Sturm ueber Thedra
noch nie zuvor erlebt hatte.
Fakun hatte mittlerweile das Essen für sich und seine Frau bezahlt und kam an den Tisch zurück. Mit kühlem Blick musterte er Aganez.
"Ihr habt eine hübsche Tochter." Der Magier versuchte ein Lächeln. "Ich will dafür sorgen, dass sie ihre Mutter nicht zu lange entbehren muß", erklärte er den jungen Leuten, die vor ihm standen.
"Danke!", knurrte Fakun, denn Worte sind billig. Freuen konnte er sich immer noch, wenn Teri wieder da war.
"Bis gleich!" Teri wandte sich dem Ausgang zu.
Aganez sah den beiden enttäuscht hinterher. Wie üblich war seine Freundlichkeit nicht gut angekommen. Genau dieses Problem hatte er schon immer gehabt. Am besten wirkte er immer noch, wenn er kommandierte, das wußte er. Also beschloß Aganez, sich in Zukunft jede Nettigkeit zu verkneifen, denn schließlich hatte er es nicht nötig, sich bei seiner Helferin anzubiedern.
Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, bezahlte er den Wirt und ging noch einmal in die Kammer, um seine Sachen zu holen. Als er wieder in die Gaststube kam, stand Teri schon mit ihrem Bündel dort und wartete auf ihn. Sie machte einen sehr niedergeschlagenen Eindruck und tat Aganez Leid. Da er aber beschlossen hatte, auf solche Dinge keine Rücksicht mehr zu nehmen, schenkte er dem Kummer der jungen Frau keine Beachtung. "Gehen wir!", sagte er nur und trat durch die Tür in den naßkalten Spätwintermorgen hinaus.
Der Weg nach Wettergrube verlief schweigsam und in einem Klima gegenseitiger Mißachtung, das eine vernünftige Unterhaltung von vornherein ausschloß. Aganez erwies sich, entgegen Teris Vermutung, als geübter Wanderer, und sie hatte zeitweise Mühe, sein Tempo einzuhalten. Sie hatte den Eindruck, dass er ihr beweisen wollte, wie kräftig er sei, und sie ließ ihn gewähren. - Mochte er nur zehn oder zwanzig Schritte vor ihr gehen, wenn es ihm Spaß machte. Sie jedenfalls würde ihre Kräfte nicht vergeuden, um ihn einzuholen.
Zweimal täglich kochte Teri aus ihren Vorräten eine Mahlzeit für sich und ihren Mitwanderer. Aganez tat zwar so, als ginge ihn das alles nichts an - wenn es dann aber ans Essen ging, tauchte er seinen Löffel fleißig mit ein.
Genau andersherum verhielt es sich mit der Auswahl der Schlafplätze. Teri hatte die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll war, sich rechtzeitig nach einem geeigneten Ort für die Übernachtung umzusehen, um sich nicht der Unannehmlichkeit auszusetzen, bei Dunkelheit einen Schlafplatz suchen zu müssen. Aganez jedoch bestand darauf, bis zum letzten Sonnenstrahl und manchmal noch darüber hinaus, weiterzuwandern. Da er die Strecke bereits kannte, war er hier im Vorteil, und Teri mußte zähneknirschend zugeben, dass der Alte die besten Schlafplätze zu finden verstand und dass sie deshalb schneller vorankamen, als sie und Fakun es je geschafft hatten.
Immer noch rätselte Teri daran herum, wer ihr Weggefährte eigentlich war, aber sie kam einfach nicht darauf, woher sie ihn kannte. Einzig sicher war sie sich nur darin, dass er sich nicht mit seinem richtigen Namen vorgestellt hatte.
Schon bald war Teri aufgefallen, dass ihr Begleiter am Morgen zu nichts zu gebrauchen war, bevor er nicht eine kleine Menge weißen Pulvers geschnupft hatte, welches er in einer runden Metalldose mit sich führte. Auch tagsüber hielt der Alte manchmal an, um eine Prise zu nehmen. Es war erstaunlich, welch belebende Wirkung dieser Stoff auf ihn ausübte. War er vorher müde und abgespannt über die Landstraße gestolpert, so brachte ihm eine kleine Menge des Zaubermittels sofort seine Lebenskraft zurück. Geradezu euphorisch stürmte er dann wieder voran, und keine Anstrengung wurde ihm zu viel.
Zwischen Wettergrube und der Bergstadt Stein hatten sich sowohl Aganez als auch Teri an den unerfreulichen, aber dauerhaften Zustand gewöhnt, dass sie zwar zu zweit, aber dennoch jeder für sich allein gingen. - Sie konnten sich nicht leiden und machten auch keinen Hehl daraus, wobei sich Teri langsam fragte, wie lange sie noch an dieses Ekel von Magier gefesselt sein würde, denn sie sehnte sich nach Fakun und ihrem Kind.
In Wettergrube hatte Teri die Schattenseite des Wohlstands der Region kennengelernt. Einen halben Tag nur hatten Aganez und sie sich in der Stadt aufgehalten, aber in dieser kurzen Zeit war etwas geschehen, was Teri noch lange zu denken geben sollte.
Aganez hatte sich großzügig gezeigt und war mit Teri in ein Wirtshaus eingekehrt, um eine Mahlzeit einzunehmen. Gerade
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