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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Gastfreundschaft auch auf ihn ausgedehnt und ihn so rund gefüttert, dass er einer Haarkugel auf Beinen glich und langsam Schwierigkeiten mit dem Laufen bekam.

KAPITEL 8 - HUND

    Vielleicht sind Tiere wirklich die besseren Menschen, wie manchmal behauptet wird. - Auf jeden Fall sind sie aber die besseren Tiere!

    Wieder auf dem Weg!
    Seit endlich wieder die Möglichkeit bestand, voranzukommen, hatte sich eine Unrast Teris bemächtigt, die sie unaufhaltsam vorantrieb. Kaum gönnte sie sich und ihren Gefährten auf dem langen Weg durch den Sumpf eine Pause. Unermüdlich war sie in teilweise durchnäßten Kleidern durch das immer noch eiskalte Wasser gewatet, bis, kurz nach der Tagteilung, die Sache mit Hund passierte.
    Rolo hatte sich als guter Führer erwiesen. Am Stand der Sonne hatte Teri festgestellt, dass sie in fast gerader Linie durch den Sumpf nach Osten gegangen waren. Andere Orientierungsmöglichkeiten gab es nicht, denn immer neue Reihen vorjähriger Schilf- und Rohrkolbengewächse versperrten den Ausblick auf den Horizont. Laut raschelten die hohen, trockenen, Pflanzen, wenn man zwischen ihnen hindurchschritt. An einigen Stellen hatte der Schnee die Gräser niedergedrückt, und manchmal breiteten sich große Gebiete flachen Wassers vor den Wanderern aus; aber immer reichte der Blick nur bis zur nächsten Reihe harten Schilfgrases, das unweigerlich am Ende der freien Flächen aufragte, wenn dort nicht gerade eine Rohrkolbenkolonie stand. Immer wieder wich Rolo weichen Bodenstellen aus und tastete sich mit vorsichtigen Schritten voran; aber dennoch verlor er nicht die Orientierung in dieser gleichförmigen Landschaft, die für seine Begleiter nicht mehr war, als eine ständige Wiederholung längst bekannter Bilder und Orte.
    Teri fühlte sich nicht wohl zwischen den hohen Gräsern. Zum erstenmal in ihrem Leben empfand sie ihren zarten Körperbau als Makel. - Rolo, riesig wie er war, hatte bestimmt einen sehr guten Ausblick von dort oben; und sogar Fakun hatte es viel besser als sie. Einzig Hund quälte sich noch mehr. Das arme Tier bewegte sich fast nur noch schwimmend fort; denn eigentlich war es für eine Moorwanderung viel zu früh im Jahr, weil das Schmelzwasser noch nicht abgeflossen war.
    Kurz nach der Tagteilung gab Hund auf. Froren schon die Menschen, die doch nur bis zu den Oberschenkeln durchnäßt waren, jämmerlich, so hatte sich Hunds Fell bis obenhin voll Wasser gesogen und klebte an seinem Körper wie eine eiskalte, nasse Wolldecke. Mehrfach schon war er an flacheren Stellen kurz stehengeblieben und hatte sich geschüttelt. Aber der Erfolg war immer nur von kurzer Dauer gewesen, denn schon die nächsten Sprünge im tieferen Wasser hatten ihn wieder völlig durchnäßt.
    Weit voraus war die Kontur einer einzelnen Weide zu erkennen. die es, die Götter wußten wie, geschafft hatte, sich ein Stück Sumpfland zu erobern und über Jahrzehnte besetzt zu halten. Hund strengte sich ein letztes Mal an. Vielleicht gab ihm der Anblick des Baumes Hoffnung auf trockenes Land und Wärme, jedenfalls arbeitete er sich, rasch durch das knietiefe Wasser springend, darauf zu.
    Mit letzter Kraft stemmte er sich mit der Vorderpfoten auf die kleine Insel, die sich um den Wurzelstock herum gebildet hatte, zog die Hinterläufe nach und blieb schwankend stehen. Dann, als seine Pfoten einen festen Stand gewonnen hatten, schüttelte er sich gleich ein paarmal hintereinander und legte sich dann zitternd in das braune Gras, das, winterlich tot, flach auf dem Boden lag.
    Rolo lenkte den Bootling auf die einsame Ein-Baum-Insel zu. Der Bootling war ein seltsames Gefährt, wie ihn nur die Leute von Moorstadt benutzten. In einen großen, unten abgeflachten, Korb mit drei stabilen Handgriffen wurden zwei geölte Ziegenbälge gelegt, die mit Luft gefüllt waren. Dann steckte man einen zweiten, leichten Korb so in den ersten hinein, dass er die Luftkammern unten hielt, und der Bootling war fertig! Zwar war er nicht für den Personentransport geeignet, dazu reichte die Tragfähigkeit nicht aus. Aber Waren und Gepäck konnte man damit allemal trocken über die sumpfigen Flächen Moorlands bringen.
    In diesem Gerät, das entfernt einem Becher mit drei Henkeln glich, ließen sich Lasten im Moor hervorragend bewegen. Rolos Bootling hatte, ohne zu wanken, ihrer aller Gepäck aufgenommen. Im Wasser schwamm der Bootling hinter Rolo, der ihn mit dem Griff lenkte, und auf Land ließ er sich von Rolo und Fakun mit Leichtigkeit wie ein

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