Sturm und Drang
habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört! Ein Drachenpfad, der von dieser Delfingrotte bis zur Rächenden Axt verläuft? Bist du vollkommen übergeschnappt? Nein, warte, beantworte diese Frage bitte nicht. Erstens gibt es keine Drachenpfade, und zweitens, selbst wenn doch, sollten wir uns da nicht lieber um die Menschen dieser Stadt Sorgen machen als um ein paar Delfine?«
»Die Menschen können für sich selbst sorgen«, widerspricht Dandelion. »Wir müssen den Delfinen helfen.«
Ich will mir gerade Dandelion schnappen und sie eigenhändig aus meinem Büro werfen, als mir einfällt, dass ich ja höflich zu ihr sein wollte. Wenn ich ihr körperliche Gewalt zufüge, zieht sie vielleicht ihr für mich lebenswichtiges Kreditangebot zurück. Ich reiße mich zusammen, mit Mühe.
»Dandelion. Ich glaube nicht, dass die Delfine in Gefahr sind. Falls eine orkische Flotte hier auftaucht, sind diese Meeressäuger bestimmt so klug, dass sie schleunigst das Weite suchen. Außerdem werden die Orks den Ozeanischen Orkan nicht in die Finger bekommen. Neben einigen anderen Leuten suche ich höchstpersönlich danach. Wir finden ihn vor den Orks.«
»Wirklich?«, erkundigt sich Dandelion.
»Wirklich.«
»Gut.« Sie sammelt ihre Schalen und Töpfe mit den Heilkräutern ein. »Dann gehe ich zu den Delfinen und beruhige sie.« Sie verschwindet, offenbar befriedigt, dass ich helfen werde.
Makri nimmt sich eine Thazisrolle vom Schreibtisch und zündet sie an. Ich durchbohre sie mit einem finsteren Blick.
»Hast du sie dazu ermutigt?«
»Ganz gewiss nicht.«
»Du findest es doch immer so komisch, wenn Dandelion anfängt, von ihren Delfinen zu schwafeln.«
»Nur, wenn sie dich damit belästigt. Wenn sie es bei mir versucht, gehe ich einfach weg.« Makri wirkt nachdenklich. »Gibt es wirklich keine Drachenpfade?«
»Nein. Sie existieren nur in der Fantasie von Betrügern und Geschichtenerzählern.«
»Als ich in den Sklavengruben lebte, bin ich nur selten mit orkischen Hexern in Kontakt gekommen. Aber ich glaube mich zu erinnern, dass sie von Drachenpfaden geredet haben.«
Ich zünde mir eine Thazisrolle an. Dabei muss ich an die exquisite Qualität von Lisutaris’ Thazis denken, das ich versteckt habe. Makri würde es genießen. Viel zu sehr sogar. Also hole ich es nicht heraus.
»Drachenpfade existieren nicht.«
Makri zuckt mit den Schultern. »Wenn du meinst.«
Es wird Zeit, mich auf den Weg zu machen. Ich streife meinen guten magischen Mantel über und murmele das Wort, das ihn aufwärmt. Er spendet sofort wohlige Wärme. Ich stecke Thazisrollen und eine kleine Flasche Kleeh in die Tasche, genug, um mich über einen Tag voller Ermittlungen zu bringen. Unbewusst summe ich eine Melodie, bis Makri mich unterbricht.
»Liebe mich durch den Winter.«
»Wie … wie bitte?«
»Dieses Lied, das du da summst. Genau das hat Moolifi gesungen. ›Liebe mich durch den Wintere«
»Es hat eine recht eingängige Melodie.«
Makris Urteil über Moolifis Auftritt hat sich nicht geändert.
»Sie ist eine schreckliche Sängerin. Kein Wunder, dass sie ihre Kleider ausziehen muss. Außerdem ist die Melodie deshalb so eingängig, weil sie von einer alten elfischen Ballade entlehnt wurde.«
»Was?«
»›Die Ballade vom Verlorenen Elfischen Seelord‹.«
»Habe ich noch nie von gehört.«
»Es ist ein ziemlich obskures Lied«, gibt Makri zu. »Es stammt aus einem elfischen Drama von Leart Ar-Nstin. Er war ein eher unbekannter Künstler, selbst unter den Elfen. Ich bezweifle, dass seine Werke in den letzten vierhundert Jahren aufgeführt wurden, wenn überhaupt. «
»Makri, findest du es nicht bedenklich, dass du mehr über die elfische Kultur weißt als die Elfen selbst?«
»Ich mag es, viel zu wissen. Aber findest du es nicht merkwürdig, dass Moolifi etwas singt, das auf dieser Melodie basiert? Es ist sehr obskur. «
»Wahrscheinlich ist es nur ein Zufall. Wie viele Melodien gibt es schon? Irgendwann gleichen sie sich alle.«
»Das stimmt nicht ganz«, widerspricht Makri. »Es gibt vierzehn Gruppen von … «
Ich erkenne die drohenden Anzeichen und hebe die Hand. »Erspare mir den Vortrag über sämtliche im Westen bekannten musikalischen Formen. Ich muss ermitteln.«
Makri würde gern mitkommen und mir dabei helfen. Seit ich erwähnt habe, dass Sarin die Gnadenlose in die Angelegenheit verwickelt sein könnte, ist sie scharf darauf, sie zu stellen. Zu Makris Pech muss sie den ganzen Tag kellnern.
»Falls ich ihr
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