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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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sich als Mast und Planken eines Schiffes.
    Rolo war dabei aufzubrechen. Wenn er den Heimmarsch in zwei Tagen schaffen wollte, dann mußte er sich beeilen. Trotzdem trödelte er herum, packte seine Sachen in sein Bündel und räumte sie teilweise wieder aus, stand auf, ging ein paar Schritte, setzte sich dann wieder und wußte überhaupt nicht, wie er sich nun von seinen Freunden trennen sollte.
    Schließlich beschloß Fakun, den Anfang zu machen. "Hier, Rolo, vielleicht kann dir das nützen auf deinen Wanderungen." Damit hielt er dem Moormann sein Seil entgegen, einen wirklich wertvollen Besitz!
    Rolo wußte nicht, was er dazu sagen sollte; darum versuchte er es auch gar nicht erst, sondern nahm Fakuns Geschenk schweigend entgegen.
    Teri hatte lange überlegt, was sie dem Moormann zum Abschied schenken könne, aber sie hatte nicht ein einziges Teil in ihrer Ausrüstung, das sie hätte entbehren können. Zwar hatte sie noch einige Bronzestücke in ihrer Schartasche, aber Rolo hatte inzwischen ein so herzliches Verhältnis zu seinen Schützlingen gefunden, dass ein Geldgeschenk ihn sicher tief gedemütigt hätte. - Trotzdem hatte Teri eine Idee, wie sie den Hünen, der ein so guter Freund geworden war, vielleicht erfreuen konnte: Sie ging einfach auf ihn zu und machte ihm ein verschwörerisches Zeichen mit der Hand. Überrascht und neugierig beugte sich Rolo zu ihr herunter - und hatte, ehe er sich's versah, blitzschnell zwei Teriküsse auf seine stoppeligen Wangen bekommen.
    Völlig verwirrt blieb Rolo noch einen Moment vornübergebeugt stehen und wartete darauf, was Teri ihm wohl sagen wollte. Dann begriff er, dass sie sich auf diese bezaubernde Art bei ihm hatte bedanken wollen. Langsam richtete er sich auf und sah Teri in die Augen. "Du hast mich damals verzaubert, nicht?", fragte er leise mit seiner tiefen Stimme.
    Eigentlich traf das nicht ganz den Kern der Sache. Teri hatte nur die besseren Seiten von Rolos Gemüt mit ihrem Lied neu belebt; aber Rolo mußte es natürlich als Zauber empfinden. Teri nickte stumm und ernst. Sie hoffte, dass ihm seine neue Freundlichkeit niemals schaden würde, denn sie hatte ihn wirklich gern.
    "Hättest du das bloß nicht gemacht", beschwerte sich Rolo leise. "Dann müßte ich jetzt nicht traurig sein!" Damit nahm er Teri in den Arm und drückte sie so sacht an sich, wie sie es diesem Riesen von Mann niemals zugetraut hätte. Danach war Fakun an der Reihe, und hier zeigte Rolo, dass er auch anders konnte - dem armen Fakun traten fast die Augen aus den Höhlen, so fest wurde er von Rolo umfangen. Dann schnappte Rolo sich sein Bündel und ging davon, nachdem er Hund kurz gestreichelt hatte. Teri und Fakun sprachen ihn nicht an; beide hatten gesehen, dass Rolo mit den Tränen kämpfte und sich nur mühsam beherrschte. Sie standen nur da und warteten, bis der Freund zwischen den Schilfgräsern verschwunden war. - Dann packten sie selbst ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg in den Wald.

    Teri konnte in dem Wald überhaupt keine bösen Einflüsse feststellen! Sie war ein wenig ärgerlich, weil Rolo versucht hatte, ihnen Angst zu machen. Sicher, es war schon etwas unheimlich dort. - Die flachen Baumkronen zwangen Teri und Fakun, sich oftmals tief zu bücken; die ekligen Flechten streiften manchmal ihre Gesichter, und der Boden bestand aus einer glitschigen Schicht schwarzer Erde, aus der allenthalben armdicke Wurzeln herausragten. – Klar: Für etwas dümmliche Gemüter wie den Moormann mußte das hier wirklich wie ein Zauberwald aussehen! Teri wunderte sich, dass kein Laub aus den vergangenen Jahren zu sehen war. - Ob diese Bäume überhaupt keine Blätter trugen?
    Ein Gutes hatten die kahlen Baumkronen, die sich dicht über ihren Köpfen zu einer undurchdringlichen Barriere aus glitschigem Holz verschlungen hatten, auf jeden Fall. - Sie versperrten den Blick auf den Himmel nicht vollständig, so dass Teri und Fakun sich immer am Stand der Sonne orientieren konnten. Teri fand es gut, dass Fakun so ein geübter Steppenläufer war. Manchmal konnte man ihn richtig gut gebrauchen.
    Mittlerweile waren sie schon sehr tief in den Wald vorgedrungen. Hund lief oftmals ein Stück voraus, um den Weg abzusichern, dann kam er regelmäßig in großem Bogen zurück und umkreiste die `Herde', wie er es von Fakun gelernt hatte. Teri fand es ein wenig albern, was das Tier sich anmaßte. - Sollte es lieber auf sich selbst aufpassen! Aber sie war bester Laune und sagte nichts.
    Waren am

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