Sturm über der Wüste
sprach, waren sie allein.
„Rede mit mir, Keeg“, forderte Jesse Keegan nach langem Schweigen auf.
„Wenn du es unbedingt willst. Cheyenne hat mir gesagt, wie du dich morgen bei der Konferenz entscheiden willst. Du wirst für den Verkauf stimmen. Besten Dank auch.“
„Jetzt weiß ich wenigstens, was in dich gefahren ist.“ Jesse nippte an seinem Kaffee.
„Du hättest es wenigstens erwähnen können.“
„Ich fand nicht, dass die Feier zum Unabhängigkeitstag der richtige Ort für so ein Gespräch ist.“ Jesse betrachtete ihn nachdenklich. „Aber zumindest kapiere ich jetzt, warum du dich gestern Nacht mit mir prügeln wolltest.“
„Was hast du denn gedacht, worum es geht?“
Jesse hob eine Schulter. „Um Psyche“, sagte er.
Keegan fiel ein wenig in sich zusammen. „Um Psyche?“
Ohne ein weiteres Wort trank Jesse seinen Kaffee aus und warf den Becher in einen Mülleimer. „Ich fahre zurück zur Ranch. Kommst du mit? Ich kann dich zu deinem Wagen bringen. Aber bestimmt nehmen dich auch Molly und Florence mit, wenn du noch länger bleiben möchtest.“
„Einen Teufel werde ich tun“, brummte Keegan. Devon war noch immer bei Rance und suchte die Straße nach seinem Auto ab. Er musste zurück.
„Warum hasst du sie so sehr?“
„Das habe ich dir bereits erklärt.“
Die Zeitung rutschte vom Schoß des alten Mannes. Jesse hob sie auf und reichte sie ihm.
„Rance hast du es erklärt“, widersprach Jesse. „Und Rance hat mir davon erzählt.“
„Na, damit ist deine Frage beantwortet. Und ich hasse sie nicht. Aber ich traue ihr auch nicht.“
Lässig schaukelte Jesse auf den abgelaufenen Absätzen seiner Cowboystiefel. „Scheint, als ob die Geschichte mit Shelley dir ganz schön zugesetzt hätte.“
„Na wunderbar – noch mehr Cowboy-Psychologie, bitte.“
„Stets zu Diensten. Hier meine Diagnose: Du benimmst dich wie ein selbstgerechter Mistkerl, Keeg. Psyche hat recht, du weißt nicht, ob du mit Molly ins Bett gehen oder so schnell wie möglich abhauen sollst.“ Er grinste. „Das Gefühl kenne ich.“
Wütend warf Keegan den Rest seines Kaffees samt Becher in den Müll. „Das ist nicht wie bei dir und Cheyenne“, beteuerte er.
„Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“ Wieder rutschte die Zeitung auf den Boden, und wieder hob Jesse sie auf. „Niemand hat mich jemals dermaßen wütend gemacht wie Cheyenne. Stell dir meine Überraschung vor, als ich festgestellt habe, dass es sich einfach um pure Leidenschaft handelte.“
„Na so was“, entgegnete Keegan trocken.
„Ich hole den Truck“, sagte Jesse. „Wenn du mit mir fahren willst, solltest du dich von Psyche verabschieden.“
„Nein“, verkündete Molly rundheraus, aber so leise, dass Florence sie im Badezimmer nicht hören konnte. Lucas lag an Psyche geschmiegt im Bett. Mollys zerriss es fast das Herz zu sehen, wie er sich an seiner Adoptivmutter festhielt – fast als wüsste er, dass sie nicht mehr lange da sein würde. „Ich werde Keegan McKettrick nicht heiraten.“
Psyche streichelte zärtlich über Lucas’ Kopf. „Ich könnte das zur Bedingung für eine Adoption machen“, erwiderte sie. Molly gefror das Blut in den Adern.
„Selbst wenn ich diesen jähzornigen Mr. McKettrick zum Mann haben wollte“, entgegnete Molly hastig, „was nicht der Fall ist – nur damit wir uns richtig verstehen –, würde er vermutlich lieber vom Blitz getroffen werden.“
„Stimmt ungefähr“, bemerkte Keegan von der Tür aus.
Sprachlos starrte Molly ihn an. In diesem Moment trat Florence aus dem Badezimmer. Keegan kam zu Psyches Bett und strich ihr und Lucas kurz über die Wange. „Ich muss zurück nach Triple M. Devon wartet auf mich.“ Über Molly hinweg sah er zu Florence. „Rufen Sie mich an, wenn sich etwas verändert?“
„Geh nur“, beruhigte ihn Psyche. „Noch sterbe ich nicht. Du hast gehört, was die Ärzte heute Morgen gesagt haben. Meine Medikamente müssen nur neu eingestellt werden. Wahrscheinlich kann ich morgen schon wieder nach Hause.“
Bedrückt ging Molly zum Fenster und legte die Stirn an die Fensterscheibe. Tiefe Trauer um eine Frau, die sie kaum kannte, erfasste sie. Als sie eine Hand auf der Schulter spürte, versteifte sie, weil sie glaubte, dass es Keegan war. Seltsamerweise enttäuschte es sie, an seiner Stelle Florence zu sehen.
„Bringen Sie Lucas nach unten?“, bat die Haushälterin. „Psyche ist völlig am Ende. Sie muss sich ausruhen.“
Sie nickte und nahm
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