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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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konnte, das war noch die Frage.
    Teri tat dem Mann aufrichtig Leid. Wenn sie die Schlafende Armee nicht fand, würde sie ihr Leben lang nicht aufhören können, danach zu suchen. Selbst wenn die Stadt sich inzwischen aus eigener Kraft würde befreien können, war damit der Auftrag noch immer nicht erfüllt! Teri mußte weitersuchen, solange noch ein Funke Leben in ihr war, dafür würde der in ihrem Geist verankerte Befehl sorgen.
    Unbehelligt erreichte der Mann den Felsspalt, in dem er seinen Ledereimer versteckt hatte und ging die paar Schritte zum Eingang der Zisterne. Die Wachen beachteten ihn nicht. Wie ein grauer Schatten ging er im Dämmerschein ferner Fackeln an ihnen vorüber und tauchte in die Dunkelheit der Höhle ein.
    Der Raum vor dem großen Wasserbecken war menschenleer und finster. Nur eine einzige Öllampe brannte in der Mitte des Raumes und verbreitete einen matten Lichtschein. Schnell ging der Mann in den hintersten Winkel der Höhle und stieß einen leisen Pfiff aus, während er sich den Eimer in die Armbeuge hängte. Im nächsten Augenblick schwebte eine Seilschlinge aus einem der Schächte, durch die das Regenwasser in das Becken geleitet wurden und stoppte kurz über dem Wasserspiegel. Mit sicheren Bewegungen schwang sich der Mann auf den Beckenrand, stellte einen Fuß in die Schlinge und griff mit seinen vernarbten Händen nach dem Seil. Sofort wurde er in die Höhe gezogen und lautlos verschwand Jamik, der Magier, in den geheimen Gängen, die den Gipfel der Königsklippe mit der Stadt verbanden.

    Sed eb Rea hatte alles versucht, den oberen Teil der Königsklippe zu stürmen. Nach den erfolglosen Versuchen den Verschlußstein mit Bronzewerkzeugen aufzuhacken, hatte er geübte Kletterer an der Außenseite des Felsens emporgeschickt. Aber die Eingeschlossenen waren wachsam gewesen. Mit stillem Schauder dachte Sed eb Rea daran, wie ein Kämpfer nach dem anderen abgewehrt worden war. - Man hatte die Dramilen klettern lassen, bis sie die Fensterhöhlungen fast erreicht hatten und ihnen dann ein wenig von dem Feuerpulver entgegengeworfen. Acht der besten Kämpfer hatte Sed eb Rea in hellen Flammen stehend von der Klippe stürzen sehen, und den nachfolgenden war schnell die Lust vergangen, noch einen Versuch zu wagen. Schlimmer als der Verlust der Männer war für den Befehlshaber der Dramilen aber der Spott der Thedraner. Solange die Königsklippe nicht bis in die Spitze hinein genommen war, gab es zum Haß auf die Dramilen auch noch den Hohn. Sed eb Rea konnte es sich einfach nicht leisten, dass seine Soldaten brennend und laut brüllend in aller Öffentlichkeit auf das Straßenpflaster Thedras stürzten. - Man machte sich ja lächerlich mit solchen Aktionen!
    Also hatte Sed eb Rea sich darauf verlegt, die Königsklippe mittels großer Hitze zu sprengen. - Ein altbekanntes Mittel, um eingenommene Befestigungsanlagen für immer unbrauchbar zu machen. Also ließ er seine Männer drei Tage lang die obersten zugänglichen Räume mit brennbarem Material aller Art vollstopfen und dann anzünden.
    Beklagte auch so mancher Thedraner den Verlust seines ganzen hölzernen Hausrats, und hatten viele noch nicht einmal mehr einen Schemel, auf den sie sich setzen konnten, so bekamen sie dafür doch ein ganz besonderes Feuerwerk geboten.
    Wabernd und glosend schlugen die Flammen aus den Fensterlöchern in der Mitte der Klippe und umgaben sie wie ein feuriger Gürtel. Das Brausen der Flammen war bis hinunter in die Gassen zu hören, und der Brand wütete einen halben Tag lang mit unverminderter Heftigkeit. Ganz Thedra, einschließlich aller Dramilen, stand auf den Gassen in sicherer Entfernung und wartete auf den Sturz der Klippe. - Einzig unbeeindruckt zeigte sich nur der Fels selbst. Statt sich den Dramilen zu Gefallen knirschend und krachend zur Seite zu neigen und zerschmettert zwischen den anderen Felstürmen aufzuschlagen, blieb die Klippe in ihrer ganzen Majestät unerschütterlich ruhig stehen. Der einzige Effekt der Aktion war, dass es nun auch noch zu einer Brennstoffknappheit in Thedra gekommen war, was die Holzkohlehändler aus dem Hinterland allerdings ungemein erfreute.
    Im Moment waren einige von Sed eb Reas Leuten mit dem Versuch beschäftigt, aus den zusammengeschmolzenen Stahlpfützen, die man im Schwalbenhafen gefunden hatte, brauchbares Werkzeug herzustellen, mit dem der Durchbruch nach oben dann endlich gelingen mußte. Doch bislang widerstand das spröde Material allen Bearbeitungsversuchen.

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