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Sturm über Tatooine

Sturm über Tatooine

Titel: Sturm über Tatooine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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verschleuder ruhig deinen Gewinn«, hätte Eyvind gesagt, dem die Nachbarfarm drei Täler weiter gehörte, »verschleuder deinen Gewinn, und wenn dich deine Gläubiger von deinem Land jagen, werde ich deine Farm für ein Taschengeld kaufen.«
    Aber ich hatte keine Lust, auf Eyvinds Stimme in meinem Kopf zu hören, und ich hätte auch nicht auf ihn gehört, wenn er hiergewesen wäre. Ich nannte dem Kollektor das Paßwort, und eine Klappe öffnete sich und gab die Kontrollen frei. Ich gab den programmierten Kode ein, und ich hörte, wie der Kollektor den Wasserschlauch im Tank versiegelte. Als er damit fertig war, glitt die Luke des Tanks auf. Ich nahm den Schlauch heraus und legte ihn westlich vom Kollektor in den Sand, wo er vor dem Licht der zweiten untergehenden Sonne geschützt war. Ich zog mein Messer und brachte oben am Schlauch einen winzigen Schnitt an, damit die Sandleute das Wasser riechen und es sich holen konnten.
    Ich tippte den Schließkode der Tankluke ein, befahl dem Kollektory das Kontrollpult wieder abzudecken, lief zu meinem Gleiter und steuerte ihn auf den Kamm einer Düne südwestlich vom Kollektor. Ich konnte keine Sandleute entdecken, aber ich wußte, daß sie Meister der Tarnung waren und quasi aus dem Nichts auftauchen konnten. Ich hatte oft genug gehört, wie schnell – und tödlich – sie im Umgang mit ihren Gaffi-Stöcken waren, jenen zweischneidigen axtähnlichen Waffen, die sie aus dem Metallschrott herstellten, den sie in den Wüsten von Tatooine fanden.
    Ich duckte mich in meinem Gleiter und wartete darauf, daß sie sich rührten – ich wagte nicht, wegzufliegen. Sie waren überall und würden wahrscheinlich ihre Äxte nach mir schleudern, wenn ich einen Fluchtversuch machte, und ich hatte keine Lust, in meinem eigenen Gleiter geköpft zu werden. Außerdem hoffte ich, daß sie verstehen würden, was ich getan hatte: daß ich ihnen Wasser geschenkt hatte. Vielleicht konnte ich mir damit mein Leben und ihr Vertrauen erkaufen und so meine Farm retten.
    Ich entdeckte eine Bewegung; einer der Sandleute näherte sich von Norden her geduckt dem Kollektor und dem Wasser. Als er den Wasserschlauch im Schatten des Kollektors erreichte, kniete er in den Sand und schnüffelte am Schlauch: Er roch das Wasser im Inneren. Langsam hob er den Kopf und stieß einen schrillen Schrei aus, der durch den ganzen Canyon hallte. Kurz darauf zählte ich acht Sandleute – nein, zehn –, die aus allen Richtungen zum Wasser rannten, wobei vier von ihnen einen großen Bogen um meinen Gleiter machten.
    Nur einer von ihnen, der recht klein – vielleicht ein Kind? – war, trank einen Schluck. Zwei andere füllten den Rest des Wassers in einen dünnen Schlauch aus Tierhaut, wobei sie nicht einen Tropfen verschütteten. Als sie fertig waren, blickte der, der zuerst am Wasser gerochen hatte, zu mir herüber. Dann blickten alle in meine Richtung. Der, der am Wasser gerochen hatte, hob plötzlich seinen rechten Arm und ballte die Hand zur Faust.
    Ich sprang aus dem Gleiter, machte ein paar Schritte, hob meinen Arm und ballte ebenfalls die Hand zur Faust. Eine Weile standen wir so da und sahen uns an. Ich war ihnen noch nie zuvor so nahe gewesen. Ich fragte mich, ob ich je zuvor einem Menschen so nahe gewesen war. Von Osten wehte eine leichte Brise durch den Canyon und brachte etwas Kühlung, und abrupt wandten sich alle Sandleute ab und verschwanden zwischen den Dünen.
    Sie zerstörten meinen Taukollektor nicht. Sie versuchten nicht, mich zu töten. Sie ließen den Kollektor in Ruhe, nachdem ich ihnen das Wasser gegeben hatte, und sie ließen mich in Ruhe. Sie hatten mein Geschenk akzeptiert.
    Ich entschloß mich dann, ihnen das Wasser aus diesem Kollektor zu überlassen. Ich wußte, daß es mir fehlen würde – ich brauchte den Erlös aus dem Verkauf –, aber ein paar Liter schienen mir ein geringer Preis zu sein, wenn ich damit meine anderen Kollektoren vor der Zerstörung retten konnte. Ich konnte für kurze Zeit mit der Produktion der neun anderen Kollektoren auskommen – und mir von Eyvind zwei ausgemusterte, defekte Kollektoren kaufen. Wenn ich sie repariert hatte, verfügte ich über gerade genug Wasser, um zu überleben.
    All die Mühe lohnte sich, wenn ich dadurch mit den Sandleuten in Frieden leben konnte.
    Dieser Tag war für mich der Beginn einer neuen Zeitrechnung.
     
     
    2. Tag: Eine Farm am Rande
     
    Eyvind hatte mir gesagt, daß ich verrückt wäre, mich so weit hinauszuwagen.
    »Niemand ist je

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