Sturm ueber Thedra
weiß von keinem Beschluß, und ich bin im Rat des Dorfes!"
"Du verstößt gegen das Gebot der Reinheit des Hauses, denn dieses ist ein Haus Harmugeds!"
"Vor allen Dingen ist das hier mein Haus und das Haus meiner Frau!", stellte Arnu mit erhobener Stimme klar. "Und ich werde nicht dulden, dass man meine Gäste belästigt!"
"Ich will Noio sehen!", begehrte der Priester und setzte einen Fuß auf die Treppe. "Warum ist sie nicht hier, um mich zu begrüßen?"
"Weil ich genug habe, von verlogenen Priestern, die mir die Zeit stehlen!"
Teri wirbelte herum, und auch Fakun und Arnu schauten erschreckt über die Schulter. Wie das Fauchen einer Wildkatze hatte die Stimme der Frau geklungen, die jetzt, die Füße seitwärts ausgestellt, in der Tür stand und mit kühnem Blick den Priester und sein Gefolge musterte. Die Hände hatte sie in die Hüften gestützt, und das Gesicht zeigte die rosige Farbe der Erregung. - Kein Vergleich mehr zu dem bleichen Gespenst, das mit jammernder Stimme die Störung seiner Rituale beklagt hatte.
"Geht jetzt nach Hause!", forderte Noio die Versammlung auf. "Ich lasse mir mein Leben von euch nicht stehlen, und mein Mann hat auch keine Zeit für euch! Wir haben Gäste, und da ihr die nicht sehen wollt, geht!"
"Arnu!" Fast wie ein Notschrei klang es aus dem Mund des Priesters. "Was ist mit deiner Frau passiert?"
Arnu wußte das selbst nicht so genau. Mit weit offenem Mund stand er da und starrte auf seine Frau, und Fakun erging es kaum besser. - Teri würde ihm nachher wirklich einiges erklären müssen!
"Das waren die Zauberer!" - Nun war es heraus, das Wort! Jemand aus der letzten Reihe hatte es geschrien. "Die Zauberer haben Noio den Glauben geraubt!"
"Zauberer!" Die Gruppe wich ängstlich einen Schritt zurück und kam gleich darauf wieder einen Schritt auf das Haus zu.
"Geht jetzt!", forderte Noio.
"Was ist mit deiner Frau geschehen, Arnu?"
"Ich denke, ich bin aus einem bösen Traum aufgewacht!" Noio antwortete dem Priester anstelle ihres Mannes. "Geht jetzt! Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben!"
"Du hast dir Zauberer geholt, die deine Frau in die Verdammnis stürzen sollen, so wie du selbst auf die Insel der Kälte geschleudert werden wirst!", klagte der Priester Arnu an. "Du hast ..."
Arnu hörte nicht auf ihn, sondern drehte ihm den Rücken zu und ging zu seiner Frau, die ihn mit einem Kuß auf die Wange empfing. Sie nahm eines der Kinder auf den Arm und ging ins Haus.
Fakun folgte ihr, die murrende Gruppe der Harmuged blieb unten an der Treppe stehen. "Warst du das?", fragte Fakun, als er an Teri vorbeiging.
"Na klar!", antwortete sie mit einem frechen Lächeln und drehte sich zur Tür, um ihm zu folgen.
"Zauberin!" Der Stein traf sie mit voller Wucht am Hinterkopf! - Teri war es, als würde Fakuns Bild vor ihren Augen einen verzerrten Tanz aufführen, dann sank sie ohne einen Laut von sich zu geben, auf die Schwelle des Wohnraumes nieder.
Fakun hörte als erstes den Aufprall des Steins auf die Bodenbretter. Als Teri in sich zusammensank, hatte er sich schon umgedreht und fing sie auf. Obwohl er die Situation sofort durchschaute, und eine heiße Wutwelle ihn davonzureißen drohte, hielt er Teri doch fest und zog sie in den Raum hinein. Weitere Steine flogen durch den Eingang des Sommerzimmers und schlugen polternd an die Zwischenwand. Einer der Brocken flog dicht an Fakuns Kopf vorbei und landete in der Feuerstelle. Ein Funkenregen ergoß sich über die Dielenbretter und die Sitzfelle. Kleine Flammen züngelten auf. Noio ließ schnell das Kind zu Boden gleiten und erstickte den Brand mit ein paar Bechern Wasser im Keim.
Arnu achtete nicht darauf. Er hatte auch gesehen, was geschehen war. Zornentbrannt riß er seine Wolfspike, einen langen Stab mit Bronzedorn und einem Widerhaken, hinter der Tür hervor und stürmte wie ein Orkan zwischen die Harmuged-Leute. Fakun hatte inzwischen Teri sacht auf die Dielen gelegt, und Noio kam herbei, um sich um sie zu kümmern. Endlich hatte Fakun die Hände frei! Ohne zu überlegen, griff er nach seinem Hirtenstab und folgte Arnu nach draußen.
Dort bezogen gerade die Harmuged die Prügel ihres Lebens. Obwohl sie in zehnfacher Übermacht waren, hatten sie es doch noch nicht geschafft, den rasenden Arnu zu bändigen. Immer wieder ließ er den schweren Schaft der Wolfspike auf die Köpfe der Harmuged niedersausen. Mehrere von ihnen hielten sich schon die blutenden Schädel, und zwei von ihnen knieten auf dem Felsboden, die Hände
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