Sturm ueber den Highlands
umgeben von den dicken Mauern von Kinduin?“ Sie brauchte dem Mann nicht zu sagen, dass sie nicht beabsichtigte, hier zu bleiben. Er würde sich nur aufregen.
Sir Giles runzelte die Stirn und zwirbelte seine Bartspitzen. „Ja, die Burg ist wehrhaft, doch ..."
„Gut. Und dies ist mein Auftrag für Euch“, sagte sie lebhaft, ehe der Mann noch etwas entgegnen konnte. „Nehmt meine Kleider mit Euch.“ Sie trat zur Seite und deutete auf den großen Packen, der reisefertig geschnürt war. „Ich möchte, dass Ihr sie nach Curthill bringt und verkauft.“
„Verkaufen?“ Sir Giles rang nach Luft.
„Ja.“ Ein Stück pfauenblauer Seide lugte aus dem Packen heraus. Elspeth unterdrückte einen wehmütigen Seufzer, bückte sich und schob ihn außer Sichtweite. Sie hatte dieses Kleid geliebt. Vielleicht kann Ena Wolle in diesem Ton einfärben, dachte sie, als sie sich aufrichtete, um dem erregten Ausdruck Sir Giles zu begegnen. „Verkauft sie, und mit dem Erlös kauft Vorräte für Kinduin. Ich habe eine Liste angefertigt.“ Sie zog eine Pergamentrolle aus ihrem Ärmel. „Gebt dies Lady Mary auf Curthill. Sie wird genau wissen, was wir brauchen.“
„Wie Ihr befehlt, Mylady“, sagte Sir Giles.
Sie würde Lucais schon zeigen, dass sie nicht habgierig oder schwach war. Sie war aus härterem Holz gemacht, als er sich wahrscheinlich vorstellen konnte. Anderenfalls hätte sie nicht vier Jahre mit Raebert überdauert. Sie war in die Highlands gekommen, um ein neues Zuhause für sich zu schaffen, und das wollte sie auch tun. Sie hatte gelobt, Lucais’ Gemahlin zu sein für ein Jahr und einen Tag, und auch das wollte sie tun.
Eine Vorausahnung nagte an ihrer Zuversicht. Es war eine Sache, Kinduin in ein behagliches Zuhause zu verwandeln und als Burgherrin zu herrschen. Eine andere Sache war die persönliche Aufmerksamkeit, die Lucais von seiner Frau und Gemahlin erwartete. Konnte sie sich dazu überwinden, mit ihm zu schlafen?
11. KAPITEL
Daibidh Sutherlands Hütte war aus Stein und abseits des Dorfes erbaut. Gedrungen und finster stand sie am Waldesrand, wo Farne und Pilze wuchsen. Eine passende Umgebung für den Mann, der die Legenden der Sutherlands hütete - ein Mann, der nahezu selbst eine Legende war.
Als Lucais den Pfad zur Hütte entlangschritt, wurde der Lärm aus dem Dorf zu einem fernen Summen. Er hielt inne und hob den Kopf, um den würzigen Duft der Kiefern in sich aufzunehmen. Der Wald roch nach feuchter Erde und Rauch. Auf wundersame Weise waren die Sorgen, die ihn drückten, leichter geworden. Ja, ein Zauber schien hier zu herrschen, die gleiche Art von stummer Schönheit, die den Turm in der Schlucht umgab. Kein Wunder. Die Überlieferung berichtete, dass es dieselben Menschen waren, die den Turm und auch die Hütte erbauten, um den Wahrsagern des Clans Sutherland ein Obdach zu geben.
Lucais hoffte, dass Daibidh bereit war, einige Geheimnisse mit ihm zu teilen. Er überwand die Entfernung zu dem Haus und klopfte an die verwitterte Tür, dann trat er zurück, um in respektvollem Abstand zu warten.
„Komm herein, Lucais“, rief eine krächzende, schwache Stimme.
Die Tür öffnete sich auf seine Berührung hin und schwang knarrend in den dicken ledernen Türangeln. Drinnen war es düster, die Luft schwer vom Rauch, der aus der Feuerstelle in der Mitte der Hütte aufstieg und durch ein Loch im Dach verschwand. Es roch ein wenig nach Gewürzen, Erde und Alchimie. Lucais straffte sich.
Es gab keine Fenster. Das einzige Licht kam von dem kleinen Feuer und einer flackernden Kerze in einer Mauernische in einer der Ecken des Raumes. Darunter stand ein Tisch, auf dem Pergamentrollen ausgestreut lagen, die so alt waren, dass sie bereits gebrochen und vergilbt waren. Hölzerne Truhen mit schweren Eisenbändern standen an den rußgeschwärzten Wänden. Darüber hingen Bretter, ohne jegliche Ordnung vollgestopft mit irdenen Gefäßen und verkorkten Flaschen. Wie der alte Daibidh hier irgendetwas finden konnte, war Lucais schleierhaft.
„Ich komme ganz gut zurecht.“ Die treffenden Worte waren in Gälisch gesprochen, und Lucais zuckte zusammen. Sein Blick wandte sich der Gestalt zu, die auf der anderen Seite des Feuers mit gekreuzten Beinen auf einem Strohlager saß.
„Ohne Zweifel, da sich das meiste Wissen in deinem Kopf befindet“, antwortete Lucais. Er hob die Augenbrauen als stumme Bitte an seinen Betrachter und erhielt ein wohlwollendes Nicken zur Antwort. Lucais ging um die Feuerstelle und
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