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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Schlitten ziehen. Hierfür sorgten zwei armdicke Bündel aus Schilfgras, die rechts und links unter dem Boden angebracht waren.
    Jetzt stieg auch Rolo auf das Inselchen unter dem Baum und zog den Bootling auf eine flache Uferstelle. "Wir sollten alle etwas essen", knurrte er, setzte sich und lehnte sich an den Stamm. Seit sie aufgebrochen waren, hatte Rolo die Führung übernommen. Hier im Sumpf kannte er sich aus und war sich seines Wertes durchaus bewußt.
    Teri packte ihr Zeug zum Feuer machen aus, während Fakun sich um Hund kümmerte. Das Tier zitterte stark und lag vollständig flach auf dem Boden. Das Maul war halb geöffnet, und die Zunge hing heraus. - Hund war total erschöpft und unterkühlt. Fakun ging zum Bootling und holte seinen Umhang für das Tier.
    Teri hatte inzwischen mit Drillholz und Zunder eine Flamme zustande gebracht, die sie vorsichtig mit trockenen Schilfrohren nährte. An frischem Wasser war rundum kein Mangel, und so kochte bald ein kräftiger Fleischbrei mit Gemüse in Teris Topf.
    Nachdem die Menschen gegessen hatten, ging Fakun mit dem Rest zu Hund, der völlig apathisch an seinem Platz lag. Erst nach mehrfachem Zureden Fakuns hob er schwach den Kopf und leckte, mehr seinem Herrn zu Gefallen, die Reste auf. Dann ließ er den Kopf wieder sinken und lag genauso da wie vorher. Langsam mußten die Menschen es sich eingestehen: Mit Hund war nicht mehr zu rechnen! In seinem Zustand konnte er keine tausend Mannslängen mehr zurücklegen, ohne jämmerlich zu ertrinken.
    Die Zeit drängte zum Aufbruch. Ohne es zu wollen, hatte Teri schon mehrfach zum Himmel gesehen. - Schon seit mehr als zwanzig Sonnenhöhen mußten sie hier sein. Der Befehl in ihr trieb sie vorwärts, aber sie sagte nichts. Sie wußte ja, wie sehr Fakun an Hund hing, und auch ihr selbst war das Tier in den vergangenen Monaten lieb geworden.
    Rolo erhob sich von seinem Platz. - Das Zeichen zum Aufbruch!
    Fakun schaute ihn unsicher an. "Ich, ich bleibe hier! Wir können nachkommen!"
    "Blödsinn!", knurrte Rolo, während er seine Kleider ordnete, so gut es ging. Es wurde Zeit, sich wieder zu bewegen. - Sie alle waren bis zu den Hüften hinauf durchnäßt und begannen nun wirklich stark zu frieren.
    "Oder - wenn ich ihn trage?" Fakun gab nicht auf.
    Teri hielt sich zurück. Während ein Teil ihres Geistes unbedingt weiterziehen wollte, in Richtung Osten, wäre die eigentliche Teri gern tagelang hiergeblieben, um das kranke Tier zu pflegen. Teri wußte nicht, was sie sagen oder tun sollte.
    Rolo war jetzt fertig damit, Hemd, Jacke und Hose zurechtzurücken. "Ihr werdet niemandem davon erzählen, was ich jetzt tue", knurrte er und zog ein kurzes Bronzemesser aus seiner Tasche.
    Fakun sah mit entsetztem Gesichtsausdruck, wie der Hüne auf die Stelle zuging, an der Hund zitternd lag. Sein Körper spannte sich, er war bereit, jeden Moment aufzuspringen, und auch Teri erhob sich, um Rolo von Hund fernzuhalten.
    Aber nicht Hund war das Ziel Rolos, sondern die Weide. Mit raschen Schnitten trennte er etliche der langen, biegsamen Gerten von den Hauptästen ab und begann sofort, einen länglichen Korb mit einem riesigen Henkel zu flechten, der etwa eine Elle breit und zwei Ellen lang war.
    Im Handumdrehen war der Moormensch fertig mit seiner Flechtarbeit, und das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Ein festes, geschmeidiges Tragegestell für Hund war entstanden.
    Nun zog Rolo seine Jacke aus, hängte sich den Korb um den Hals und schob den rechten Arm hindurch. "Helft mir!", forderte er Teri und Fakun auf, die sich das alles ungläubig staunend angesehen hatten.
    Teri sprang auf, zog Fakuns Umhang von Hund und polsterte damit das grobmaschige Geflecht des Korbes aus. Dann hob Fakun das erschöpfte Tier in das Gestell, woraufhin Teri den Rest des Umhangs dazu benutzte, Hund schön warm einzupacken.
    Rolo rückte sich die zusätzliche Last an seinem massigen Körper bequemer zurecht und ließ sich dann von Fakun in die Jacke helfen. Ohne ein weiteres Wort stieg er dann mit seiner Last ins Wasser, griff sich den Bootling und watete davon.
    Teri und Fakun machten, dass sie hinterherkamen. Immer wieder schauten sie verwundert auf den Rücken des Moormannes. Hund war ein großes Tier und doch war im Moment nicht mehr von ihm zu sehen, als eine Ausbuchtung unter der Jacke eines Hünen, der ihn mit seiner Körperwärme ins Leben zurückholte.

    Die Nacht verbrachte die Gruppe auf einer ganz ähnlichen Insel. Hier hatten sich mehrere Weiden zu einer

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