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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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wo Ihr davon sprecht: Nein, haben sie nicht.«
    Ich ziehe meine Geldbörse heraus.
    »Diese Bonzen wissen einfach nicht, wie man ermittelt«, erkläre ich ihm. »Es sind Amateure, die mir nur in die Quere kommen.«
    Ich nehme zwei Gurans heraus und lege sie vor ihm auf den Tisch. Das ist erheblich mehr, als ich normalerweise an einem solchen Ort für Informationen zahlen würde.
    »Warum seid Ihr zu dieser Insel Evoli gefahren?«
    Der Bootsmannsmaat schiebt die Münzen vom Tisch und steckt sie in eine Innentasche seines Wamses.
    »Wir wollten Wasser an Bord nehmen. Das war nicht ungewöhnlich.«
    »Aber auf der Insel ist etwas Ungewöhnliches passiert?«
    »Der Kapitän ist mit ein paar Seeleuten im Landesinneren verschwunden und mit einem Beutel zurückgekommen. Er hat nicht gesagt, was drin war, und auch nicht, wo er gewesen ist. Später haben mir die Matrosen verraten, dass er einen alten Mönch aufgesucht hat. Einen Elf. Ich wusste nicht, dass jemand auf Evoli lebt. Die Insel ist eigentlich nur ein Fels im Meer. Es gibt ein paar Bäume und einen Fluss.«
    »Lag die Insel auf Eurer normalen Handelsroute?«
    »Nein. Wir haben einen Umweg gemacht.«
    »Merkwürdig, zu dieser Jahreszeit einen Umweg zu machen, wo die Sturmsaison so kurz bevorsteht.«
    »Allerdings. Wir haben Glück gehabt, dass wir es bis nach Turai geschafft haben.«
    »Und was ist mit dem Kapitän passiert?«
    Der Seemann schüttelt den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich habe an einer Pumpe gearbeitet, als wir eingelaufen sind. Wir haben so viel Wasser aufgenommen, dass wir fast abgesoffen sind.«
    Ich starre ihn an.
    »Ich habe Euch das Geld nicht gegeben, damit Ihr mir dieselbe Geschichte erzählt wie dem Präfekten. Ich bin selbst zur See gefahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Schiffskapitän einfach so verschwindet, ohne dass jemand an Bord weiß, wohin er geht. Und ich glaube auch nicht, dass er einfach weggezaubert wurde. Also, wohin ist er gegangen?«
    Der Bootsmannsmaat schaut mich vielsagend an. Ich schiebe noch einen Guran über den Tisch.
    »Er hat ein Liebchen in der Silbergasse.«
    »Gebt mir die Adresse, und Ihr seid mich los.«
    Er verrät mir die Adresse. Ich leere meinen Krug und verschwinde zufrieden. Nachdem ich jetzt diese albernen Behauptungen von mysteriösem Verschwinden aufgeklärt habe, ist mir klarer, was hier vorgeht. Der Kapitän hat vielleicht mit der Zaubererinnung verhandelt, aber offenbar hatte er eine Vorstellung, wie er mehr verdienen könnte, als sie bereit waren zu zahlen. Ich vermute, dass er ein besseres Angebot von einer anderen Seite bekommen hat und untergetaucht ist, um zu einem Abschluss zu kommen. Diebstahl und Gier. Ich bewege mich wieder auf vertrautem Terrain.
    Die Silbergasse ist nicht weit entfernt. Es ist eine der vielen kleinen Gassen in ZwölfSeen, in der sich kleinere Mietshäuser drängen. Sie sind nie gemütlich und meist sehr gefährlich. Die Vermieter bestechen die Stadtdiener, damit sie ein Auge zudrücken, während sie die erlaubte Bauhöhe überschreiten. Jedes Jahr passiert eine Katastrophe, wenn eines der Häuser zusammenbricht. In der Stadt erhebt sich dann eine Welle des Protestes, aber es ändert sich nie wirklich etwas. Ich hätte erwartet, dass ein Hochseekapitän in einer besseren Gegend leben würde, aber wenn er auf der Flucht ist, ist das hier kein schlechtes Versteck. Obwohl die Garde oder die Zauberer ihn sicherlich längst hätten finden können, wenn sie nicht so schrecklich schlecht ermitteln würden.
    Die Treppe ist schmal, dunkel und schmutzig. Ich steige in den dritten Stock hinauf und klopfe an die Tür. Niemand antwortet. Vielleicht sind sie ja ausgegangen. Oder sie sind nicht scharf auf Besuch. Ich spreche ein kleines Machtwort, und die Tür schwingt nach innen auf. Das freut mich. Ich freue mich immer, wenn meine bescheidenen magischen Fähigkeiten sich auszahlen. Der Flur ist mit einem kleinen Tisch und einem sauberen Teppich ordentlich möbliert. Die Liebschaft des Kapitäns hält ihre Absteige in Ordnung. Ich rieche frisch gebackenes Brot und werfe einen Blick in das erste Zimmer. Es ist leer. Anschließend schaue ich in das zweite. Es ist nicht leer, sondern mit Schränken, Stühlen, einem Tisch und zwei Leichen möbliert. Eine davon ist männlich, etwa mein Alter, mit einem wettergegerbten Gesicht, das Zeugnis über ein Leben auf dem Meer ablegt. Jemand hat dem Kapitän in den Rücken gestochen. Die andere Leiche ist die einer jüngeren, etwas plumpen

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