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Sturm über Sylt

Sturm über Sylt

Titel: Sturm über Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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dankbar.«
    Dann ließ sie den Hoteldirektor kommen und bat darum, ein Gespräch mit Weike Broders führen zu dürfen, obwohl sie gerade den einquartierten Soldaten die Betten machte und obwohl sie dankbar dafür sein musste, dass sie im »Grand Hotel« weiterhin in Stellung war. Der Hoteldirektor war sichtbar konsterniert, aber angeblich gern bereit, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen und Aletta Lornsen ihren Wunsch zu erfüllen, so wenig er ihn auch verstand.

XIV.
    Dass sich Insas Wut noch gesteigert haben könnte, damit hatte sie nicht gerechnet. Erschrocken fragte Aletta nach Sönke, als sie Insas zorniges Gesicht sah, ob er das Aspirin nicht vertragen habe, ob es nicht wirke, ob er wieder geschrien habe ...
    Doch Insa schnitt ihre Fragen mit dem Vorwurf ab: »Du hast den Schlüssel nicht zurückgehängt.«
    Erschrocken war Aletta in ihr Zimmer gelaufen, wo sie ihre Schürze über eine Stuhllehne gehängt hatte, ehe sie zur Generalprobe aufgebrochen war. Diese Schürze hatte sie getragen, als sie zu Jorit gegangen war, in ihren Taschen hatte sie nicht nur das Aspirin und das Opium verborgen, sondern auch den Hausschlüssel verwahrt. Hektisch begann sie zu suchen, schüttelte die Schürze immer wieder aus ... aber das Ergebnis blieb ein ums andere Mal dasselbe. Beide Taschen waren leer!
    Aletta ließ sich auf die Bettkante sinken und dachte nach. Das Opiumfläschchen war zu Boden gefallen, sie hatte sich gebückt, tief gebückt, um es unter dem Schrank hervorzuholen. Konnte es sein, dass der Schlüssel dabei aus der Schürzentasche gerutscht war? Dass sie es nicht bemerkt hatte? Ja, es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen. Sie war in großer Angst gewesen, ohne besondere Sorgfalt. Nur weg wollte sie, raus aus dem Zimmer, unentdeckt bleiben. Keinen Blick hatte sie zurückgeworfen, nicht einmal kontrolliert, ob der Schrank richtig verschlossen war, ob der Schrankschlüssel an genau dem richtigen Platz lag. Der Hausschlüssel, den Insa ihr anvertraut hatte, war in diesem Augenblick gar nicht in ihren Gedanken gewesen. Was würde geschehen, wenn er gefunden wurde? Wer würde ihn finden? Jorit? Dann war er bereits in Sicherheit! Dr. Peters? Der würde sich keinen Reim darauf machen können. Aber seine Frau? Aletta fühlte, dass eine Gefahr auf sie zukroch. Wenn Maike Peters den Verdacht gehabt hatte, dass ihr Schwiegersohn mit Aletta Lornsen ins Haus gekommen war, konnte sie die richtigen Schlüsse ziehen.Und wenn sie Aletta zutraute, ein starkes Schmerzmedikament zu stehlen, musste sie sich gleichzeitig fragen, wofür sie es brauchte. Und da Oberleutnant Schubert, der im »Hotel Lauritzen« einquartiert war, häufig von den Männern sprach, die sich dem Kriegsdienst durch feige Flucht entzogen hatten, würde sie vielleicht die richtigen Schlüsse ziehen ...
    Aletta brachte es nicht fertig, umgehend zu Insa in die Küche zurückzukehren. Die Angst vor der Wut ihrer Schwester, vor ihrer Verachtung und vor der Häme und Lieblosigkeit, die nun dort vorherrschen würden, wo es kurz vorher noch eine schwesterliche Wärme gegeben hatte, hielt sie zurück. Mit leisen Schritten ging sie zur Tür, die auf den Speicher führte. Sie tastete über den Türrahmen, wo der Schlüssel aufbewahrt wurde, fand ihn aber nicht. Insa hatte nun wohl darauf verzichtet, Sönke einzuschließen. Er war ja zurzeit nicht in der Lage, den Speicher zu verlassen.
    Als sie die Tür hinter sich schloss, merkte sie jedoch, dass es noch einen weiteren Grund gab: Sönke war nicht allein. Frauke Lützen saß an seinem Bett und blickte Aletta fragend entgegen.
    »Ich wollte nur mal nach ihm sehen«, flüsterte sie und starrte in Sönkes schlafendes Gesicht. »Wie geht’s ihm?«
    Frauke lächelte leicht. »Das Opium wirkt Wunder. Er ist ganz ruhig.«
    »Das Aspirin war nicht stark genug?«
    »Immerhin stärker als mein Tee, aber erst nach der Einnahme des Opiums wurde er ruhiger.«
    »Woher wussten sie die richtige Dosis?«
    Frauke zuckte mit den Schultern. »Ich hab’s mit einem Schluck versucht.«
    Aletta war erleichtert und setzte sich neben Frauke. »Waren Sie hier, während Insa bei der Beerdigung war?«
    Frauke nickte. »Sie hatte Angst, Sönke allein zu lassen.«
    »Aber ... das Haus war abgeschlossen.«
    »Man kann nicht wissen, was passiert. Wenn die Wirkungdes Schmerzmittels nachgelassen hätte, wenn Sönke wieder zu schreien begonnen hätte ...«
    »... dann hätte jemand versucht, ins Haus zu kommen«, vollendete Aletta, »der

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