Sturm ueber den Highlands
Erregung verriet. Nach dem Mittagsmahl wollte er sie ins Dorf bringen und sie Daibidh zeigen. Der Druide der Sutherlands von Kinduin mochte die Symbole auf den Münzen erkennen. Daibidh würde sich eher die Zunge herausschneiden lassen, ehe er auch nur einer Seele von ihrer Existenz berichtete.
Wäre ich mir doch auch nur der Loyalität von Elspeth sicher, dachte Lucais mit einem plötzlich auftretenden Schmerz und betrachtete sie, wie sie geschickt den Verband auf Wee Wats Wunde erneuerte. Er wünschte, er hätte damit gewartet, Wat die Münzen zu zeigen, bis Elspeth gegangen war. Bei diesem Gedanken fühlte er sich treulos. Er liebte sie. Und mit Liebe kam auch Vertrauen. Doch die Wahrheit war, dass sie, auch nachdem sie sich in der letzten Nacht näher gekommen waren, sich gegenseitig nicht vertrauten.
„Kann ich eine der Münzen sehen?“ fragte Elspeth, als Lucais die Tür zu Wee Wats Zimmer hinter sich schloss.
Die angenehme Wärme seiner Hand auf ihrem schmalen Rücken verschwand. „Warum?“ So kurz, so misstrauisch. Die Fackeln in den Wandarmen warfen zuckende Lichter und Schatten auf sein Gesicht. Mit seinem harten Ausdruck erschien er ihr wie ein Fremder.
„Es gibt keinen besonderen Grund dafür“, sagte Elspeth langsam. Was war mit dem Band geschehen, das sich gestern Nacht zwischen ihnen gesponnen hatte? Wo war der Mann, der sie heute Morgen geküsst hatte, seine Zärtlichkeit, die ihre Angst erleichterte, selbst als Leidenschaft ihre Sinne verwirrte? „Glaubst du, ich möchte sie stehlen?“
„Würdest du?“
Ah, er war also wieder der kalte, berechnende Ritter, der sie an den Ufern des Loch Shin gefangen genommen hatte. „Gut. Behalte die verdammten Dinger.“ Aufgebracht, die Sinne erregt von dem Versuch, mit der Lage, in der sie sich befand, und dem Mann, der ihr gesamtes Dasein in Aufruhr brachte, fertig zu werden, wirbelte sie herum und eilte den Korridor entlang. Wut machte sie taub für alles um sie her, so dass sie nicht hören konnte, ob er ihr folgte oder nicht. Doch es war ihr auch gleichgültig.
Elspeth stieß die Tür auf und erstarrte. Hunderte von Fackeln blendeten sie, die die Halle in das helle Licht einer Wiesenlandschaft zu Mittag tauchten. Sie blinzelte und sah, dass der Raum bis an sein Fassungsvermögen überfüllt war. Die Angehörigen des Sutherland Clans, alle in ihrer besten Kleidung, saßen dicht gedrängt an den Schragentischen.
„Seht, ich habe euch gesagt, sie wird gleich hier sein“, rief Ena aus und ließ das Gemurmel verstummen. Hunderte Augenpaare wandten sich dahin, wo Elspeth an der Türschwelle stand. „Und Lucais mit ihr.“
„Was ist das?“ fragte Lucais mit demselben vorsichtigen Ton, mit dem er nur wenige Augenblicke zuvor zu Elspeth gesprochen hatte.
„Ich habe dir ein Fest versprochen zu Ehren deiner Hochzeit“, antwortete die alte Frau schnell. „Und das ist es.“
Elspeths Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie auf ihr Kleid hinabsah. Als sie am Morgen in ihre Gemächer zurückgekehrt war, war sie so bestrebt gewesen, rasch nach Wee Wat zu sehen, dass sie das verdrückte Kleid ausgezogen, sich hastig gewaschen und das erstbeste Kleid aus ihrem Reisegepäck angezogen hatte. Die pfauenblaue Seidencotte war ihr das Liebste, doch sie war alt und schlicht. „Ich sollte etwas Besonderes tragen“, sagte sie entsetzt.
„Dein Kleid ist fein.“ Lucais nahm ihren Arm und führte sie galant an die Hohe Tafel.
Es entspricht einem Mann, die Kleidung als unwichtig zu empfinden, dachte Elspeth, als sie sich auf den Stuhl sinken ließ, den er für sie bereithielt. „Nur weil du keinen Wert darauf legst, wie du gekleidet bist, bedeutet das nicht, dass ich altes Sackleinen tragen muss“, sagte sie.
„Niemand hat das von dir verlangt“, erwiderte er.
„L...Lucais“, sagte Danny und trat zwischen die beiden. „Wollt Ihr Wein?“ Der Bursche hatte einen Krug in beiden Händen, Sein Blick ging unruhig zwischen beiden hin und her.
Lucais’ Ausdruck wurde weicher, als er sich zu seinem Knappen wandte. „Ja, vielen Dank.“
„Zuerst die Sache mit den Münzen, nun das“, sagte Elspeth, nachdem der Bursche den Becher gefüllt hatte, den sie teilen sollten, und entschwunden war. „Wenn es dir Leid tut, dass wir vermählt sind, ist es einfach genug, die Verbindung zu lösen.“
„Du willst dein Wort brechen?“ Lucais blickte sie unverwandt an, und seine braunen Augen schimmerten grün. Eindringlich. Prüfend. Sie suchten nach einer
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