Sturm und Drang
sind vier Drachen. Aber das kommt selten vor.
Die beiden ersten Karten, die Moolifi mir austeilt, sind eine grüne Drei und eine rote Acht. Das ist ein schlechter Anfang, und ich passe sofort. Meine nächsten fünf Blätter sind auch nicht besser, und ich setze keinen einzigen Guran. Ich bin zwar nicht abgeneigt zu bluffen, wenn es nötig ist, und ich bin sogar ein Meister dieser Kunst, aber damit fange ich meistens nicht gern so früh schon an.
In den ersten Runden passiert nicht viel. Alle spielen vorsichtig. Das Spiel wird lange dauern, und niemand will schon in den ersten Runden finanzielle Einbußen erleiden. Ich trinke mein Bier und beobachte meine Gegner. Wie immer suche ich nach kleinen, verräterischen Anzeichen, die mir Aufschlüsse über ihre Spielweise geben.
Moolifi teilt sehr schnell und geschickt aus. Sie scheint sich für dieses Spiel zurechtgemacht zu haben. Sie trägt ein langes, dunkelrotes und sehr auffällig geschnittenes Kleid, das ihre Arme unbedeckt lässt. Mir fällt auf, dass die Sängerin zwar schlank, aber kräftig und muskulös ist, fast wie Makri. Moolifi ist alles andere als eine weiche und schwache Person, und sie kann sicher gut auf sich selbst aufpassen. Als sie die nächste Runde austeilt, wird sie plötzlich von lautem Husten unterbrochen. Grax, der alte Weinhändler, keucht und sackt dann auf seinem Stuhl zusammen. Der Schweiß rinnt ihm von der Stirn. Prätor Raffius, der neben ihm sitzt, rückt ziemlich abrupt von ihm weg.
»Er hat das Fieber!«
Ich bin bereits aufgestanden.
»Kein Grund zur Panik!«, erkläre ich. »Das Fieber wütet im Moment überall.«
Ich helfe Grax, sich von seinem Stuhl zu erheben. Makri unterstützt mich, und wir tragen ihn in den Lagerraum hinter dem Tresen. Dandelion sieht uns besorgt zu.
»Hast du noch mehr Medizin?«, frage ich sie.
Sie nickt. Mittlerweile sind wir so an Fieberkranke in der Rächenden Axt gewöhnt, dass sie uns nicht mehr aus dem Konzept bringen. Und Grax ist ein zäher Bursche. Er braucht ein paar Tage Ruhe und eine reichliche Portion Medizin, dann ist er zweifellos bald wieder auf den Beinen.
Bevor ich an den Tisch zurückkehre, nehme ich Makri beiseite.
»Moolifi ist nicht das, was sie zu sein vorgibt«, flüstere ich ihr ins Ohr.
»Was?«
»irgendetwas an ihr stimmt nicht. Ich glaube nicht, dass eine Chorsängerin aus Nioj so gut mit Karten umgehen kann.«
Makri sieht mich verwirrt an. »Wie kommst du darauf? «
»Es ist nur so ein Gefühl. Ich frage mich, ob sie vielleicht eine niojanische Spionin sein könnte.«
»Und was willst du unternehmen?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich nichts. Ich erwähne das nur für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. «
Makri nickt. Ich kehre an den Tisch zurück und setze mich auf meinen Stuhl. Einige Spieler erkundigen sich höflich nach Grax’ Befinden.
»Er wird es überleben. Eine Heilerin verabreicht ihm gerade Medizin.«
Aber im Grunde ist niemand übermäßig besorgt. Es würde zwar Unglück bringen, wenn ein Spieler am Tisch stirbt, aber davon einmal abgesehen wollen alle unbedingt weiterspielen. Es geht ruhig weiter, und es gibt nur einen kleinen Höhepunkt, als Ravenius einen großen Topf einstreicht, nachdem er Donax’ drei Drachen mit vier Sechsen schlägt. Donax verliert bei diesem Spiel zwar eine Menge Geld, aber er ist ein ausgebuffter Spieler und lässt sich seine Enttäuschung nicht anmerken.
Bis jetzt hat mir Moolifi nichts gegeben, womit ich wirklich etwas anfangen könnte. Das bedeutet, dass ich zwar nicht viel verloren habe, aber ich bin auch nicht so richtig ins Spiel gekommen. Gerade, als ich ungeduldig werde, gibt sie mir mit den beiden ersten Karten zwei Königinnen. Das lässt mich hoffen. Nachdem alle ihre beiden ersten Karten bekommen haben, schiebt Georgius dreißig Gurans in die Mitte des Tisches. Ravenius geht mit. Ich schiebe ebenfalls dreißig Gurans dazu. Akarius und Raffius halten auch mit. Ich trinke einen Schluck Bier.
Meine dritte Karte ist ebenfalls eine Königin. Jetzt habe ich drei Königinnen. Das ist eine gute Hand. Ich mustere die archaisch gekleideten Damen auf den Karten, lege sie mit dem Gesicht nach unten vor mir auf den Tisch und warte darauf, dass Georgius sein Gebot macht. Er schiebt hundert Gurans in die Mitte. Ich bin der Nächste.
»Ich gehe mit.«
Ravenius denkt kurz nach und wirft dann Moolifi seine Karten hin. Das heißt, er steigt aus. General Akarius passt ebenfalls. Prätor Raffius jedoch schiebt
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