sie nicht freilassen, bevor er nicht wusste, warum sie sich in der Nähe des Turmes herumgetrieben hatte. Das Überleben des Clans war wichtiger als der Schmerz, den er durch sie erleiden mochte.
„Ich gehöre zu dem Clan, der euch gefangen hat.“ Lucais wandte sich von ihrer gefährlichen Schönheit ab, zog eine Flasche aus seiner Satteltasche, entkorkte sie und bot sie ihr an. „Hier, das wird deinen Mut stärken, während ich entscheide, was ich mit dir mache.“
„Mein Mut ist gestärkt.“ Sie ergriff die Flasche und setzte sie an die Lippen, noch ehe er sie warnen konnte, dass ... „Oh!“ keuchte sie und hustete, als die scharfe Flüssigkeit in ihrer Kehle brannte. Ihr Gesicht lief rot an, und Tränen traten in ihre Augen.
„ Osquebae ist nichts für Zaghafte.“ Er griff nach der Flasche, um sie aus ihren zitternden Fingern zu nehmen.
Sie riss sie wieder an sich, hob das Kinn und trank einen weiteren Schluck, obgleich diesmal vorsichtiger, bevor sie ihm die Flasche zuwarf.
Schau her war ihre stumme Herausforderung, und er klatschte in Gedanken Beifall. Hinter ihrer Kühnheit verbarg sich eine Stärke, die er zuvor vermisst hatte, ein neues Rätsel, das er nicht zu entschlüsseln wagte.
„Hast du gegessen?“ erkundigte er sich.
„Das geht dich nichts an.“ Ihr Magen hingegen knurrte, wie um zu widersprechen. Lucais unterdrückte ein Lächeln und holte das Essen, um das er die Frau des Dorfältesten gebeten hatte. Dunkles Brot, scharfen Käse, geräucherten Lachs, den das Dorf selbst herstellte, und einen Krug Ale. Er stellte den Teller auf den gestampften Lehmboden vor das Feuer und setzte sich. „Schwerlich die Dinge, die eine feine Dame vom Hof gewohnt ist.“
„Woher weißt du, dass ich das bin?“
Verdammt. Er hatte vergessen, wie schlau sie war. Lucais warf einen Blick auf seine Widersacherin und grinste. „Du bist so würdevoll.“
„Spotte nicht über mich“, fuhr sie ihn an, doch nachdem sie das Essen betrachtet hatte, stieß sie den Stuhl einen Fuß weiter weg von ihm und setzte sich.
Widersprüchliches kleines Frauenzimmer. Er vermied es, ihrem Blick zu begegnen, und reichte ihr den Teller. Dabei sah er sie unter halb geschlossenen Lidern an, beobachtete sie, während sie sich auf das Essen stürzte, ohne zu klagen, dass die Speisen einfach wären.
Ihm gefiel ihre neue Art, verdammt sollte sie sein. Wie oft hatte er in Tagträumen gehofft, etwas, und sei es auch nur
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