Sturm ueber den Highlands
ließ sich zu Daibidhs rechter Seite nieder. Der Erdboden war hart gestampft und kalt. Lucais unterdrückte einen zweiten Schauder und wunderte sich, wie Daibidh es fertig brachte, sich warm zu halten.
Der Altehrwürdige war spindeldürr wie ein Geist, nur bekleidet mit abgenutzten ledernen Stiefeln und einer langen schwarzen Kutte, so schäbig, dass selbst der frommste Mönch sie verschmähen würde. Sein Gesicht, so wenig Lucais durch die Schatten, die die Glut darauf warf, sehen konnte, war faltenlos, sanft und ohne Alter. Sein zahnloser Mund wirkte eingefallen, doch seine Augen, die unter dünnen weißen Brauen hervorblickten, waren glänzend wie Gold, gnadenlos, und sein Blick durchbohrend wie die Strahlen der Nachmittagssonne.
„Du hast etwas, das du mir zeigen möchtest.“ Der alte Mann hielt ihm die geöffnete Hand entgegen.
Ohne eine Frage griff Lucais in den Beutel, holte die beiden Münzen hervor und legte sie vorsichtig in die knorrige braune Hand.
Daibidh zuckte zusammen, als hätte er sich verbrannt, die klauenähnlichen Finger schlossen sich. „Woher hast du das?“
Der alte Mann konnte also doch nicht alles sehen. Lucais tat einen tiefen Atemzug und berichtete von den Ereignissen der letzten Tage, von der Ankunft Elspeths und ihren Männern bis zur Suche nach Wee Wats Dolch. „Du erkennst diese Münzen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
Daibidh erwiderte nichts. Er saß regungslos, die Hände, welche die Münzen hielten, gegen die Brust gepresst, seine Augen hatten einen seltsamen Ausdruck und waren auf die Flammen gerichtet. Der Widerschein ließ sie ebenso heiß glühen wie das Feuer. Die Stille vertiefte sich, hüllte sie ein; der Geruch des Rauchs veränderte sich, er wurde süßlicher, so dass Lucais glaubte, es rieche nach Lavendel. Nach Elspeth.
„Sie ist es, die ich erwartet habe“, sagte der alte Mann.
Lucais sprang auf. „Sie ist es?“ War das gut oder schlecht?
Daibidh wandte langsam den Kopf und richtete seinen leuchtenden Blick auf Lucais. „Ich habe das vorhergesehen, doch ich wusste nicht, dass es so bald sein würde.“
„Was ist es? Was sahst du?
„Tod.“
O Gott. „Elspeths?“ krächzte Lucais heiser, und sein Innerstes erstarb.
„Was ich sehe, ist wichtiger als eine einzige Frau. Es ist der Tod dessen, was einst gewesen.“ Er hielt inne. „Man hat den Turm geschändet.“
„War es Elspeth?“
„Nein. Noch nicht.“
„Sie hat also die Absicht, es zu tun.“ Er wusste es. „Ich werde ... ich werde sie wegschicken.“ Der Gedanke daran brachte ihn beinahe um. „Ich werde ...“
„Dafür ist es zu spät. Die Mächte sind bereits in Bewegung geraten. Böse Mächte.“
Lucais erschauderte. „Die Munros.“ Lass es bitte meine Feinde sein und nicht mein Weib.
„Ja. Die Munros sind unsere Feinde“, sagte der Alte, und Lucais stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Aber nur für einen kurzen Augenblick. „Doch etwas anderes braut sich zusammen. Du hast es gefühlt, als du beim Turm warst.“
Lucais spürte es wieder, wie eiskalte Finger, die seinen Rücken entlangfuhren. „Was ist es?“
„Eine Kraft, jenseits unserer Fantasie.“ Daibidh sah ins Feuer, dann blickte er rasch zurück zu Lucais. „Sie hätten die Warnungen beherzigen sollen und den Turm niemals betreten dürfen.“ „Die Munros waren im Inneren und haben die Münzen gestohlen“, erriet Lucais. „Während eines Handgemenges mit Wee Wat verlor Seamus die Münzen. “
„Die Münzen gehören den altehrwürdigen Toten.“
Lucais stieß den Atem durch die zusammengepressten Zähne, als sich die Teile des Rätsels zusammenfügten. Der Legende nach waren in dem Turm die Gebeine der Sutherlands begraben. Deshalb galt der Ort auch als heilig für seinen Clan. Die Tatsache, dass die Urahnen oftmals die Verstorbenen in wertvollen Gewändern und mit ihren irdischen Gütern beerdigt hatten, machte das plötzliche Interesse von Seamus an dem Turm erschreckend deutlich. Wee Wat war nicht weit von der Wahrheit entfernt gewesen, als er am Morgen vor Schatzräubern gewarnt hatte.
„Ich möchte meine Seele wetten, dass sie nicht mehr als diese Münzen gefunden haben, denn sonst würden sie sich nicht noch immer an dem Ort herumtreiben wie Aasgeier, die auf den Tod ihres Opfers lauern.“ Lucais war zu wütend und erregt, um still dazusitzen. Er sprang auf und ging in der engen Hütte auf und ab. „Ich werde die Wachen in diesem Gebiet verstärken.“
„Das ist ein weiser
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