Sturm und Drang
als wäre ich ein Mann, der nicht viel Geld auf der Naht hat.
»Den Einsatz bringe ich«, behaupte ich.
Donax zuckt mit den Schultern.
»Du solltest dafür sorgen, dass du genug Geld mitbringst, sonst bieten die beiden dich schon in der ersten Runde vom Tisch.«
Donax spielt bei den Raffpartien in der Rächenden Axt häufig mit. Ein hoher Einsatz ist für ihn kein Problem. Seit er den Vorsitz der örtlichen Vertretung der Bruderschaft in ZwölfSeen übernommen hat, haben sie ihren kriminellen Würgegriff wieder verstärkt und ihre Gewinne gesteigert.
»Wie geht es dem Hauptmann?«
»Rallig? Dem geht es gut, warum?«
»Sag ihm, er soll aufpassen. Du weißt, dass die Frau, mit der er herumläuft, Ärger mit dem Freundeskreis hat? Sie schuldet ihm Geld. Vermutlich hat sie sich nur mit Rallig eingelassen, weil sie einen Beschützer braucht«, erklärt Donax. »Ich mag den Hauptmann. Er war immer ein aufrechter Mann, das bewundere ich.«
»Solange er sich nicht in Eure Geschäfte einmischt.«
»Es ist schon lange her, dass sich die Zivilgarde in meine Geschäfte einmischen konnte.«
Donax bedenkt einen lauthals pöbelnden Seemann an der Bar mit einem strengen Blick. Der Matrose verstummt schlagartig.
»Jedenfalls werden sie ihr in ZwölfSeen nichts antun«, meint Donax. »Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.«
Ich rücke etwas näher zu Donax hinüber.
»Der Freundeskreis macht mir genauso viel Sorgen wie die Bruderschaft. Und zwar gar keine.«
»Hast du das gehört, Conax?«, fragt Donax. »Wir machen ihm keine Sorgen. Wir sollten uns hüten, einen so harten Burschen zu verärgern.«
Conax grinst. Ich bin früher ein paar Mal mit ihm aneinander gerasselt. Er ist dumm wie ein Ochse, aber ein wahrer Künstler, was Brutalität angeht.
»Was wollte Georgius?« Ich erwarte eigentlich keine Antwort auf meine Frage.
»Er wollte mit einem Seemann über ein verschwundenes Artefakt sprechen.«
Donax deutet auf eine Gestalt an einem Tisch, die in dem dichten Rauch in der Mehrjungfrau kaum zu erkennen ist. Ob Georgius Drachentöter im Auftrag der Zaubererinnung nach dem Ozeanischen Orkan gesucht hat? Lisutaris hat ja gesagt, dass sie ein paar Leute ausgesandt hat. Aber Georgius ist nicht vertrauenswürdig. Wahrscheinlicher ist, dass er auf eigene Faust sucht.
Donax verliert das Interesse an mir. Es kümmert ihn nicht, ob ich den Bootsmannsmaat befrage. Vielleicht denkt er ja auch, es wäre klug zu kooperieren, solange die Zauberer, die Zivilgarde und Präfekt Drinius herumschwirren. Oder er ist einfach nur höflich, weil er sich auf das Kartenspiel freut. Der gute Donax ist kein schlechter Spieler. Er ist spitz wie ein Elfenohr, oder jedenfalls fast, und man kann ihn nur schwer durchschauen.
Ich setze mich neben den Seemann. Seine Augen sind glanzlos und zeigen keine Regung, als ich auftauche.
»Ich weiß nichts über den Ozeanischen Orkan«, begrüßt er mich, noch bevor ich eine Frage stellen kann.
»Woher wisst Ihr, dass ich Euch danach fragen wollte?«
»Alle fragen mich danach. Der Präfekt, die Zivilgarde und die Zauberer. «
Seine Stimme klingt erschöpft. Vielleicht wegen der anstrengenden Seereise. Aber wahrscheinlicher ist, dass er sich gerade zwischen zwei Gaben von Boah befindet.
»Was ist mit Kapitän Ahabex passiert?«
»Er ist verschwunden. Wir haben es nur knapp in den Hafen geschafft, und als wir vor Anker gegangen sind, war der Kapitän weg.«
»Er ist einfach so verschwunden?«
»Sagte ich doch gerade.«
»Ich habe gesehen, wie das Schiff eingelaufen ist. Es war spiegelglatte See. Er kann unmöglich über Bord gegangen sein. Wo ist er hin?«
Der Bootsmannsmaat schüttelt den Kopf. Er weiß es nicht.
»Habt Ihr etwas Merkwürdiges gefühlt? Zauberei, zum Beispiel?«
Er schüttelt wieder den Kopf. Es gibt natürlich eine Menge Zaubersprüche, die ein durchschnittlicher Bürger nicht wahrnimmt.
»Erzählt mir von dem Ozeanischen Orkan.«
»Ich weiß nichts darüber.«
Eine Kellnerin geht vorbei. Ich bestelle ein Bier und bleibe schweigend sitzen, bis sie es mir bringt. Mein Gefährte scheint keine weiteren Informationen herausrücken zu wollen. Er sieht nicht beunruhigt aus, ja nicht mal sonderlich interessiert. Ich trinke einen Schluck Bier.
»Als diese Leute Euch Fragen gestellt haben, die Gardisten, der Präfekt und die Zauberer, hat einer von ihnen so etwas wie eine Belohnung für Eure Mühe erwähnt?«
Damit wecke ich seine Aufmerksamkeit. Er sieht mich an.
»Jetzt,
Weitere Kostenlose Bücher