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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Fakun die Geduld! Zum ersten Mal, seit Teri ihn kannte, wurde er laut: "Hast du keine anderen Sorgen auf dieser Welt, Priester? Woher nimmst du die Vemessenheit, dich über andere zu erheben, sie zu belehren, zu beleidigen und zu verfolgen? Mit welchem Recht meidest du das offene Wort und zückst den Dolch gegen deinen Nachbarn, der sein Haus vor dir beschützt? Mit welchem Recht läßt du zu, dass eine Frau verletzt wird, die ein Kind in sich trägt? - Antworte!"
    "Irrgläubige!" Der Priester warf Fakun und Teri einen haßerfüllten Blick zu. "Wir haben die Wahrheit! - Ihr habt die ewige Seele der armen Noio verdorben! Sie wird euch in der ewigen Kälte dafür verfluchen, und auch ihr werdet mit euren falschen Göttern ..." Der Priester brach seine Rede ab, denn nun ging Arnu drohend auf ihn zu.
    Fakun schüttelte hilflos den Kopf. "Könnt ihr nur Freund oder Feind sehen? Ist es so unerträglich für euch, dass es Menschen gibt, denen ihr einfach egal seid?" - Meinetwegen betet laut oder betet leise, wie es euch gefällt. Aber nehmt euch nicht Rechte, die ihr nicht zu geben bereit seid! Bislang habe ich von euch Harmuged nur Dummheit und Tücke erfahren. Das soll mir eine Mahnung sein, sooft ich einen Harmuged sehe! Als friedliche Fremde sind wir gekommen, und ihr habt uns behandelt wie Feinde! Vergiftet ist dein Geist durch die Lügen der Wanderer des Harmuged, die jedes Jahr den Zins abholen und euren Dünkel mit falschen Botschaften nähren!"
    Fakun wandte sich der Gemeinde zu. "Ein Dutzend unschuldiger Harmuged starb in Isco, heißt es! - Ich frage euch, war einer, der hier im Raum ist, mit dabei?"
    Keiner der Harmuged meldete sich. Einige von ihnen sahen so aus, als seien sie gerade aus einem Traum aufgewacht. Aufmerksam sahen sie Fakun an, diesen jungen Fremden, der ihnen so unverblümt die Meinung sagte.
    "Ich war dort!" Mit klarer Stimme hatte Teri gesprochen und trat nun vor. "Was eure Lehrmeister euch als Sieg Harmugeds gemeldet haben, war eine verheerende Niederlage!" Mit kurzen Sätzen berichtete Teri nun, wie es zu der Schlacht zwischen den Bruderschaften gekommen war und dass der Hafenplatz von Isco mit sterbenden Harmuged bedeckt gewesen sei. "Euer Glaube nützt nur euren Oberpriestern, die euch das Trugbild der Unsterblichkeit vorgaukeln!", schloß sie. "Sie betrügen euch um die Lebenszeit, die ihr für Freundschaft und Liebe verwenden solltet! Man hat euch zu Wächtern eurer Familien, Freunde und Nachbarn gemacht, und ihr habt euer Glück und eure Zufriedenheit gegen eine warme Insel jenseits des Grabes eingehandelt. Ihr seid Sklaven eines Gottes, der die Freundschaft haßt und nur die Ergebenheit liebt. Wie dressierte Hunde seid ihr auf mich losgegangen! - Ich vergebe euch, und ihr tut mir Leid!"
    Der Priester hatte die ganze Zeit still auf seinem Platz gestanden, weil Arnu und Fakun in seiner Nähe gewesen waren. Jetzt, als die drei ungebetenen Besucher sich den Weg durch die betreten dastehenden Gläubigen nach draußen bahnten, faßte er wieder Mut. "Irrglaube", begann er leise, "Schrecklicher Irrglaube! - Lügen von Zauberern! Harmuged wird sie ..."
    Draußen, in der erstaunlich warmen Frühlingsluft sahen sich die drei kurz an. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass die Gläubigen überhaupt reagieren würden, aber einige von ihnen hatten einen wirklich zerknirschten Eindruck gemacht.
    Plötzlich öffnete sich hinter ihnen die Tür des Bethauses, drei Harmuged kamen heraus und hielten auf die Gruppe zu. Schon von weitem erhoben sie die Hände in einer Geste des Friedens. "Sag, warst du wirklich in Isco dabei?", wurde Teri von einem der Männer gefragt.
    Teri bestätigte in kurzen Worten, dass alles so und nicht anders gewesen sei. Noch während sie sprach kamen fünf weitere Harmuged auf sie zu.
    "Man hat uns belogen!", stellte einer der Harmuged fest, als Teri geendet hatte, dann wandte er sich ihr wieder zu. "Ich danke dir für deine offenen Worte. Es tut mir Leid, dass du verletzt wurdest. - Wenn du erlaubst, werde ich dir eine Kleinigkeit in Arnus Haus bringen, damit du siehst, dass wir auch Freunde und Nachbarn sein können!" Damit verabschiedete er sich und machte den anderen Platz, die sich ebenfalls mehr oder weniger wortreich und geschickt bei Teri bedankten, um dann auch zu ihren Familien zu gehen.
    Auch die drei machten sich auf den Weg zu Arnus Haus. Aus dem Versammlungsraum drangen wütende Wortfetzen. Offenbar war die Gemeinde in Streit geraten, und über allem war die keifende

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