Sturm ueber Thedra
wie es sie in Estador zu tausenden gab. Die Künste und Anlagen, über die sie verfügt hatte, waren über Nacht zu Asche verbrannt, und Teri blieb nicht mehr zu tun, als ihren Leichtsinn zu bereuen.
Fakun machte sich große Sorgen um seine Gefährtin. Lange Zeit saß er an ihrem Bett und bewachte ihren Schlaf. - Sie hatten über alles gesprochen: Über Aska und ihre Lieder; ihre Einladung und die Weissagung, Teri werde eine große Sängerin sein. - Darüber, wie sie zufällig ihre Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen, entdeckt und wie sie sie wieder verloren hatte. Teri war der festen Überzeugung, dass ihre Fähigkeiten sie verlassen hatten, weil sie sich angemaßt hatte, das Lied des Lebens zu verändern. Sie hatte lange überlegt und festgestellt, dass die Lieder der Kraan allesamt auf Verständigung, Frieden und die Erweckung des Guten im Menschen ausgerichtet waren. Selbst das Lied des Hochmuts, das den Hochmütigen selbst in tiefste Verwirrung stoßen konnte, bewirkte letztendlich nur, dass der Betreffende an seinem eigenen Schrecken genas. Teri dagegen hatte Noio gegen andere Menschen aufgehetzt. - Sie hatte Mißbrauch getrieben, indem sie Zwietracht säte, und die Lieder verweigerten ihr nun den Dienst.
Teri tat Fakun unsagbar Leid. Er hatte es ja selbst erlebt, welch gutes Verhältnis Teri zu Dingen und Lebewesen gehabt hatte, weil sie tiefer sehen konnte als andere Menschen. Selbst die kleinste Feder, die eine Schwalbe im Flug verlor, hatte Teri ganze Geschichten erzählt. - Jeder Baum und jeder Fels war für sie etwas Einzigartiges, Unverwechselbares gewesen, und Fakun sah, wie Teri darunter litt, dass die Dinge nicht mehr mit ihr sprachen. Es war, als sei sie blind geworden. Fakun versuchte sie zu damit zu trösten, dass vielleicht doch nur der Steinwurf an ihrem Zustand schuld sei, der bestimmt bald wieder vorübergehe. - Gern hätte Teri ihm geglaubt; aber die Wunde war nun fast schon verheilt, und es war noch keine Veränderung eingetreten.
Als Teri wieder so weit genesen war, dass sie sich bewegen konnte, ohne dass es ihr schwindlig wurde, war Arnu mit ihr und Fakun zur täglichen Versammlung der Harmuged in deren Bethaus gegangen, damit diese Gelegenheit bekamen, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen. Die Männer waren unbewaffnet und da niemand die Waffe von ihr gefordert hatte, war es auch Teri möglich gewesen, ihren Schardolch abzulegen. Die Harmuged sollten nicht den Eindruck haben, dass man sie für gefährlich hielt.
"Ihr stört unsere Versammlung!" Der Priester hatte die Ankömmlinge erkannt und war überhaupt nicht begeistert von dem überraschenden Besuch. Angriffslustig schielte er unter dem Verband hervor, der seinen Kopf umgab.
"Du wagst es?" Eigentlich hatte Arnu vorgehabt, die Unterhaltung in vernünftigen Tonfall zu führen, aber plötzlich waren alle guten Vorsätze vergessen. Zornbebend stand er in der Mitte der Gläubigen und seine Stimme fuhr auf die Versammlung nieder wie Peitschenschläge: "Ihr stört den Frieden meines Hauses, verletzt einen Gast, der unter meinem Schutz steht und zieht heimtückisch verborgene Waffen aus euren Gewändern, und da wagt ihr es, euch zu beklagen, dass wir euch stören? - Wenn euer Gott auch nur das Geringste von Ehre hält, werdet ihr sehr viel beten müssen, um diese Frechheit abzubüßen! Geholfen hat er euch ja nicht, bei eurem schändlichen Tun! Das sollte euch zu denken geben!"
Die Gemeinde duckte sich unter diesen Worten und wich vor Arnu zurück. Allerdings hatten sich die Harmuged inzwischen von der Niederlage erholt und zeigten sich entsprechend uneinsichtig. Wohl hatten sie Angst vor Arnus Zorn, doch fühlten sie sich immer noch im Recht.
Der Priester ergriff wieder das Wort. Mit schwachen Worten versuchte er Arnu zu beschwichtigen, wobei er auch Teri und Fakun unsicher ansah. - Angeblich hatte er nicht gesehen, wer den Stein warf; und sofort fing er wieder an, sich zu beklagen, die Fremden hätten ihm eines seiner Schäfchen abspenstig gemacht. Allen Ernstes behauptete er, Teri und Fakun seien Wanderprediger, ausgesandt von den falschen Göttern, um Unruhe in die Herde der Rechtgläubigen zu bringen. Er redete so lange, bis er anfing, den eigenen Worten zu glauben, und auch die Gemeinde war nicht Willens, sich von einem Ungläubigen über gutes Benehmen belehren zu lassen. - "Und nun geht, und lasst uns in Ruhe beten", forderte der Priester zum Schluß selbstgefällig. "Für falsche Götter ist hier kein Platz!"
Da verlor
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