Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
Vom Netzwerk:
hatte der Kerl sich in die Wachhöhle an der schmalsten Stelle des Weges zurückgezogen und versucht, die Angreifer aus seiner Deckung heraus mit einem Spieß von dem Sims zu stoßen.
    Das alles hatte zwar nicht sehr viel Zeit gekostet, der kleinen Hündin aber doch einen gehörigen Vorsprung verschafft. Als die Gruppe der Dramilen an der Wegkreuzung hinter dem Hohlweg ankam, war nicht festzustellen gewesen, welchen Weg diese Hüterin gewählt hatte.
    So hatte Szin denn seine Leute ausgeschickt, um nach Spuren zu suchen. - Und jetzt hatte diese blonde Frau einen seiner Elitesoldaten umgebracht und gleichzeitig ihren lächerlichen Dolch gegen Schwert und Bogen eingetauscht! Die Jagd versprach, interessant zu werden.
    Es kam Szin eb Szin, Großmeister der Klinge und des Schmerzes bei dieser Gelegenheit übrigens nicht in den Sinn, dass keineswegs Teri den Soldaten umgebracht hatte. Für Szin war der Mann tot gewesen, als die Klinge des Dolches ihn traf. Er selbst hatte dann nur noch einen Versager bestraft und beseitigt.
    Szin war aufmerksam. Die wenigen Büsche am Wegesrand behielt er genau im Auge. Möglich, dass dieser Straßenköter sich versteckte, um der Gruppe aufzulauern. Wer konnte wissen, wie gut diese Hüterin mit dem Bogen umzugehen verstand? Szin gedachte nicht, sein Leben hier auf der Hochebene Estadors auszuhauchen.

    Für Teri waren die Waffen im Moment vollständig nutzlos. Die Sehnen ihres rechten Arms waren bei dem Wurf bis weit über die Schmerzgrenze hinaus belastet worden. Der ganze Arm fühlte sich gleichzeitig seltsam taub, aber auch wie zerschmettert an. Es wäre ihr unmöglich gewesen, den Bogen zu spannen oder das Schwert zu führen, die beide, zusammen mit dem pfeilgefüllten Köcher nutzlos von ihrer linken Schulter herabhingen.
    Das schwere Schwert pendelte bei jedem Schritt und schlug immer wieder hart gegen Teris Hüftknochen. Mehr als einmal hatte sie schon überlegt, ob sie es vielleicht lieber fortwerfen solle, um schneller voranzukommen, aber immer wieder hatte sie davon abgesehen. - Schließlich hatte sie ja in der letzten Nacht erlebt, wie wichtig eine Waffe sein konnte.
    Jeder Schritt, jede Erschütterung bereiteten Teri Schmerzen. Der Arm fühlte sich unglaublich schwer an, und es war Teri, als hinge er nur noch an einem dünnen Fleischfetzen. Sie hatte versucht, die Finger beweglich zu halten, aber sofort hatten die mißhandelten Muskeln und Sehnen mit kreischendem Schmerz protestiert. - Mehr als ein schwaches Zucken der Fingerspitzen war nicht dabei herausgekommen.
    Teri verdammte sich für ihre Unvorsichtigkeit, Jamiks Warnung nicht beachtet zu haben. Immer wieder ließ sie die nächtliche Kampfszene in ihren Gedanken ablaufen. Sie war schnell geworden, in dem Moment, als sie die Gefahr erkannte. Welch ungeheure Kraft mußte sie eingesetzt haben, um sich aus dem Gebüsch zu schnellen und den Dolch zu schleudern, während der Pfeil des Angreifers den Busch kaum erreicht hatte. - Kein Wunder, dass sie sich wie zerschlagen fühlte. Wie gern hätte sie sich abseits der Straße in ein Gebüsch gelegt und sich ausgeruht, aber das ging nicht.
    Teri war sicher, dass sie verfolgt würde. Man würde den Bogenschützen vermissen und einen Suchtrupp ausschicken. Die Soldaten würden die Verfolgung sofort wieder aufnehmen, wenn sie ihren Kameraden versorgt hatten und Teri war zur Zeit nicht in der Lage, es mit einer Gruppe gut ausgebildeter Kämpfer aufzunehmen. - Da waren sie wieder, diese fremden Gedanken! - ` Zur Zeit nicht in der Lage ... '! - Teri war überhaupt nicht in der Lage! Sie war knapp dreizehn, klein und schlank. Sie hatte in ihrem Leben noch kein Schwert auch nur berührt und auch noch keinen Pfeil ins Ziel gebracht! - Und doch sah sie dem unausweichlichen Kampf recht zuversichtlich entgegen. Nur - solange sie den rechten Arm noch nicht wieder benutzen konnte, hielt sie doch lieber Abstand.
    Teri ging. Müde und doch unermüdlich. Voller Angst vor den Verfolgern und doch kampfbereit. Von Schmerzen gepeinigt und doch stumpf gegen die Signale ihres Körpers.
    Immer wieder mußte sie an den verwundeten Soldaten denken. Wie es ihm wohl gehen mochte? War sie in der Hitze des Kampfes durchaus bereit gewesen, seinen Tod in Kauf zu nehmen, so war sie doch froh, dass sie ihn nur kampfunfähig gemacht hatte. Dieser Mann würde ihr in den nächsten Wochen nicht mehr gefährlich werden. Das reichte.
    Jung war er gewesen, fast so jung wie sie selbst. Teri sah immer noch den Schrecken in

Weitere Kostenlose Bücher