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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ich erst den Zauber noch einmal durchgeführt habe, wird das Tor sich ganz öffnen – und ich werde dafür sorgen, daß es hier für Götter würdig ist, wie es selbst in den alten Tagen nie war! Inzwischen …« Sie schaute sich um. »…ehe wir damit anfangen, müssen wir noch einige Besuche machen. Es wäre unklug, den Vorteil nicht zu nutzen, den wir jetzt haben.«
    Harran schwieg. Es lief alles anders, als er es sich vorgestellt hatte!
    »Wir gehen jetzt zu Savankalas prahlerischem Tempel und reden ein Wörtchen mit dem Angeber. Ein Tempel, größer als der meines Vaters …!« Sie klang entrüstet, aber auch voll angenehmer Erwartung, wie jemand, der sich auf einen bevorstehenden Kampf freut. »Danach werden wir Vashankas Kind umbringen, das Molin Fackelhalter großzieht. Und schließlich statten wir dieser Bey einen Besuch ab. Zwei Pantheons in einer Nacht – damit räumen wir eine Menge Schwierigkeiten aus dem Weg, die sonst sicher nicht ausgeblieben wären. Komm, Harran, wir wollen die Nacht nicht vergeuden, und das zweite Öffnen muß vor dem Morgengrauen geschehen.« Und schon eilte sie durch den kahlen Innenraum des Tempels und stieß die Flügel der riesigen Bronzetür mit dem Speer auf, daß sie sich aus den Angeln hoben.
    Sie polterten mit einem Krachen die Freitreppe hinunter, das ganz Freistatt aus dem Schlaf reißen mußte, wie Harran annahm – allerdings bezweifelte er, daß jemand so verrückt sein würde, sich ins Freie zu wagen, um zu erkunden, was es verursacht hatte.
    Und die unsterbliche Göttin schritt mit dem sterblichen Mann die Stufen hinunter und die Tempelallee entlang. Die Göttin ging voraus und schaute sich interessiert um; der Mann mit nur einer Hand stapfte hinter ihr her, ihn quälten entsetzliche Befürchtungen. Ohne Zweifel war Siveni alles, was er sich vorgestellt hatte, ja mehr. Und dieses ›Mehr‹ war es, was ihm zu schaffen machte. Sivenis Weisheit wurde gewöhnlich durch Mitgefühl gemildert. Aber wo war ihr Mitgefühl heute? Hatte er bei dem Zauber etwas falsch gemacht. Gewiß, Siveni war eine ungestüme Göttin, schnell entschlossen und flink, wenn sie sich etwas vornahm. Aber ich habe nicht erwartet, daß sie auf diese Weise einschreiten würde …
    Harran schauderte. Auch mit ihm stimmte etwas nicht. Er konnte viel deutlicher sehen, als es zu dieser nächtlichen Stunde der Fall sein durfte. Und er fühlte sich viel zu frisch für einen, der in einem Totenacker gebuddelt, sich im Bett ausgetobt, einen Zauber durchgeführt und eine Hand verloren hatte, und das alles in einer Nacht! Gehörte diese Kraft auch zu der von Siveni erwähnten Nebenwirkung des Zaubers, zu diesem Erwachen der Göttlichkeit in ihm? Es war ein beunruhigender Gedanke. Menschen sollten keine Götter sein, denn wofür hatte man echte Götter?
    Harran warf einen Blick auf Siveni und stellte fest, daß sie jetzt etwas erträglicher war. Sie schaute auf eine Weise zum Labyrinth und nach Abwind, die schließen ließ, daß sie keine Schwierigkeiten hatte, den Dingen bis auf den Grund zu sehen. »Der Zustand dieser Stadt ist erschreckend«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und blickte Harran vorwurfsvoll an.
    »Wir hatten schlimme Zeiten«, verteidigte er sich. »Kriege, Invasionen …«
    »Das werden wir bald beheben«, versicherte ihm Siveni. »Angefangen mit den Invasoren.« Sie blieben vor dem riesigen Savankala-Tempel stehen. Mit funkelndem Blick betrachtete Siveni ihn, dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf – die irgendwie drei Ellen und fünfzig Ellen gleichzeitig war – und schrie mit so lauter Stimme, daß sie einem Donnerschlag Konkurrenz machte: »Savankala, komm heraus !«
    Die Echos wiederholten die Herausforderung in der ganzen Stadt. Siveni zog die Brauen zusammen, als sich Augenblick an Augenblick reihte und nichts sich tat. »Komm heraus, Savankala!« brüllte sie aufs neue. »Oder ich werde diesen elenden Steinhaufen um dich herum niederreißen, deine Statue zertrümmern und meinen Speer an einer bestimmten Stelle in die Statue deines geliebten Weibes stoßen!«
    Eine lange, lange Stille setzte ein – gefolgt von sanftem Donnergrollen, das eher nachdenklich als drohend klang. »Siveni«, erschallte die gewaltige Stimme aus dem Tempel vor ihnen – zumindest hörte es sich so an. »Was willst du?«
    »Dich zumindest in zwei von drei Durchgängen besiegen, Sonnengott«, brüllte Siveni triumphierend, als hätte sie den Wettkampf bereits gewonnen. »Und dann, daß du mit

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