Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
unterdrücken, und durchstöberte in aller Eile ihr Gehirn nach jedem Stückchen Wissen.
    Raebert hatte niemals die Highlands erwähnt, bloß geflucht über das öde Land, das trostlose Wetter und die harten Menschen. So viel sie wusste, hatte er Scourie Castle nur einmal in den vergangenen Jahren besucht, und das war kurz nach ihrer Hochzeit gewesen. Bei einer Gelegenheit, als Alain und der alte Seamus Edinburgh besuchten, hatten sie sich über die Schwierigkeiten beklagt, diesen Bergbesitzungen ihren Lebensunterhalt abzuringen. Man hatte von Überfällen und von Vergeltung, von gestohlenen Kühen und brennenden Gehöften gesprochen. Die Namen ihrer Feinde wurden allesamt verflucht ... die Gunns, MacKays, MacLeods und Sutherlands.
    Die Erwähnung der letzten hatte sie der Sutherlands wegen, die sie kannte, beunruhigt. Doch Laird Eammon und Lady Mary lebten an der Meeresküste, nirgendwo in der Nähe der Munros. Und sie nahm an, dass Lucais nichts besaß, was es wert wäre, gestohlen zu werden. Es musste also ein anderer Zweig dieses weitverstreuten Sutherland-Clans sein, der die Munros störte, hatte sie sich gesagt und nicht weiter zugehört. Nun wünschte sie, dass sie aufmerksamer gewesen wäre. Sie wünschte, sie wüsste, wessen Land an das ihre grenzte, wer ihr feindselig gesinnt war und wem man vertrauen konnte.
    Ihr Gesetzloser wusste es, doch sie traute ihm nicht.
    Ihr Gesetzloser.
    Elspeth ließ die Hände sinken und schüttelte angeekelt den Kopf. Es war nicht ihre Art, schwärmerisch zu sein. Er war ein Bandit, ein Räuber, der unglückliche Reisende überfiel ... vielleicht sogar ein Mörder, nach allem, was sie gehört hatte.
    „Bah!“ Elspeth wandte sich vom Feuer ab, ärgerlich über sich selbst. Männer waren nicht, was sie schienen, man konnte ihnen nicht trauen. Hatte das Leben mit Raebert sie dies nicht gelehrt?
    Ja, das hatte es, doch als sie sich in der Hütte umblickte, um nach einem Fluchtweg zu suchen, kam ihr das Bild des wilden Hochländers in den Sinn, in grobe Wolle und Leder gekleidet, mit dichtem, dunklem Haar, das seine Züge, die so zerklüftet waren wie die Berge, in denen er geboren wurde, verbarg.
    Elspeth schloss die Augen und schwankte. In dem düsteren Raum hatte sie nur undeutlich seine Gesichtszüge wahrgenommen, doch das Gefühl, das er in ihr wachgerufen hatte, war alles andere als vage. Seine große Statur, die Breite seiner Schultern, die Art, wie er sich bewegte, anmutig und flink wie ein Raubtier trotz seiner Größe, all das ließ ihren Puls höher schlagen, und ein seltsamer Schauer erfasste sie. Heilige Maria, sie hatte sogar das Gefühl, dass dieser Schurke ihr bekannt erschien. Doch dies war unmöglich. Hätte sie jemals einen Mann getroffen, groß und kraftvoll wie diesen, würde sie sich seiner erinnern.
    Trotzdem, es lag etwas in seinem Blick, etwas ...
    Elspeth schnaufte verächtlich, öffnete die Augen und ging zur Tür, von Angst und Wut gleichermaßen getrieben. Es musste ein geheimer Zauber sein. Die alten Clan-Legenden, die sie für Megan niedergeschrieben hatte, waren voll davon. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, sie wäre einem dieser Helden aus einer alten Geschichte verfallen. Je eher sie diesen Ort verließ, umso besser. Doch als sie den Riegel berührte, hörte sie Stimmen.
    „Ich habe entschieden, die Carmichaels hier zu behalten ... Die Männer können im Dorf bleiben, doch die Frau nehme ich mit nach Kinduin.“ Die Stimme gehörte ihrem Entführer, doch die restlichen Worte waren verstümmelt. Dann: „Wee Wat und Sir Giles werden vielleicht schneller reden, wenn ihre Herrin nirgendwo zu sehen ist und sie ein wenig in Sorge sind über ihr ... Schicksal.“
    Oh, Heilige Maria. Ihr Herz schlug bis zum Hals, sie wandte sich um und suchte verzweifelt nach einer Waffe, einem Fluchtweg, irgendetwas. Einige Minuten später alarmierte sie das Zurückschieben des Riegels. In einem Korb mit Fischereigeräten entdeckte sie ein Seil, nahm es und sprang zur Tür. In der Zeit, die er brauchte, um seinen Männern eine Gute Nacht zu wünschen, knotete sie das eine Ende des Strickes um das Tischbein, spannte es quer über die Türschwelle und kroch auf die andere Seite der Tür, in der Hoffnung, dass die Dunkelheit sie verbergen würde.
    Es gelang. Er ging nichtsahnend in die Falle, bis sie das Seil spannte, das sich an seinen Knöcheln fing, und er zu Boden krachte wie ein gefällter Baum. Die Hütte bebte, und seine Flüche klangen in ihren Ohren, als sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher