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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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unter einem azurblauen Himmel segelte, einen Vogel mit Feueraugen und Kristallschwingen … Seine Kehle schnürte sich zu. Er hatte es ihr nicht erzählt … Er würde ihr die regenbogenfarbenen Fliegen zeigen, die er für Alfi gemalt hatte, dann würde sie verstehen. Ihm war die Macht eines Gottes gegeben – welches Recht hatte sie da, so zu ihm zu sprechen? Lalo schaute sich wild um, da erinnerte er sich, daß er die Läden geöffnet hatte und die Insekten hinausgeflogen waren.
    »Ich habe dir das Leben gerettet, und so dankst du es mir?« brüllte Gilla. »Mir das letzte Kind zu verbrennen, das ich gebären konnte?«
    »Mir das Leben gerettet?«
    Plötzlich sah er das Ende seiner Vision wieder – er hatte eine Göttin gemalt, die ihn aus dem Himmel hinabzerrte! Eine Göttin mit Gillas Zügen! »Dann warst du es, die mich zurück in diese Kloake holte? Und da willst du auch noch, daß ich dir dafür danke?« Jetzt brüllte er so laut wie sie. »Du Unglückselige! Weißt du, was du mir damit angetan hast? Sieh dich doch an! Du stehst da wie ein unförmiger Haufen Talg! Warum sollte ich zu dir zurückkehren wollen, wenn Eshi sich persönlich meines leiblichen Wohls annahm?«
    Einen Augenblick starrte Gilla ihn sprachlos an, dann riß sie den Kochlöffel aus dem Topf am Herd und warf ihn nach Lalo. »Nein, dank mir nicht, denn es tut mir jetzt leid, daß ich es getan habe!« Ein Sieb folgte dem Kochlöffel. Dann griff sie nach dem Kupferkessel, und Lalo duckte sich, während Wedemir protestierend auf die Füße sprang.
    »Du hast eine Göttin, mit der du schlafen kannst? Wurm! Dann geh doch zu ihr! Wir kommen hier gut ohne dich aus!« schrie Gilla.
    Der Kupferkessel kam wie ein Sonnenrad auf Lalo zugeflogen, traf und fiel krachend auf den Boden. Lalo richtete sich auf und hielt seinen Arm.
    »Ich werde gehen …« Er bemühte sich um eine feste Stimme. »Ich hätte schon lange gehen sollen. Ich hätte der größte Künstler des Reiches sein können, wenn du mich nicht festgehalten hättest! Aber bei den tausend Augen Ils’, das kann ich immer noch sein!« Gilla keuchte, ihre abgearbeiteten Hände ballten und öffneten sich, während sie nach einem weiteren Gegenstand Ausschau hielt, den sie nach Lalo werfen könnte. »Wenn du wieder von mir hörst, wirst du wissen, was ich wirklich bin, und du wirst deine Worte bereuen!«
    Lalo straffte die Schultern. Gilla beobachtete ihn mit steinernem Gesicht und einem Ausdruck in den Augen, den zu enträtseln er sich jetzt nicht die Mühe machen wollte. Seine Erinnerung flüsterte ihm zu, daß er sie, wie schon früher, im wahren Licht sehen würde, wenn er seinen Zorn beherrschte. Aber er verdrängte diesen Gedanken. Die Wut brannte in seinem Bauch wie eine Esse der Macht. So hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er den Attentäter Zanderei überlistet hatte. (3)
    Stumm stapfte er zur Tür, hängte sich den Beutel an den Gürtel und warf sich das kurze Cape um, das dort am Haken hing.
    »Papa – wo willst du hin?« Wedemir hatte endlich seine Stimme gefunden. »Es ist nicht mehr lange bis Sonnenuntergang, und bald beginnt die Ausgangssperre! Du kannst jetzt nicht mehr weggehen!«
    »Meinst du? Ihr werdet schon sehen, was ich kann!« Lalo öffnete die Tür.
    »Mistkerl! Farbenkleckser! Betrüger!« schrie Gilla. »Wenn du jetzt gehst, brauchst du dir nicht einzubilden, daß wir dich mit offenen Armen wieder aufnehmen werden!«
    Lalo antwortete nicht. Als er die Treppe hinunterrannte, hörte er als letztes das knochenerschütternde Krachen des Gußeisentopfes gegen die sich schließende Tür.
     
    Das Geräusch laufender Stiefel hinter ihm jagte ihm Angst ein. Sie verband sich mit der Wut, die Lalo zu schnellem Schritt angespornt hatte. Narr! Die Lektionen eines ganzen Lebens hallten in seinem Kopf. Dein Rücken verrät dich! Du darfst ihn niemandem zuwenden! Nur wer wachsam ist, überlebt! Früher hatte jeder gewußt, daß es sich nicht lohnen würde, Lalo zu überfallen, aber bei dem gegenwärtigen Durcheinander in der Stadt konnte man von jedem verfolgt werden. Verzweifelt versuchte Lalo sich zu erinnern, ob dieser Block zum Revier der VFBF gehörte, der Nisibiser Todestrupps oder der zurückkehrenden Stiefsöhne oder des 3. Kommandos oder Jubals neuen Horden – oder ob hier der Bezirk von sonst irgend jemandem war, von dem er noch nicht gehört hatte.
    Sein kleiner Dolch blitzte in seiner Hand. Er würde zwar kaum irgend jemand abschrecken, der mit Waffen umzugehen

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