Sturm über der Wüste
konnte sich mit einem Mal nicht mehr rühren. So stand sie auch noch Minuten später, als ein schwarzer Jaguar an ihr vorbeiraste, nah genug, um ihr fast die Zehen abzufahren.
Keegan sprang heraus. „Was ist passiert?“, fragte er in einem Ton, als ob sie Psyche Gift unter das Essen gemischt hätte.
Florence musste ihn angerufen haben.
„Sie ist … Psyche hat starke Schmerzen. Sehr starke Schmerzen.“
„Und Sie stehen hier draußen rum, weil?“
Ein unbändige und tobende Wut ergriff sie, gemischt mit etwas anderem, einem Gefühl, das sie nicht genau benennen, geschweige denn analysieren wollte. „Nun, weil das heute eine so schöne Nacht ist!“, schrie sie und breitete die Arme aus.
„Ach, halten Sie die Klappe.“ Keegan lief auf den Eingang zu.
Nur mit Mühe konnte Molly mit ihm Schritt halten. „Wenn sie nun stirbt?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
Hinter der verglasten Doppeltür blieb Keegan stehen und starrte sie mit gerunzelter Stirn an. „Spielen Sie kein Theater. Psyche ist unheilbar krank. Es dürfte für Sie nicht überraschend kommen.“
„Warum müssen Sie nur so ein Arsch sein?“, flüsterte Molly, die nicht einmal mehr versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
Irgendwo im Gebäude hörte man Psyche schreien.
Keegan stürzte in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Molly lief auf und ab. Die Frau am Empfang sah sie missbilligend an. Trotzdem eilte Molly auf sie zu. „Bitte sagen Sie mir, wie es Psyche geht.“
„Sie hat Krebs im Endstadium“, entgegnete die Frau.
„Vielen Dank für diese Neuigkeit. Ich habe sie gerade schreien gehört. Ich möchte verdammt noch mal wissen, was da hinten vor sich geht.“
„Gehören Sie zur Familie?“
„Nein, ich bin … eine Freundin.“
„Dann kann ich Ihnen ohne die Genehmigung von Mrs. Ryan keine Auskunft geben.“
„Keegan McKettrick ist bei ihr. Wie kommt es, dass er keine Genehmigung braucht?“
„Weil er Keegan McKettrick ist.“
Molly holte tief Luft, atmete langsam aus und dann wieder ein. „Gut, lassen Sie uns noch mal von vorn beginnen, ja?“
„Schön“, entgegnete die Frau gelassen.
„Da wartet eine Frau in Psyches Haus darauf zu erfahren, wie es ihr geht. Ich muss ihr wenigstens irgendetwas sagen.“
„Handelt es sich dabei um Florence?“
„Richtig.“
„Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.“
„Das wäre fantastisch.“
Die Frau verschwand in den hinteren Räumen. Einige Minuten später eilte ein gut aussehender blonder Mann ins Krankenhaus. Er sah genauso verschlafen aus wie Keegan zuvor.
Die Rezeptionistin kam zurück. „Der Doktor hat den Notarztwagen gerufen“, erklärte sie Molly und dem blonden Mann. „Sie wird nach Flagstaff gebracht.“
„Himmel“, murmelte der blonde Mann.
Und dann lief er in dieselbe Richtung wie Keegan.
„Ich vermute, er ist auch ein McKettrick.“ Molly angelte ihr Handy aus der Tasche.
„Da vermuten Sie richtig.“
Sie wählte Psyches Nummer. Florence antwortete beim ersten Klingeln.
„Sagen Sie mir, wie es meinem Baby geht“, rief sie angsterfüllt.
„Sie wird nach Flagstaff gebracht.“
„Gütiger Herr im Himmel“, stöhnte Florence.
Keegan stürmte in die Halle. Der blonde Mann folgte ihm. Dann stürzten beide hintereinander ins Freie.
„Verdammt“, schimpfte die Rezeptionistin. „Wenn die beiden anfangen, sich zu prügeln, werden wir mindestens eine Woche brauchen, um sie wieder zusammenzuflicken.“
„Molly?“, hörte sie Florence’ Stimme.
„Ich halte Sie auf dem Laufenden.“ Damit legte sie auf.
Die Rezeptionistin lief an ihr vorbei. „Keegan!“, schrie sie. „Jesse! Benehmt euch, oder ich rufe Wyatt Terp, das schwöre ich! Dann landet ihr beide im Kittchen!“
5. KAPITEL
Jesse, dessen Brust sich heftig unter seinem weißen T-Shirt hob und senkte, warf Keegan ein Grinsen zu und lehnte sich gegen seinen Truck auf dem Krankenhausparkplatz. „Sie tut es wirklich, weißt du?“, rief er warnend. Er deutete mit dem Daumen auf Carrie Johnson, die Rezeptionistin vom Krankenhaus.
„Da hat er verdammt recht, ich tue es“, schwor Carrie. „Was ist überhaupt los mit euch beiden? Wir haben hier eine wirklich kranke Frau, und euch fällt nichts Besseres ein, als euch zu streiten wie früher auf der Highschool?“
Keegan errötete. Zumal er erst jetzt realisierte, dass Molly Shields die ganze Zeit im Hintergrund gestanden und zugesehen hatte, wie er einen Narren aus sich machte. Er schämte sich zutiefst – und
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