Sturm und Drang
Einige ihrer besten Hexer vermögen das vielleicht. Harm der Mörderische oder auch Deeziz der Schleierhafte. Obwohl Deeziz sich nicht bei Amrag aufzuhalten scheint. «
»Glaubst du wirklich, dass dieses Artefakt mächtig genug ist, um die Seebastionen unserer Stadt zu zerschmettern?«
»Möglich wäre es. Unsere Sturmsänfte ist ein extrem machtvolles magisches Artefakt. Es kann einen Hurrikan zum Stillstand bringen. Wenn es dazu ein Äquivalent gibt, welches Stürme erzeugen kann, könnte es tatsächlich die Seebastionen zertrümmern. Vergiss nicht, dass die Orks bereits jetzt eine Menge Hexerei einsetzen. Selbst wenn der Ozeanische Orkan unsere Sturmsänfte nur egalisieren würde, könnte das ausreichen, dass sie mit ihren Hexereien unsere Mauern niederreißen.«
Astral schenkt mehr Wein ein. Es ist schon lange her, dass ich ihn so gesellig erlebt habe. Das sage ich ihm auch.
»Seitdem ich Feuerbälle auf dem Schlachtfeld herumgeschleudert habe, fühle ich mich wieder lebendig.«
»Meine Phalanx wurde ausradiert«, erinnere ich ihn.
Astral äußert sein Beileid.
»Viele Menschen sind gestorben, Thraxas, ich weiß. Dennoch, ich habe seit dreißig Jahren darauf gewartet, dass die Orks Turai überrennen, weil ich nie geglaubt habe, dass wir sie auf Dauer davon abhalten können. Ich bin nur froh, dass ich bei dieser letzten Schlacht mitkämpfen kann.«
»Du klingst fast so, als würdest du dich darauf freuen.«
Astral zuckt mit den Schultern. »Es macht mir nichts aus. Das ist kein schlechter Tod.«
»Da hast du wohl Recht. Mich überkommt nur manchmal das Gefühl, ich hätte mein Leben für etwas Besseres als Turai opfern sollen.«
Ich frage Astral, ob er durch die Zaubererinnung irgendwelche Neuigkeiten über den Krieg gehört hat, die nicht öffentlich gemacht wurden. Er verrät mir, dass die Innung glaubt, ein großes Heer der Orks nordöstlich der Stadt aufgespürt zu haben.
»Womöglich kommt es aus Soraz.«
»Du meinst, es wird von Rezaz dem Schlächter angeführt? «
Astral nickt.
Rezaz der Schlächter, Lord von Soraz, war einer der Führer der orkischen Armee, die Turai vor siebzehn Jahren beinahe eingenommen hätte. Er war allerdings nicht bei Prinz Amrag, als der uns zuletzt angriff, und niemand weiß sicher, ob er Amrag Gefolgschaft geschworen hat. Es gab in letzter Zeit erste, vorsichtige Handelsbeziehungen zwischen Turai und Lord Rezaz, die beiden Seiten Vorteile brachten. Aber das muss nicht heißen, dass der Schlächter nicht die Chance nutzen würde, in Turai einzumarschieren.
»Wir wissen es nicht sicher. Das ganze Gebiet liegt unter orkischen Verhüllungshexereien. Es könnte Rezaz’ oder auch Amrags Heer sein.«
»Ich glaube, Amrag hat seinen Heerhaufen nach Süden geführt«, erkläre ich. »Man hat seine Flotte an der Küste gesehen.«
»Das ist zwar möglich«, gibt Astral zu, »aber wir sind ziemlich sicher, dass Königin Direeva von den Blauen Bergen sich nicht mit ihm verbündet hat. Deshalb ist es eher unwahrscheinlich, dass er nach Süden geht. Aber letztendlich können wir unmöglich sagen, was er genau vorhat. «
Ich trinke noch einen Kelch Wein und ziehe einen kleinen Bolzen aus meinem Beutel.
»Ein Armbrustbolzen?«, fragt Astral neugierig.
»Das ist der Bolzen, den Sarin die Gnadenlose damals auf Makri gefeuert hat. «
Astral grinst.
»Wie geht es Makri? Quält sie immer noch ihre Klientel?«
»Wenn du unter quälen verstehst, dass jemand fast nackt mit einem mürrischen Gesicht herumläuft, lautet die Antwort Ja.«
Als Nächstes ziehe ich einen kleinen Fetzen blut-durchtränktes Tuch heraus.
»Das habe ich vom Wams eines Mannes, der meiner Meinung nach von Sarin getötet wurde. Sie hat den Bolzen aus seiner Brust gezogen. Das bedeutet, sie muss den Stoff berührt haben. Kannst du sie mit diesen beiden Dingen aufspüren?«
Astral nimmt Bolzen und Tuch in jeweils eine Hand, als wollte er sie abwägen, und mustert sie eine Weile.
»Vielleicht. Sie haben beide noch etwas von ihrer Aura an sich. Ist es dringend?«
»Ja. «
»Kannst du in, sagen wir, einer Stunde wiederkommen?«
»Es ist noch dringender.«
Astral zuckt mit den Schultern. Ich habe ihm in der Vergangenheit die eine oder andere Gefälligkeit erwiesen, und er weiß, dass ich ihn nicht drängen würde, wenn es nicht sein müsste. Er instruiert seine Dienerin, mich mit allem zu versorgen, was ich will, und nimmt Bolzen und Tuchfetzen mit in seinen privaten Arbeitsraum im hinteren Teil des Hauses.
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