Sturm und Drang
und darauf hat Harm zu Recht verwiesen, müsste er davon ausgehen, dass wir uns gegen ihn zusammentun. In seiner Lage würde ich dasselbe annehmen.
»Das ist nicht akzeptabel!«, schreit Raffius. »Man kann von keinem anständigen Mann verlangen, die Gesellschaft dieses mörderischen Orks hinzunehmen!«
»Da, seht nur!«, ruft Georgius. »Er steht da drüben neben Thraxas!«
Alle Blicke richten sich auf uns, und ich trete hastig einen Schritt zur Seite.
»Thraxas hat ihm ein Glas Kleeh spendiert!«, ruft Prätor Raffius. »Zitzerius, erpresst Euch dieser Detektiv etwa? Sagt uns die Wahrheit, und wir stürzen ihn augenblicklich von den Zinnen der Stadt!«
»Ruhe!«, brüllt Zitzerius. »Harm der Mörderische erpresst mich keineswegs! Ich habe ihm aus Gründen, die ich hier nicht erläutern kann, gestattet, an diesem Spiel teilzunehmen. Es genügt, wenn ich sage, dass es dem Wohl der Stadt dient.«
Misstrauische und wütende Blicke folgen mir, als ich zum Tisch gehe. Harm folgt mir für meinen Geschmack viel zu dicht auf den Fersen.
»Ihr wollt uns wirklich weismachen, dass Harms Anwesenheit nichts mit Thraxas zu tun hat?«, höhnt Georgius.
Zitzerius ist beunruhigt. Er zögert mit einer Antwort, was natürlich allen auffällt. Als ich den Spieltisch erreiche, sind alle der festen Überzeugung, dass ich Harm den Mörderischen aus ganz persönlichen Gründen in die Rächende Axt eingeschleust habe. Zweifellos als ersten Schritt, die Stadt an den Feind zu verschachern.
Ich spüre, dass die Zauberer am Nebentisch ihre gesamte Energie darauf verwenden, eine versteckte Ork-Hexerei aufzuspüren. Gleichzeitig versuchen sie eine Möglichkeit zu finden, Harm den Ozeanischen Orkan zu entreißen. Das spürt Harm zweifellos ebenfalls, aber er bleibt gelassen. Er begrüßt seine Mitspieler ausgesucht höflich und nimmt auf dem freien Stuhl Platz.
»Können wir beginnen?«, fragt er.
Ein langes, unbehagliches Schweigen antwortet ihm. Schließlich ergreift General Akarius das Wort.
»Wer gibt die Karten?«
Wir haben bei unseren Spielen in der Rächenden Axt keinen Geber.
»Normalerweise geben wir selbst«, erklärt Grax.
»Ich halte es unter diesen Umständen für besser, einen neutralen Kartengeber zu bestimmen«, erklärt der General mürrisch.
»Seid versichert, dass ich keinerlei Absichten habe zu betrügen«, erwidert Harm ungerührt.
»Euch habe ich auch nicht gemeint«, knurrt der General und wirft einen finsteren Blick in meine Richtung.
»Allerdings«, stimmt Georgius ihm zu. »Ein Kartengeber wäre besser. Manchen Spielern kann man ohne weiteres zutrauen, dass sie die Karten zu ihren Gunsten manipulieren.«
»Wollt Ihr mich etwa einen Betrüger nennen?« Ich springe auf.
»Nicht im Traum würde ich so etwas tun«, kontert Georgius. »Ich finde es allerdings sehr merkwürdig, dass Ihr jedes Mal, wenn Harm der Mörderische sein Unwesen in der Stadt treibt, irgendwie darin verwickelt seid.«
»Meine Herren, hört damit auf!« Zitzerius ist wütend. »Das Spiel soll beginnen! Versucht, euch wie zivilisierte Turaner zu verhalten. Georgius, ich versichere Euch, dass Thraxas nichts mit Harms häufigem Auftauchen in Turai zu tun hat. «
Jetzt sehen mich so gut wie alle Anwesenden an. Ich habe den Eindruck, dass sie abschätzen, wie viele Männer es braucht, mich von den Zinnen zu stürzen. Nicht wenige, das kann ich versichern, obwohl ich ein oder zwei Pfund abgenommen habe, seit die Wurzeln knapp geworden sind.
»Wer soll geben?« Zitzerius sieht sich um.
Moolifi erhebt sich graziös.
»Ich«, sagt sie. »Ich habe früher häufig genug Karten gegeben.«
Ich bezweifle zwar, dass die Variete-Sängerin Zitzerius’ erste Wahl ist, aber er will unbedingt dafür sorgen, dass das Spiel ungestört über die Bühne geht. Er nickt und fragt, ob jemand Einwände hätte. Niemand meldet sich, also setzt sich Moolifi an den Tisch und nimmt die Karten auf. Endlich kann das Spiel losgehen.
20. KAPITEL
Es gibt viele verschiedene Variationen von Raff. Wir spielen heute Palast-Raff mit achtundvierzig Karten. Es gibt vier Farben, Schwarz, Rot, Grün und Blau, Karten von eins bis acht, dann Bischöfe, Königin, König und Drache. Jeder Spieler bekommt zwei Karten, und wer will, kann darauf bieten. Dann bekommt man eine weitere Karte und bietet wieder. Wenn die vierte und letzte Karte ausgeteilt wurde und man immer noch glaubt, ein gutes Blatt zu haben, kann man den Einsatz erhöhen. Die höchste Hand, die man haben kann,
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