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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Preis. Da wagte dieses Weibsbild von Übersee doch tatsächlich sich darüber zu beschweren, daß sie dieses Mal nicht mit der gehörigen Achtung behandelt worden sei. (Die achtjährige Tochter Mondblumes hatte sie angestarrt, das war alles. Und es fiel einem wahrhaftig schwer, diese Fischäugigen nicht anzustarren.)
    Schließlich verließ sie diese dritte Sitzung jedoch überglücklich, denn die S’danzo hatte eine gute Wendung in Esanssus Liebesleben gesehen. In allen Rassen gibt es jedoch Verlierer, und Esanssu verdarb sich ihre Chance selbst. Natürlich kam sie zurück und gab Mondblume die Schuld. Sie schrie und tobte und bedrohte die S’danzo auf eine Weise, daß ihr Mann aus Angst um seine Frau aus dem Geschäft stürmte. Blind in ihrer Raserei sah Esanssu ihn kaum, als sie ihre Klinge zog und auf ihn einschlug. Er stürzte blutig zu Boden.
    Mondblume schrie. Mit riesigen Augen starrte sie auf das schreckliche Bild und war der Ohnmacht nah. Doch sie fing sich. Vielleicht war es auch das Adrenalin, das ihr die Kraft gab, mit einem Rauschen und Rascheln von Röcken und Tüchern in allen Farben und Mustern, auf die Füße zu kommen. Ohne zu überlegen, versetzte sie der mörderischen Fischäugigen eine Ohrfeige, hinter der ihre ganze beachtliche Kraft steckte. Die Beysiberin flog gegen die Wand des Geschäfts und schlug mit dem Kopf dagegen. Sie glitt die Wand hinunter und hinterließ einen roten Streifen auf dem Verputz, bis sie auf dem Boden zu sitzen kam. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihre Beine zuckten. Mondblume kniete sich weinend neben ihren verwundeten Mann und kämpfte gegen ihr Schluchzen an, während sie Streifen von ihren Röcken riß, um sie auf die Verletzung zu drücken und so das Blut zu stillen. Plötzlich bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, daß Esanssu tot war.
    All das war schon schlimm genug, und jeder wußte, daß Mondblume sich jetzt in größten Schwierigkeiten befand, denn für die Beysiber wurde Gerechtigkeit großgeschrieben, solange sie davon nicht selbst nachteilig betroffen waren. Zu allem Unglück geschah noch etwas anderes. Kinder hatten eine Harka Bey geärgert und waren, ehe sie etwas unternehmen konnte, in dem Gassengewirr verschwunden. Diese Kriegerin rannte nun herbei und verlor den Kopf in ihrer Wut und der Arroganz, die wohl allen Besatzungsmächten überall auf der Welt anhaftete. Sie zog ihre lange, einschneidige Klinge aus der Hülle auf ihrem Rücken und schlug noch im Laufen zu. Mondblumes Gatte würde am Leben bleiben; Mondblume aber starb auf der Stelle.
    Hanse kam wenige Minuten nach dieser sinnlosen Gewalttätigkeit dazu. Selbst halb im Schock, bemühte er sich, die weinende Mignureal und ihre schreienden Geschwister zu beruhigen, konnte es jedoch nicht. Sein eigener Kummer verschnürte ihm die Kehle, und er war zu blind von Tränen, als daß er auch nur etwas hätte sehen können. Ohne daß es ihm wirklich bewußt wurde, rannte er blindlings, voll der Qual der Trauer davon. Und voll Wut.
    Zwei Blocks entfernt raste er um eine Ecke und prallte gegen eine beysibische Ordnungshüterin. Er erfuhr nie, ob es dieselbe gewesen war, die Mondblume ermordet hatte, seine geliebte Mondblume, die Mutter Mignureals.
    »Halt, was …«
    »Entschuldigt«, schluchzte Hanse. Er stach seinen Dolch in die Brust der Fischäugigen, zog ihn wieder heraus und rannte, fast ohne angehalten zu haben, weiter. Alle machten ihm Platz, denn Hanse, genannt Nachtschatten, schien Amok zu laufen.
     
    »He du, was zum Teufel, hast du hier zu suchen? Das ist Zips Bezirk, Labyrinther, und du hast eine Menge scharfes Eisen an dir. Ich und mein Kumpel werden es dir ab …«
    Jing, einer von Zips Jungs, verstummte. Er kannte diesen Eindringling an der Grenze zu dem Teil von Abwind, in dem Zip das Sagen hatte, doch nie hatte er diesen finsteren Burschen so – so finster gesehen. Bedrohlich! Die schwarzen Augen unter dem schwarzen Haar und über dem weinroten Umhang blitzten gefährlich. Seine Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert, und seine Miene verriet ungeheure Wut, die nur mit größter Selbstbeherrschung unterdrückt wurde.
    »Dich kenne ich nicht, aber Stottermaul neben dir sehr wohl. Wenn du nach einer deiner Waffen greifst, bist du so mausetot wie die Starräugige, die mir vor ein paar Stunden ins Messer gelaufen ist. Ich verspreche dir jedoch, daß ich nicht dasselbe für dich benutzen werde. Ich möchte doch nicht das Blut eines ilsiger Mitbürgers mit dem schwärenden Zeug vergiften,

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