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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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kommen, und sie hätte auch keine Skrupel, ein wichtiges magisches Artefakt an die Orks zu verschachern. Ich weiß aus Erfahrung, dass sie eine sehr listenreiche Widersacherin ist. Sie hat damals Budhaius von der Östlichen Erleuchtung umgebracht, einen sehr mächtigen Zauberer, der so leichtsinnig gewesen war, sich mit ihr zu verbünden.
    Ich bin für zwei Tage von meinem Dienst auf den Zinnen befreit, was mir erlaubt, mich gänzlich auf meine Ermittlungen zu konzentrieren. Heute ist es wieder recht mild, und ich lasse meinen Mantel offen, als ich durch ZwölfSeen schlendere. Mir begegnen etliche Kompanien Soldaten, die zum Hafen marschieren. Zitzerius hält sein Versprechen, die Seebastionen zu verstärken. Ein paar zerlumpte Kinder jubeln den Soldaten zu. Ich sehe auch Harmonius AlpElf, einen bedeutenden turanischen Zauberer, der mit dem Geschäftsinhaber eines Kerzenladens redet. Harmonius ist in ZwölfSeen ein eher seltener Gast. Vermutlich sucht auch er nach dem Ozeanischen Orkan. Da dieses Geheimnis jetzt durchgesickert ist, können wir ganz offen danach suchen. Harmonius wird nicht der Einzige sein, der die Stadt durchforstet. Allerdings würde es mich überraschen, wenn jemand von ihnen das Artefakt findet. Detektivarbeit ist eine hohe Kunst. Außerdem ist Harmonius nicht gerade der Schlaueste. Er hat mich einmal einen Schwachkopf geschimpft und damit bewiesen, dass er keinerlei Urteilsvermögen besitzt. Wenn es um Ermittlungen geht, kann jeder bestätigen, dass ich so spitz bin wie ein Elfenohr.
    Plötzlich überkommt mich ein Gefühl von Mutlosigkeit. Vielleicht existiert dieser Ozeanische Orkan ja gar nicht. Möglicherweise war Kapitän Ahabex nur ein Betrüger, der versucht hat, die Zaubererinnung um ein paar Gurans zu erleichtern. Dennoch bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterzusuchen.
    Ich gehe zum südlichen Ende des Mond-und-Sterne-Boulevards und halte Ausschau nach einer Droschke. Aber ich habe kein Glück. Südlich des Flusses findet man nur schwer einen Miet-Landauer, und ich muss bis Parish zu Fuß gehen. Ich will Astral Trippelmond einen Besuch abstatten. Astral ist ein alter Freund. Nachdem man ihn aus seiner Position als Stadionzauberer des Stadions Superbius geworfen hatte, fristete Astral ein eher ärmliches Dasein. Doch da uns jetzt die Orks wieder Scherereien machen, hat man ihn unter die Fittiche der Zaubererinnung zurückgeholt. Turai braucht in solch angespannten Zeiten alle Zauberer, seien sie ehrlich oder nicht. Falls sich Astral im Krieg gut schlägt, ist er wieder im Geschäft und kann allen zeigen, was er wert ist. Als die Orks uns angriffen, war er einer der Ersten auf dem Schlachtfeld. Seitdem ist er so beschäftigt, dass ich ihn kaum noch gesehen habe.
    Heute habe ich jedoch Glück. Astral ist zu Hause und lädt mich zum Abendessen ein. Seine Tafel ist so reichhaltig ausgestattet, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe.
    »Wie läuft es so in der Ermittlungsbranche?«
    »Immer noch besser, als auf einer Sklavengaleere zu rudern, wenn auch nicht viel. Und wie geht es dir?«
    »Ich stehe kurz davor, wieder als vollwertiges Mitglied in die Zaubererinnung aufgenommen zu werden.«
    Astral hat einen dichten grauen Bart. Wenn er gute Laune hat, wirkt er wohlwollend, fast schon jovial.
    »Es ist gut, wieder dabei zu sein«, erklärt er.
    Ich nicke. Es hat Astral übel zugesetzt, geächtet zu sein. Ich schaufle mir eine großzügige Portion Rehbraten hinein und trinke eine halbe Flasche Wein, bevor ich zum Grund meines Besuchs komme.
    »Ich suche nach dem Ozeanischen Orkan.«
    Das verblüfft den Zauberer nicht sonderlich.
    »Das tun alle.«
    »Kannst du mir ein paar Hintergrundinformationen über dieses Artefakt geben?«
    Astral klingelt nach weiterem Wein. Mir fällt auf, dass er mehr Dienstboten beschäftigt als früher, ein sicheres Zeichen, dass sich seine Lage verbessert hat. Er muss einer der wenigen Menschen in Turai sein, die durch den Krieg gewonnen haben.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Niemand weiß viel darüber. Selbst wenn wir das Artefakt finden, dürfte es nicht viele Magier in Turai geben, die es benutzen können. Bis auf Lisutaris, nehme ich an, und vielleicht noch Chomeinus der Fleischwolf.«
    »Was ist mit den Orks? Könnten ihre Hexer das Artefakt gegen uns einsetzen?«
    Astral überlegt einen Moment.
    »Die meisten wohl eher nicht. Jedenfalls nicht so schnell. Ein Artefakt wie dieses erfordert ein längeres Studium, bis man damit umgehen kann.

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