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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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- Dann kam wieder eine furchtbarer Anfall von Übelkeit über sie beide. Darum blieben sie lieber noch einige Zeit ruhig liegen und sprachen nichts.
    Hund ließ die Menschen in Ruhe. Nach der Tagteilung legte er sich oberhalb eines Erdhörnchenlochs auf die Lauer und wartete bis seine Mahlzeit erschien. Satt lief er wieder zu dem Lagerplatz hinunter, wo die Menschen dabei waren, mit langsamen, unsicheren Bewegungen ein Lager herzurichten. Freudig begrüßte er Teri und Fakun und verstand überhaupt nicht, dass sie verschämt zur Seite blickten, als er kam. - Aber das Extrafutter, das er bald darauf erhielt, schmeckte ihm trotzdem vorzüglich.

KAPITEL 9 - UNTERPASS

    Falscher Ehrgeiz hat schon viele Narren gemacht.

    Vier Tagemärsche nach dem Verlassen des Waldes kamen Teri und Fakun in das Dorf Unterpass. Der Weg dorthin war einfach zu begehen, obwohl er hoch von Gräsern überwuchert war und beständig anstieg. Immer höher hatten Teri und Fakun sich auf die Gipfel der Hohen Weite zu bewegt, die schon seit Tagen schneebedeckt vor ihnen aufragten. Es wurde wieder kälter.
    War das Große Gebirge wie ein Ausrufungszeichen, das das Land Estador zum Kontinent hin mit Endgültigkeit abschloß, so stand die Hohe Weite wie ein felsiges Komma in der Mitte der Halbinsel - kleiner, unbedeutender, aber dennoch unumgänglich.
    Die Bewohner der Randgebiete des schroff aufragenden Mittelgebirges ernährten sich in erster Linie von Schafzucht. Diese Tiere waren recht wetterunempfindlich, und genau wie ihre Schafe waren auch die Bergbewohner selbst ein sehr genügsames Volk, das bescheidenen Handel mit Wolle trieb, die sie nach Idur in die Stoffmanufakturen gaben. Ansonsten ernährten sie sich vom Fleisch alter Milchschafe sowie von gesammelten Kräutern . Jede Art von Ackerbau verbot sich in diesem rauhen Klima von selbst, da hier, auf der Nordwestseite des Gebirges, sogar im Hochsommer immer mit plötzlichen Wetterstürzen gerechnet werden mußte.
    Schon seit Tagen sahen Teri und Fakun kleine Schafherden auf den flachen Hängen des Vorgebirges weiden, hielten sich aber nicht damit auf, die Hirten aufzusuchen; denn Teri hatte es eilig, ihren Auftrag zu erfüllen. Das `Geh nach Osten!' trieb sie beständig voran, wenn sie auch keine Ahnung hatte, wie sie es bewerkstelligen sollte, die Schlafende Armee jemals zu finden. So führte sie ihre Wanderung geradewegs nach Unterpass, der ersten Siedlung hinter dem Moor. Gleichzeitig war Unterpass auch das letzte Dorf vor dem Felsmassiv der Hohen Weite, zu deren Gipfel es von hier aus noch zwei Tagesmärsche waren.
    `Der Wind trägt Worte über Schluchten und Kämme!' sagt man in Unterpass, wenn man die Verbreitungsgeschwindigkeit von Gerüchten und Neuigkeiten betonen will, und auch Teris und Fakuns Ankunft war vom Wind schon in das Dorf geweht worden. Lange schon wußte man dort, dass auf dem alten Westweg, der doch nur in den Streitwald und den Sumpf führte, zwei Wanderer und ein Hund auf das Dorf zukamen. - Das war erstaunlich, denn seit Jahrzehnten hatte es niemand mehr riskiert, den gefährlichen Weg von Moorstadt nach Unterpass zu gehen. Konnte es sein, dass der Streitwald seine Kraft verloren hatte? - Die Dörfler waren neugierig.
    So stand denn bei Teris und Fakuns Ankunft ein in dicke Schafpelze gehülltes Begrüßungskomitee auf der Hauptstraße in dem kühlen Bergwind und starrte ihnen neugierig entgegen. Als sie nahe genug herangekommen waren, trat einer der Männer vor und leitete die Begrüßungszeremonie ein.
    "Willkommen im Namen Harmugeds!"
    Teris Schritt stockte. Augenblicklich tauchte vor ihrem inneren Auge wieder das Bild der Schlacht im Hafen von Isco auf. - Und noch schlimmer: Der Blutnebel war wieder da! - Der Blutnebel aus dem Mund des schreienden Mannes!
    "Warum schreckt dich der Name unseres Gottes?", wollte der Sprecher der Dorfgemeinschaft wissen. Sein vorher mildes Gesicht hatte plötzlich einen mißtrauischen Ausdruck bekommen. "Seid ihr vielleicht Ofisa?"
    Fakun hatte sich als erster gefangen. Natürlich hatte ihm Teri erzählt, was sie in Isco erlebt hatte; darum wunderte er sich nicht über ihre Reaktion. "Nein!" versicherte er mit fester Stimme. "Ich komme aus Kaji, und meine Seele gehört den Göttern der Steppe!"
    "Und du?" Der Fremde sah Teri streng an.
    "Ich bin Hüterin der Schlafenden Armee!", antwortete Teri. "Mich geleiten die Götter Thedras!"
    "So, so!" Der Mann drehte sich um und beratschlagte kurz mit einigen seiner Gefährten, dann drehte er

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