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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Erleichterung. Sobald der Sand auf der Zunge mit dem Wasser in Berührung kam, wurde er fortgeschwemmt und löste sich vollständig auf. Der alte Mann blieb sitzen und leerte im Laufe eines Tages die Karaffe bis auf den Grund. Dann tastete er in der Dunkelheit nach seiner Decke, legte sich nieder und schlief.

    Am nächsten Tag fühlte der Alte sich stark genug, die Steine, die er zu seinem Schutz vor den Eingang gestapelt hatte, beiseite zu räumen. Er stellte fest, dass die Strohhalme, die er unter die Felsbrocken am Eingang gelegt hatte, nicht mehr dort waren. - Möglich, dass irgendwelche Bergvögel sich verschiedene Halme des hier seltenen Materials, für den Nestbau geholt hatten, aber auch von dem Stroh, das unter flachen Steinen eingeklemmt gewesen waren, war kaum noch etwas zu entdecken. - Es war also viel Zeit vergangen.
    Der Mann kehrte in die Höhle zurück. Es hatte keinen Sinn, jetzt Kräfte zu verschwenden und unnütz auf dem Hochplateau umherzulaufen. - Es gab Wichtigeres zu tun.
    Zunächst öffnete der Mann einen Kasten aus dünnem Stahl, in dem kleine Stücke geräucherten, gesalzenen und getrockneten Fleisches lagen. Eine gute Handvoll davon tat er in einen kupfernen Topf, den er zuvor von Grünspan gesäubert hatte und gab etwas Wasser aus einer seiner Glasflaschen dazu. Wenig später brodelte eine kräftige Brühe über einem winzigen Feuer, das der Mann entfacht hatte, indem er einfach eine kleine Menge eines grauen Pulvers auf den Boden schüttete.
    Nachdem er gegessen hatte, fühlte der Mann sich bereit, sich um die Versuchsanordnung zu kümmern, die er vor Zeiten im hintersten Winkel der Höhle aufgebaut hatte. Sie hatte insoweit funktioniert, als dass der Kristall, der mit einem ähnlichen Kupfergebilde wie der im Verbotenen Haus versehen war, mit der Energie, die er auffing und verstärkte, die Kristallkruste auf dem Körper des Mannes aufgebrochen und so die Wiederbelebung eingeleitet hatte. Nun aber würde sich zeigen, ob er seiner Aufgabe wirklich zur Gänze gerecht geworden war.
    Vorsichtig entfernte der Mann das gut ellenlange Kupfergebilde von der Spitze des Kristalls und trug ihn zur Kochstelle. Mit einem Ring aus Pulver entfachte er ein neues Feuer und stellte den Kristall in die Mitte des lodernden Kreises. Nach kurzer Zeit schon war das Knistern und Singen der Materialspannungen in dem Stein zu hören, und wenige Augenblicke später leuchtete das weiße Feuer aus dem Kristall hell auf.
    Der alte Mann zögerte kurz - es war immer wieder unangenehm, sich selbst Schmerzen zufügen zu müssen - doch dann griff er beherzt zu. Als seine Handflächen den Stein umschlossen, zischte es laut, und der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte die Höhle. Der Mann ließ den Stein los - aber nicht hastig, sondern eher sanft und zärtlich - so, als könne er sich kaum von ihm trennen. Der Alte saß still da und begann, die Eindrücke zu verarbeiten, die auf ihn eingestürmt waren, wobei er versuchte, unergiebige Pfade zu vermeiden, denn das ganze Leben eines anderen Menschen lag offen vor ihm und nur weniges davon war wichtig. Der alte Mann mußte sich schnell entscheiden, was er wissen wollte. Bald schon würde die Botschaft verblassen.
    Ich sterbe, der Kristall tötet ...
    Der Mann, der die Botschaft geschickt hatte hieß Jamik. Seine Eltern waren ...
    Jamik war der Meisterschüler von Geron, der sein Handwerk von Agest gelernt hatte. Agests Pflanzenkulturen waren ...
    Ich sterbe ...
    Agest war Schüler von Ewron, der wiederum Adept bei Sehal gewesen war, der persönlich bei einem Schüler eines Meisterschülers des großen Aganez das Wissen der Magie erworben hatte.
    Der Kristall tötet ...
    Die Schwerter in der Schmiede ...
    Die Dramilen sind in der Stadt! Die Hüterin ist unterwegs! Ich ster ...
    Die Häfen sind verloren! Der Feind ist in der Königsklippe! Dramilenfrachter sind im Hafen und Schiffe des Kaisers!
    ...holt die Schlafende Armee! - Lächerlich!
    Der alte Mann wußte jetzt genug. Er rechnete nach: Er hatte die Botschaft eines Magiers der achten Generation empfangen, was bedeutete, dass wenigstens zweihundert Jahre vergangen waren, seit er Thedra verlassen hatte, vielleicht aber auch mehr als die doppelte Zeit. Magier waren sehr langlebig, und Adepten, die sich zu Meisterschülern entwickelten, waren sicherlich auch heute noch selten.
    Die Dramilen waren in der Stadt. - Hatten sie es nach so langer Zeit endlich geschafft! Der Alte hatte geahnt, dass sie es sein würden, wegen derer

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