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Sturm über Sylt

Sturm über Sylt

Titel: Sturm über Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Unglück! Von Anfang an hast du nur Unglück gebracht!«
    Wütend war Insa aus der Küche gelaufen, in den Kräutergarten, wo sie sich immer hinwandte, wenn sie Zeit brauchte, um etwas zu verarbeiten oder über etwas nachzudenken.
    Unglücklich ging Aletta kurz darauf auf den Eingang des »Grand Hotel« zu, die Gedanken strikt auf die Vergangenheit gerichtet, weil sie die Gegenwart sonst nicht ertragen hätte. Mit welchen Hoffnungen war sie als Vierzehnjährige hier ein- und ausgegangen! Voller Optimismus, dass sie hier nur ein Intermezzo gab, bevor ihr eigentliches Leben begann. Eines Tages wollte sie als gefeierte Sängerin hier wieder einkehren. Und nun? Ja, sie hatte alle Ziele erreicht. Aber hätte sie sich vorstellen können, dass sie jemals gedrückt und niedergeschlagen, wie ein geprügelter Hund, dieses Haus betreten würde? In dem alten Kleid ihrer Mutter, schlecht frisiert und todunglücklich! Die Versöhnung mit Insa hatte sich als Luftballon erwiesen, der an einer Schnur hing, die beim geringsten Windstoß zerriss. Alles war wieder wie zuvor. Schlimmer! Aletta hatte die Lügen vergessen und darauf vertrauen wollen, dass Insa ihr irgendwann die Wahrheit sagen würde, aber jetzt war sie weiter denn je von der Wahrheit entfernt. Sehnsucht überkam sie. Sehnsucht nach Ludwig und ihrem Leben mit ihm, aber auch nach ihrer Mutter und ihrem Vater, der sie nie hatte spüren lassen, dass sie nicht sein eigen Fleisch undBlut war. Sehnsucht sogar nach der Zeit der Unwissenheit, als sie noch nichts von einem Geheimnis ahnte, das ihre Mutter so lange gehütet hatte.
    Reik Martensen erwartete sie vor dem Eingang. Er lächelte, während sie auf ihn zukam, aber sein Gesicht wurde ernst, als sie vor ihm stehen blieb. »Ist was passiert?« Er sah sich um, dann ergänzte er flüsternd: »Was mit Sönke?«
    Aletta nickte, ohne ihn anzusehen. Während sie an ihm vorbeiging, flüsterte sie: »Ich erzähle es dir später!«
    Reik folgte ihr und versuchte, Alettas gedrückte Stimmung aufzuheitern. »Der Pianist ist schon da. Ich glaube, der ist wirklich gut. Er hat mir unser gesamtes Repertoire vorgespielt. Fehlerlos!«
    Der Hoteldirektor begrüßte Aletta vor der Tür des Saals, in dem das Klavier stand, und versicherte, man werde alles tun, damit das Instrument sicher ins Klappholttal gebracht wurde. Er brüstete sich sogar als Kunstförderer und Gönner, indem er beschlossen hatte, seinen Klavierstimmer ins Klappholttal zu bestellen, damit der dafür sorgte, dass das Instrument morgen den richtigen Klang hatte. »Einer Sängerin wie Ihnen kann man kein schlecht gestimmtes Klavier vorsetzen. Und Sie wissen ja ... ein Transport macht immer eine neue Stimmung notwendig.«
    Aletta bemühte sich um Freundlichkeit, dankte artig und auch ein wenig überschwänglich, als sie merkte, dass der Hoteldirektor es erwartete, dann schritt sie durch die weit geöffnete Tür und ging auf den Pianisten zu, der gerade einige Läufe probierte. Allein daran erkannte sie schon seine Qualität. Der Mann schien wirklich etwas vom Klavierspielen zu verstehen. Sie spürte, dass sie sich ganz allmählich von der Enttäuschung löste und sich ihre Stimme von dem Kloß befreite, der ihr in der Kehle saß, seit Insa sie angeschrien hatte: »Warum bist du auf die Welt gekommen?«
    Sie konnte sich nun aufrichten, bemerkte erst, als sie den Oberkörper anhob, dass sie sich geduckt zum »Grand Hotel« geschlichen hatte, und ärgerte sich nun, dass sie nicht schon zurGeneralprobe eines ihrer Kleider angezogen hatte, die auf dem Speicher gelandet waren. Sie hatte einfach nicht daran gedacht. Reik Martensen dagegen hatte augenscheinlich seine Uniform gebürstet und sah so aus, als wäre die Generalprobe für ihn genauso wichtig wie der Auftritt selbst.
    Nun erhob sich der Pianist und verbeugte sich vor ihr. »Wir kennen uns! Wenn ich eine Ahnung gehabt hätte ...«
    Aletta runzelte die Stirn. »Oberleutnant Willem Schubert?«
    »Zu Diensten!«
    Der Mann, der nach Sönke suchte! Ausgerechnet!
    Sie hatte Mühe, sich ihr Erschrecken nicht anmerken zu lassen, aber auch hier half ihr wieder die Noblesse, die sie von Ludwig gelernt hatte. Nur nicht aus der Fassung bringen lassen! Das hatte er ihr eingeschärft, wenn es um Pressevertreter und aufdringliche Verehrer ging, und sie hatte bald erkannt, dass dieses Gesetz auch in anderen Lebenslagen galt. Dazu gehörte, dass man sich nicht auf den Menschen, sondern auf eine Sache konzentrierte.
    Interessiert beugte sie sich

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