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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Also hatte Sed eb Rea es vorläufig aufgegeben, die Königsklippe bezwingen zu wollen. -Mochten der König und sein Gefolge doch langsam verrotten in ihrer Behausung!

    Oben in der Klippe dachte man weniger ans Verrotten, sondern vielmehr an aktiven Widerstand. Geschützt durch den mehr als zwei Mannslängen starken Verschlußstein, der den einzigen Aufgang blockierte, hielt man die Stadt unter genauer Beobachtung. Jamik hatte nach der Abheilung der Brandwunden an seinen Händen einige der Roheisenbögen in der Waffenwerkstatt zu federndem Stahl geschmiedet, und so konnte es den Dramilenpatrouillen in Sichtweite der Königsklippe durchaus passieren, dass eine wohldosierte Brandladung in ihre Reihen geschleudert wurde. Es war lächerlich und beschämend, aber es kam so weit, dass sich die Besatzer nicht mehr allein auf die Straße trauten, sondern immer öfter thedranische Geiseln zu ihrem Schutz einsetzten.
    Die größte Blamage bereitete Jamik den Belagerern aber im Frühling. Frisches Gemüse war sehr knapp in Thedra, das hatte er auf seinen Erkundungszügen durch die Stadt festgestellt. Da nun seine Versuchsgärten auf dem Gipfel der Klippe mehr hergaben, als die Eingeschlossenen verzehren konnten, regnete es ab und zu Salatköpfe und frischen Kohl auf die verblüfften und erfreuten Thedraner herab.
    An getrockneten Lebensmitteln herrschte im oberen Teil der Klippe ebenfalls kein Mangel. Hier war man für den Notfall bestens vorbereitet und konnte die Belagerung noch jahrelang durchstehen, wenn es sein mußte. Man konnte die Dramilen aus sicherer Entfernung in Trab halten, ärgern und demütigen. - Nur die Macht, den Feind endgültig aus der Stadt zu jagen, die hatte man nicht. Jamik wünschte sich sehr, dass es die Schlafende Armee wirklich gäbe. Er dachte daran, dass die Bevölkerung Thedras beständig Not litt und die Laune der Besatzer mit jedem Monat schlechter wurde. Nur die Anwesenheit der kaiserlichen Beobachter hielt die Besatzer davon ab, sich an der Zivilbevölkerung zu rächen und sie zur Erpressung der Klippenbesatzung zu mißbrauchen. - Es wurde Zeit, eine Lösung herbeizuführen! Doch auch Jamik waren Grenzen gesetzt, vor allem wenn man bedachte, dass er mit dem Königspaar, dessen Kindern und fünf Dienstboten allein in der Klippe war.

    Szin eb Szin hatte auf seiner Suche den Nordostweg gewählt. - Im schlimmsten Fall machte er einen Umweg, tauchte aber aus einer vollständig unvermuteten Richtung auf. Im besten Fall schnitt er seiner Beute aber den Weg ab. - Und wenn er dieser Hündin wieder auf der Spur war, dann würde sie sich sehr wundern! Noch einmal konnte sie ihn nicht mit der Macht ihrer Lieder bezwingen, dafür würde das Wachs, das er sich beschafft hatte, schon sorgen. Sollte sie nur singen, wenn sie ihn sah! - Mit Liedern war er nicht mehr zu bezwingen.

    Das Frühjahr wich dem Hochsommer. Auf der Südwestseite der Hohen Weite war es schon deutlich wärmer, und rund um das Dorf Oberpass standen Wiesen und Büsche schon in vollem Saft. Rosarote Leimkrautteppiche und silbriggrünes Hornkraut breiteten sich auf felsigen Hängen aus, und tiefer in den Tälern hatten sich die hellgrünen Knospen der Bäume schon zu Blättern entwickelt.
    Teri und Fakun hatten die Hohe Weite auf dem Passweg überschritten und waren von Oberpass aus weiter nach Osten gezogen. Teris Fuß war recht schnell geheilt, und so ging es durch verschiedene kleine Dörfer in Richtung Wettergrube. Es hatte sich ein Gleichmaß im Ablauf der Tage eingestellt, das Teri und Fakun gut gefiel. Meistens wanderten sie bis in den späten Nachmittag hinein und verbrachten die Nächte unter Büschen, in Wäldern oder im Schutz überhängender Felsen. Immer ließ sich in den grünen Tälern ein Bach oder Fluß finden, in dem man baden konnte, so dass es den beiden an nichts fehlte, und sie selbst in der Nähe von Dörfern gern auf den zweifelhaften Genuß eines Nachtlagers im Wirtshaus verzichteten.
    Manchmal meinte Teri, eigentlich ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil sie so langsam vorankamen, aber sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, möglichst wenig über ihren Auftrag nachzudenken, denn sie war sich sehr wohl bewußt, dass sie unter einem Zwang zur Eile stand, der nur eines kleinen Auslösers bedurfte, um wieder mit seiner ganzen Macht wirksam zu werden. - Aber Teri konnte es sich nicht mehr erlauben, sich der Anstrengung von Eilmärschen und durchwanderten Nächten auszusetzen.
    Im Laufe der letzten Wochen war

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