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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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stellte Adiv eb Aser fest.
    Szin stand, den blutigen Dolch in der Hand, vor ihm. Ein feines Lächeln überzog sein Gesicht.
    "Du weißt, Szin, dass der Hof von Thonar Feinde hat?"
    Szin nickte. Er wußte, dass er gewonnen hatte.
    "Ich suche einen Geheimagenten, der sich um diese Leute kümmert."
    Da hatte sich Szin zum ersten und einzigen Mal vor einem menschlichen Wesen tief verbeugt.

    Es war nun dunkel, und auch der zweite Bogenschütze war entkräftet auf dem Weg zurückgeblieben.
    Szin eb Szin ging unaufhaltsam weiter. Seine weichen Stiefel verursachten kein Geräusch auf dem Weg, und er hielt seine Atemzüge unter Kontrolle, um besser hören zu können.
    Nebelfetzen kamen aus dem Moor gekrochen und erschwerten die Sicht. Jeden Moment rechnete Szin damit, das nahe Sirren einer Bogensehne zu hören, aber nichts geschah. Trotzdem wurde er nicht leichtsinnig. Schnell, aber vorsichtig, alle Sinne auf das Äußerste angespannt, bewegte er sich auf dem schmalen Weg nach Norden. - Diese kleine Hüterin verdiente Respekt. Szin würde sehr vorsichtig sein, wenn er sie fand!

KAPITEL 2 - IN THEDRA

    Natürlich kann man einen Tiger satteln! - Aber kann man auch darauf reiten?

    Der schlimmste aller Fälle war eingetreten. Sed eb Rea war außer sich vor Zorn.
    Die halbe Nacht hatte er vor dem großen Stahltor unter den Leichen seiner Kämpfer gelegen und sich nicht bewegen können. Die Zeit, bis die ersten Männer seiner Truppe sich durch die noch immer glühend heiße Schlucht bis zum Tor vorgewagt und die wenigen Überlebenden geborgen hatten, war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen.
    Jetzt saß er mit einigen seiner Offiziere im unteren Teil der Königsklippe in seinem vorläufigen Hauptquartier. Die Berichte, die er erhielt, waren niederschmetternd.
    Von den sechshundert Elitekämpfern, mit denen er nach Thedra gekommen war, lebte noch knapp die Hälfte. - War die erste Gruppe, die die Stadtwachen zu überwältigen hatte, noch ohne organisierte Gegenwehr zum Erfolg gekommen, so hatte es schon hier in der Königsklippe auf Messers Schneide gestanden. Lächerlich wenige Scharleute hatten, obwohl sie im Schlaf überrascht worden waren, den Dramilen furchtbare Kämpfe geliefert, und nicht einer von ihnen hatte sich ergeben.
    Das größte Fiasko war allerdings Sed eb Reas eigenes Kommando gewesen. Nicht nur, dass er sein Ziel, den Schwalbenhafen, nicht eingenommen hatte. Er hatte dabei sogar fast all seine Kämpfer eingebüßt und wäre beinahe selbst noch ums Leben gekommen. Nur dem Umstand, dass er von seinen eigenen Männern an das Stahltor gepreßt worden war und sie ihn so, unwillentlich, mit ihren Leibern vor der Gluthitze geschützt hatten, verdankte er sein Leben.
    Noch bei Tagesanbruch hatten die Felswände eine derartige Glut ausgestrahlt, dass die Schlucht unpassierbar war.
    Endlich, als die Sonne schon fast den halben Weg bis zur Tagteilung zurückgelegt hatte, waren dramilische Soldaten gekommen und hatten ihre wenigen überlebenden Kameraden aus dieser Hölle herausgeholt.
    Sed eb Rea hatte selbst die Felswände gesehen, die in der Glut der thedranischen Waffen geschmolzen waren und wie glasiert ausgesehen hatten. Mit Schaudern dachte er daran, was geschehen wäre, hätten die Thedraner noch eine dieser furchtbaren Brandwaffen auf den Rettungstrupp geschleudert ...
    Aber das war nicht geschehen.
    Doch die Situation war auch so schlimm genug. Die Hälfte seiner Männer war tot, der Schwalbenhafen nicht gewonnen, die obere Hälfte der Königsklippe ebenfalls uneinnehmbar, und die Verstärkung, die vor Thedra im offenen Wasser kreuzte, würde vergeblich auf das Zeichen von der Wachklippe warten, das den Schiffen freie Einfahrt signalisieren sollte.
    Sed eb Rea horchte auf die Geräusche, die seine Männer bei dem Versuch machten, weiter nach oben, in die Palasträume vorzudringen. Immer wieder klirrten die bronzenen Werkzeuge auf die Felsplatte, die den einzigen Durchgang wie eine Falltür verschloß. Es war ein hoffnungsloses Unternehmen! Einen halben Tag arbeiteten die Männer nun schon ununterbrochen und hatten dabei kaum eine Handvoll kleiner Splitter aus der massiven Platte geschlagen.
    Und wenn der Durchbruch gelang? Welche Teufelei mochte hinter der Platte auf die Soldaten lauern? - Sed eb Rea mußte sich eingestehen, dass er die Thedraner unterschätzt hatte. Er hatte Angst! Angst davor, mit dreihundert Soldaten eine Bevölkerung von viertausend Menschen zu kontrollieren. Noch war es zwar ruhig auf den

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