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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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sich wieder den Ankömmlingen zu. "Ihr dürft in unser Dorf kommen", gab er bekannt. "Aber wenn ihr uns zu euren Göttern bekehren wollt, werden wir euch das Gastrecht entziehen!"
    Teri hätte fast laut aufgelacht, als sie daran dachte, was für ein seltsamer neuer Glaube wohl dabei herauskäme, wenn sie und Fakun ihre Götter in eine gemeinsame Religion sperren würden. "Habt keine Sorge", erklärte sie dennoch mit ernstem Gesicht. "Wir sind keine Wanderprediger! Über Religion reden wir nicht."
    Dieses offene Wort schien nicht dazu angetan, die Gemüter zu beruhigen. Im Gegenteil! In einem Teil der Gruppe der Dörfler erhob sich unwilliges Gemurmel.
    Teri merkte, wie es ihr langsam ein wenig kühl wurde. Sie waren schnell gewandert, um das Dorf möglichst früh zu erreichen. Es waren heute noch Einkäufe zu erledigen, und nun mußten sie, durchgeschwitzt wie sie waren, hier in der Kälte stehen und sich einer Glaubensprüfung unterziehen.
    "Ihr sprecht nicht über Religion?" Der Anführer der Gruppe hatte wieder das Wort an sie gerichtet. "Dann habt ihr also selbst eure falschen Götter verraten!"
    Fakun stieß neben Teri gequält die Luft aus. Das war doch wohl der Gipfel der Heuchelei, den Leuten erst ihren Glauben zu verbieten und ihnen dann vorzuwerfen, dass sie ihre Götter verrieten! "Ein guter Mensch ist ein guter Mensch, sagt man bei uns in Kaji", stieß er hervor. "...und ein guter Gott ist ein guter Gott! - Und beide haben nichts miteinander zu tun!"
    "Das ist eine Irrlehre!" Der Mann riß die Arme empor. "Wage es nicht, sie verbreiten zu wollen! - Deine Waffen schrecken mich nicht! Bereue, und tue Buße! Nur der wahre Glaube ist die einzige Rettung für dich! Deine falschen Götter können nichts für dich tun! Ich als Priester des Harmuged sage dir, dass du verloren bist, wenn du dich nicht besinnst! Deine Seele wird dürsten nach Erlösung auf der Insel der ewigen Kälte, und in der Stunde deines ..."
    "Thedra ist gefallen!" Teri war es nun leid, sich diese Litanei anzuhören. - Sie kannte das alles und mochte es nicht. Hell übertönte ihre Stimme die des Priesters. "Thedra ist gefallen, und wir sind ausgezogen, der Stadt Hilfe zu bringen! - Wir wollen hier bei euch Proviant einkaufen und weiterziehen!" Teri hatte in ihre Schartasche gegriffen und einige Geldstücke herausgeholt. Lustig klimpernd sprangen die Bronzestücke ein Stückchen hoch in die Luft und landeten wieder in ihrer Hand.
    Das waren nun wirklich große Neuigkeiten! Der Priester hatte irgendwie den Faden verloren, jedenfalls kam er mit seiner Strafpredigt nicht weiter. Dafür wollten die anderen Dörfler aber mehr von Thedra hören und bedrängten Teri und Fakun mit ihren Fragen. Als alles Wichtige erzählt war, ließ man die Ankömmlinge einfach stehen und diskutierte die Neuigkeit eifrig in kleinen Gruppen. Der Priester war von allen vollständig vergessen und trug ein beleidigtes Gesicht zur Schau.
    Ein Dörfler, der sich bislang zurückgehalten hatte, nutzte die Gunst des Augenblicks und drängte sich vor. "Was braucht ihr denn?", wollte er von Teri wissen.
    "Trockenfleisch und Gemüse." Teri strahlte den Mann an. - Jetzt lief das Gespräch endlich wieder in vernünftigen Bahnen. "Und dann habt ihr doch bestimmt auch guten Schafskäse hier in der Gegend, und frisches Brot würden wir gern mal wieder essen."
    "Das gibt es alles bei mir", nickte der Mann freundlich. "Kommt mit, und seid meine Gäste!"
    Teri und Fakun nahmen die Einladung sofort an. Im Gegensatz zu den Dorfbewohnern trugen sie keine Pelze, und beiden war in dem schneidenden Bergwind mittlerweile recht kalt geworden. Geschickt schlängelten sie sich durch die Gruppen der Dörfler, vorbei an dem sprachlosen Harmuged-Priester, der ihnen und ihrem Gastgeber einen haßerfüllten Blick zuwarf. Gemeinsam gingen sie die Dorfstraße entlang zum Haus des Fremden. Es war ein sehr schönes Haus. - Das größte im Dorf.

    "Diese Harmuged-Leute nehmen sich ziemlich viele Freiheiten heraus", entschuldigte sich Arnu, mit diesem Namen hatte er sich vorgestellt, auf dem Weg zum Haus. "Egal was man tut, immer steht einer von ihnen hinter dir und schaut dir über die Schulter."
    "Ich weiß!" Teri dachte an ihre eigenen Erlebnisse mit den Harmuged. "Sie allein haben die Weisheit. - Meinen sie!"
    "Weisheit? Sie verteilen ihre Weisheit, wie das Schaf seine Kügelchen! Sie können und wollen sie nicht bei sich behalten!"
    Teri lachte auf, und auch Fakun machte einen amüsierten Eindruck. "Du

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