Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
unsere Wette gewonnen. Es ist sehr gut möglich, dass ich gegen Prätor Raffius oder General Akarius verliere, nachdem ich Harm sein ganzes Geld abgeluchst habe, aber selbst das würde die Abmachung, Makri und den Ozeanischen Orkan betreffend, nicht beeinflussen.
    Hauptmann Rallig hebt seinen Becher. »Viel Glück!«, sagt er. Wir leeren unsere Becher.
    »Ich arbeite weiter daran, Harm den Ozeanischen Orkan abzunehmen«, erklärt Lisutaris. »Er hat ihn zwar mit sehr viel Magie geschützt, aber ich bin sicher, dass ich mir noch etwas ausdenken kann.«
    »Versuche, nicht zu schnell zu verlieren«, rät mir Chomeinus.
    »Ich werde gar nicht verlieren!« Ich schwinge meinen Leuchtstab. »Seht Ihr das? Das habe ich einem Elfenlord abgenommen, auf einem Schiff mitten auf dem Ozean, als ich mit Makri eine Kabine geteilt habe. Das ist so ziemlich die schwierigste Situation, in der sich ein Mann wiederfinden kann, und dennoch habe ich gewonnen.«
    In dem Moment taucht Dandelion mit ihren Kräutertränken auf. Dass Lisutaris und Marihana Kleeh trinken, bekümmert sie.
    »Reg dich nicht auf«, erklärt Lisutaris. »Unsere Genesung macht Fortschritte. Und danke, dass du dich um uns gekümmert hast. «
    »Ja«, wirft Marihana ein. »Vielen Dank.«
    Ich bin erstaunt, dass die Meuchelmörderin sich bedankt. Vielleicht hat dieser Fieberanfall sie ja ein bisschen menschlicher gemacht. Das wäre nicht schlecht, obwohl sie gewiss in ein oder zwei Tagen wieder ganz die Alte ist und ihrem Handwerk nachgeht, Leute umzubringen.
    Die Tür fliegt wieder auf. Früher einmal war mein Büro ein stiller, abgeschiedener Ort. Jetzt geht es hier geschäftiger zu als im Senat. Diesmal ist es Sarin die Gnadenlose. Sie sieht nicht gerade gesund aus, und sie wirkt auch alles andere als demütig, obwohl sie im Augenblick darauf verzichtet, mit ihrer Armbrust irgendjemanden zu bedrohen.
    »Was höre ich da?«, erkundigt sie sich. »Thraxas spielt mit Harm um den Ozeanischen Orkan?«
    »Ich werde ihn für die Stadt gewinnen«, erkläre ich.
    »Harm hat nicht das Recht, darum zu spielen«, behauptet Sarin. »Er hat mir das Artefakt gestohlen.«
    Ich schüttle den Kopf. Diese Frau redet im Fieberwahn. Sie steht dem Vizekonsul, der Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung und einem Hauptmann der Wache gegenüber und versucht, ihr Anrecht auf ein von ihr gestohlenes Artefakt geltend zu machen.
    »Um den Ozeanischen Orkan braucht Ihr Euch nicht mehr zu kümmern«, erwidert Zitzerius. »Stattdessen solltet Ihr Euch lieber einen guten Rechtsbeistand suchen. Sobald Ihr das Fieber überwunden habt, werde ich Euch unter Arrest stellen und vor Gericht bringen.«
    »Ich werde Harm umlegen!«, verspricht Sarin. »Und dich.« Sie meint mich, natürlich. »Und jeden anderen, der versucht, mich zu bestehlen.«
    Sie fröstelt und schwankt etwas.
    »Zeit für Eure Medizin«, trällert Dandelion.
    »Verflucht sei deine Medizin!« Sarin wirbelt auf dem Absatz herum, taumelt und stürmt aus meinem Büro.
    Ich schlage dem Vizekonsul vor, Sarin lieber auf der Stelle zu verhaften.
    »Sie kann die Taverne nicht verlassen«, beruhigt Zitzerius mich. »Die Rächende Axt ist von meinen Männern umstellt. Wir führen sie morgen ab, wenn sie wieder genesen ist.«
    »Ihr glaubt wirklich an dieses ›Gastfreundschaft für kranke Besucher‹-Ding, stimmt’s?«, frage ich.
    »Selbstverständlich«, erwidert Zitzerius. »Das ist eine unserer ältesten Traditionen. Unsere Stadt gründet sich auf ihre Traditionen.«
    »Selbst wenn diese Traditionen albern sind?«
    » Keine dieser Traditionen ist albern! «, erwidert der Vizekonsul verschnupft.
    Damit bricht er eine Diskussion über den Wert der Traditionen für den Alltag der Stadt vom Zaun. Lisutaris und Sermonatius mischen sich ein, und Chomeinus hat auch sein Verslein beizusteuern. Alle scheinen eine Meinung dazu zu haben, bis auf Tinitis Schlangenstricker, die ziemlich gelangweilt ist und sich stattdessen vor einem Spiegel vergnügt. Makri wirft ein Argument ein und streitet hitzig mit Sermonatius über einen Vorfall in der Geschichte Turais. Der Philosoph hört genau zu und widerlegt dann ihren Einwurf. Lisutaris bezieht eine andere Perspektive zu der Frage, und Zitzerius erklärt kurzerhand, sie wären alle auf dem Holzweg. Im Handumdrehen fliegen Fakten und Meinungen über den Tisch hin und her, und meine ungebetenen Gäste hecheln die ganze Literatur durch, von den Traditionen der Gastfreundschaft im weit entfernten Samserika bis hin

Weitere Kostenlose Bücher