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Sturm über Sylt

Sturm über Sylt

Titel: Sturm über Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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mir das?«
    Aletta war unfähig, ein Wort zu sagen, sie nickte nur.
    Die Tür sprang auf, der Adjutant des Oberst meldete: »Obergefreiter Broders zur Stelle!«
    Aletta erhob sich und gab Jorit mit einem Wink ihrer Augen zu verstehen, dass er sie nun allein lassen solle. Es war nicht zu übersehen, dass er gern erfahren hätte, warum Boncke Broders bei ihr gemeldet wurde, aber er bewahrte diese Frage für später auf und folgte dem Adjutanten hinaus.
    Aletta blickte Boncke Broders entgegen, der verlegen ihre Garderobe betrat und augenscheinlich keine Ahnung hatte, was ihn hier erwarten könnte. Unsicher verbeugte er sich und sah sie fragend an.
    Aletta lächelte. »Sie erkennen mich nicht?«
    Boncke Broders’ Unterlippe fiel hinab, er starrte sie ungläubig an, suchte in ihrem Gesicht nach bekannten Spuren, schüttelte dann aber den Kopf. »Wir kennen uns?«
    »Ich habe als junges Mädchen im ›Grand Hotel‹ gearbeitet. Weike hat mich damals angelernt.«
    Sein Kopf fiel hinab, er blickte auf seine Füße und nickte leicht. Seine Vergangenheit hatte ihn eingeholt.
    »Sie waren nicht erfreut, als Sie zur Inselwache eingeteilt wurden und nach Sylt zurückmussten?«
    Er schüttelte den Kopf und sah immer noch nicht auf.
    »Zufällig habe ich gestern mit Weike über Sie gesprochen. Sie lebt ja immer noch hier und arbeitet nach wie vor im Hotel. Ich habe sie darüber aufgeklärt, woran ihre Ehe gescheitert ist. Sie gab sich ja immer noch selbst die Schuld daran, aber nun weiß sie, dass sie mit Ihnen unmöglich glücklich werden konnte.«
    Sein Kopf fuhr hoch, sein Gesicht lief rot an, die Angst in seinen Augen erzeugte trotz allem tiefes Mitleid in Aletta. »Woher wissen Sie ...?«
    »Unsere Bekanntschaft erstreckt sich außerdem auf ein Ereignis, das Ihr Leben verändert hat und meines gewissermaßen auch.«
    Er starrte sie verständnislos an, aber sie konnte beobachten, wie eine Ahnung in seinem Blick erschien.
    »Ich denke an die Nacht, in der Sie Dirk Stobart zum letzten Mal gesehen haben. Die Nacht, in der sein Bruder starb.«
    Boncke stöhnte auf und griff nach der Stuhllehne, als brauchte er Halt. »Sie sind das?«
    »Und daher weiß ich auch, dass Sie homosexuell sind.«
    Boncke zuckte unter diesem Wort zusammen, als wäre er geschlagen worden.
    »Keine Sorge, von mir erfährt keiner etwas, wenn Sie sich an folgende Abmachung halten: Sie gehen so bald wie möglich zu Weike und bieten ihr die Scheidung an. Und natürlich eine Abfindung und einen ordentlichen Unterhalt. Sie muss endlich die Möglichkeit haben, nach vorn zu sehen und nicht mehr zurück. Weike muss wissen, dass sie nicht mehr auf Sie warten kann, damit sie endlich zu einem Neuanfang kommt.«
    Boncke nickte, ohne lange nachzudenken. »Und wenn sie ... wenn Weike meinen Kameraden verrät ...«
    »Ich glaube nicht, dass sie daran ein Interesse hat. Vorausgesetzt, Sie verhalten sich jetzt endlich wie ein Mann, der Verantwortung übernehmen kann.«
    Boncke schluckte, dann riss er sich zusammen und hob den Kopf. »Gut, ich verspreche es.«
    Aletta wandte sich wieder dem Spiegel zu und machte Anstalten, sich zu setzen. »Ich werde mich bei Weike erkundigen, ob Sie Ihr Versprechen gehalten haben. Was ich tun werde, wenn Sie sich nicht an Ihre Zusage halten, können Sie sich denken.«
    Sie setzte sich, nahm die Bürste und begann, ihre Haare zu bürsten. Im Spiegel beobachtete sie, wie Boncke Broders sich zur Tür wandte, nach der Klinke griff ... und die Hand wieder zurückzog. »Wie geht es Dirk?«, fragte er so leise, dass sie ihn nicht verstanden hätte, wenn sie nicht auf diese Frage gefasst gewesen wäre.
    »Er hat Frau und Kind«, antwortete sie.
    Er nickte, als hätte er genau das befürchtet.
    »Auch seine Frau ist sehr unglücklich geworden«, fügte sie an. »Wie alle Frauen, die geheiratet werden, damit niemand merkt, dass ihre Männer homosexuell sind.« Sie rückte den Stuhl herum, so dass sie Boncke ansehen konnte. Und auch er drehte sich um und sah ihr, die Hände an der Hosennaht, ins Gesicht. »Er ist übrigens gestern verhaftet worden. Man wirft ihm vor, seinen Bruder umgebracht zu haben.«
    »Was? Aber ... das hat er nicht.«
    »Sie wissen es, und ich weiß es auch. Aber alle anderen glauben, dass er Kai loswerden wollte, um an die Zimmerei zu kommen.«
    Boncke war den Tränen nahe, die Hände waren von der Hosennaht gerutscht und baumelten an den Seiten, sein Blick irrte herum. »Er könnte lebenslänglich bekommen.«
    »Es sei denn,

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