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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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unbewegter Miene ging der junge Soldat an dem Busch vorüber.
    Teri behielt ihn genau im Auge. Sie war nicht darauf aus, diesen Mann zu töten, wußte aber gleichzeitig, dass sie es ohne zu zögern getan hätte.
    Der Soldat suchte sie. Plötzlich wußte Teri es mit absoluter Sicherheit! - Welchen Grund sollte es sonst geben, mitten in der Nacht allein im Eilmarsch durch Feindesland zu wandern? - Sofort fielen ihr die drei Fremden wieder ein, die am Nachmittag vor ihrer Höhle gestanden hatten. Zwei davon waren Dramilen gewesen, und dieser Bogenschütze kam, seiner Tracht und Ausrüstung nach, auch von den Westlichen Inseln.
    Man suchte sie! Die Dramilen, die Feinde, suchten sie so dringend, dass sie sich nicht einmal die Zeit genommen hatten, einen Trupp zusammenzustellen.
    Teris Muskeln waren straff gespannt. Sie spürte eine nie geahnte Kraft in sich und war bereit, jeden Angriff abzuwehren.
    Ohne zu verharren, war der Fremde vorbeigegangen. Schon war er ein halbes Dutzend Schritte entfernt, als er herumwirbelte und blitzartig seinen Bogen spannte.
    Gefahr! Teri stieß sich an den Ästen des Busches ab und schnellte sich vorwärts auf den Weg. Sie hörte das Sirren der Sehne wie das Herannahen eines gefährlichen Insekts.
    Schon während sie sich von den Ästen des Busches abstieß, hatte Teri begriffen. - Sie war jetzt schnell ! Es war, als liefe die Zeit um sie herum langsamer ab, aber das war nicht so. Jamik hatte es ihr erklärt. ` Wenn du eine Gefahr erkennst, die nur durch Schnelligkeit abgewehrt werden kann, wirst du den Eindruck haben, alles um dich herum sei langsamer geworden! Das gibt dir Zeit, das Nötige zu tun! Sei aber vorsichtig mit deiner Gabe, denn dein Körper bleibt derselbe! Er verträgt die vielfach schnelleren Reaktionen, die dein Geist ihm befiehlt, sehr schlecht! '
    Was Jamik mit dieser Warnung wirklich gemeint hatte, sollte Teri nun spüren. Im Moment war sie jedenfalls nicht gewillt, mit ihren Kräften hauszuhalten. Dieser Mann hatte sie heimtückisch töten wollen! Sie würde ihm den Dolch in die Hüfte treiben und ihn dann fragen, wie er dazu kam.
    Teri hob ihr Messer und holte weit aus. Prasselnd schlug der Pfeil in das Gebüsch, in dem sie sich verborgen gehalten hatte. Der Schütze sah Teri kommen, ließ den Bogen fallen und griff nach seinem Schwert.
    Jetzt hatte Teris Hand den Dolch weit über die Schulter geführt. Mit aller Kraft riß sie die Waffe nach vorne und ließ sie genau im Moment der größten Beschleunigung los.
    Während der Soldat sich mit erst zur Hälfte gezogener Waffe auf die neue Situation einzustellen versuchte, verfolgte Teri aufmerksam die Flugbahn ihres Dolches. Eine Schmerzwelle drang aus ihrem rechten Arm. Teri achtete nicht darauf. Sie berechnete die Bewegung des Schützen - der Dolch würde ihn treffen! - Die Gefahr war vorbei.
    Mit dumpfem Aufschlag durchbohrte die Waffe eine der schmalen Lederplatten, die den Unterleib des Soldaten schützen und ihm gleichzeitig Bewegungsfreiheit lassen sollten. Tief grub er sich knapp unter dem Hüftgelenk in den linken Oberschenkel des Bogenschützen. Der Aufprall der Waffe war so stark, dass der Mann sofort auf die Knie stürzte, das Schwert fallen ließ und stöhnend den Griff des Dolches mit beiden Händen umfaßte
    Teri stieß einen Wehlaut aus. Die überstrapazierten Sehnen ihres rechten Armes fühlten sich an, als seien sie gerissen, und ihre Finger, die die Schneide des schweren Dolches mit aller Kraft umklammert hatten, sandten kleine, wütende Schmerzwellen in ihr Gehirn. Aufstöhnend setzte sie sich in Bewegung. Sie brauchte ihre Waffe! Mit schnellen Schritten war sie bei dem Verletzten und streckte ihre Hand aus.
    Mit einem Angstlaut wich der Mann zurück, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte auf den Rücken. Hastig stieß er einige Worte in dramilischer Sprache aus, die Teri nicht verstand. Aber der Sinn war klar: Der Mann bat Teri, sein Leben zu schonen.
    Teri nahm mit der Linken den Bogen und das Schwert auf, die der Mann hatte fallenlassen und forderte den Köcher mit den Pfeilen und den Waffengurt. - Sie hatte beschlossen, auf den Schardolch zu verzichten. Warum sollte sie dem Mann unnötige Schmerzen bereiten?
    Mit mühsamen Bewegungen streifte der Soldat beides ab und händigte es Teri aus. Dann umklammerte er wieder den Griff des Dolches.
    Teri war ganz nah an den Dramilen herangekommen, als sie Köcher und Gurt entgegennahm. Der Mann war jung - kaum älter als vierzehn Jahre, schätzte Teri

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