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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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über den Weg laufe, bringe ich sie für dich um.«
    Marihana wälzt sich auf der Couch herum und stöhnt. Makri sieht beunruhigt zu ihr hinüber. Ich drücke meine Thazisrolle aus und gehe nach unten. Ich muss ermitteln und will mir noch einen Eintopf genehmigen, bevor ich mich auf den Weg mache. Ghurd steht mit Dandelion hinter dem Tresen. Sie wirken ziemlich bedrückt.
    »Was habt ihr denn?«
    »Tanrose hat das Fieber.«
    Ich starre sie entgeistert an. »Das darf doch wohl nicht wahr sein!«
    Ghurd nickt niedergeschlagen. Ich sinke auf einen Stuhl, überwältigt von Gram.
    »Hört das denn nie auf?«, murmele ich und winke schwach nach einem Bier. »Wir sind verflucht!«
    »Ich glaube nicht, dass es sie so schlimm erwischt hat…«, beginnt Dandelion.
    Ich bedeute ihr, den Mund zu halten.
    »Tanrose! Sie liegt siech danieder. Und wer soll jetzt kochen?«
    »Bocusior kann das übernehmen«, erklärt Dandelion.
    »Bocusior? Die kann doch keinen ordentlichen Eintopf zubereiten. Womit haben wir das verdient?«
    Ich hadere mit den Göttern. Sie haben mir in der Vergangenheit schon häufiger ähnlich widerliche Streiche gespielt, aber die beste Köchin in ZwölfSeen niederzustrecken geht wirklich und wahrhaftig zu weit.
    »Ich glaube nicht, dass ich das durchstehe.«
    Dandelion legt mir tröstend die Hand auf die Schulter. » Du musst stark sein, Thraxas. Wir können das schaffen. «
    »Nein. Das ist unser Ende.«
    Ich sehe zu Ghurd hoch.
    »Du bist schuld. Du hättest das Fieber melden sollen, als Cimdy krank wurde. Dann wäre die Taverne nicht voller kranker Menschen, und Tanrose wäre vielleicht davon verschont geblieben. Wie konntest du nur so unverantwortlich sein?«
    »Wir reden hier von der Frau, mit der ich verlobt bin.« Ghurd hebt die Stimme. »Es war deine Idee, das Fieber nicht zu melden.«
    »WAS?«
    »DU wolltest es nicht melden, damit DEIN Kartenspiel nicht abgesagt wurde!«
    »Lächerlich! Du hast nur an deinen Profit gedacht! Ein bisschen weniger Geldgier und ein bisschen mehr Rücksicht auf das Wohlergehen anderer, und das wäre nicht passiert!«
    »Tanrose ist krank, und du denkst nur daran, wie du dir deinen Wanst voll schlagen kannst!«, brüllt Ghurd.
    »Wenn Tanrose stirbt, wird es dir Leid tun, dass du sie zur Arbeit gezwungen hast. «
    »Ich habe sie nicht gezwungen zu arbeiten!«
    Ghurd ist sauer und ich auch. Er beugt sich über den Tresen. Ich stehe auf und mache mich kampfbereit.
    »Hört damit auf!«, kreischt Dandelion. »Ihr solltet euch schämen, alle beide!«
    Ich sehe Dandelion finster an und bedenke Ghurd ebenfalls mit einem vernichtenden Blick.
    »Ich habe zu ermitteln!«, erkläre ich frostig. »Versuch wenigstens, nicht noch mehr Leute umzubringen, solange ich wegbin.«
    Nach diesen Worten verlasse ich die Taverne. Der Gedanke, selbst nur wenige Tage ohne Tanroses Kochkünste in ZwölfSeen zu überleben, lässt mich fast verzweifeln. Um in dieser Stadt eine bessere Mahlzeit zu bekommen, muss man weit laufen und erheblich mehr Geld bezahlen. Vielleicht gewinne ich ja genug beim Kartenspiel, dass ich ein paar Tage auswärts dinieren kann. Möglicherweise könnte ich dann zu dem Fresstempel in Thamlin gehen, wo ich häufig gegessen habe, als ich noch Hoher Ermittler im Palast war. Die Speisen dort wären die Reise wert. Ich schüttele den Kopf. Ich muss bald wieder meinen Dienst auf den Zinnen antreten und auf einer vom eisigen Wind gepeitschten Mauer ins Nichts starren. So habe ich nur wenig Zeit, in der Stadt herumzuflanieren und mir eine anständige Mahlzeit zu suchen. Ich sollte mich damit abfinden, dass ich keine ordentliche Schüssel Eintopf mehr bekomme, bis Tanrose wieder genesen ist.
    Möglicherweise dauert es ja nicht so lange. Sie ist eine vitale Frau. Menschen wie Tanrose und ich sind aus solidem turanischem Holz geschnitzt. Wir liegen nicht herum und jammern über einen leichten Schnupfen. Wir ruhen uns kurz aus und machen weiter, anders als diese degenerierten Oberhexerinnen und Meuchelmörderinnen, die in letzter Zeit die Rächende Axt verseuchen.
    Ich verwünsche sie alle und konzentriere mich dann auf meine Ermittlungen. Dass Borinbax’ merkwürdige Brustwunde von einem Armbrustbolzen stammen könnte, der anschließend entfernt wurde, ist zwar kein besonders aufschlussreicher Ausgangspunkt, aber ich habe ein Gespür für solche Sachen, und das sagt mir, dass Sarin bei dieser Angelegenheit mitmischt. Sie ist durchaus fähig, alle zu töten, die ihr in die Quere

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