Sturm und Drang
das Bier, und mach dir keine Sorgen. Ich spiele mich erst warm.«
Marihana kommt zu uns an die Bar, und ich schwöre, dass ich die Meuchelmörderin noch nie so aufgewühlt erlebt habe.
»Ich wusste, dass dies ein närrisches Abenteuer ist!«, sagt sie leise. »Ich werde nicht zulassen, dass Harm dich nach Yall mitnimmt, Makri. Wenn Thraxas verliert, hole ich dich da heraus.«
»Ich werde nicht verlieren!«
»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragt Marihana. »Eine halbe Stunde vielleicht?«
Ich schüttele den Kopf und schnappe mir meinen Bierkrug.
»Du solltest nicht so viel trinken«, erklärt Marihana. »Du brauchst einen klaren Kopf.«
»Sage ich dir, wie du Leute hinterrücks meucheln sollst?«
»Nein. Aber ich weiß auch, was ich tue.«
Ich habe nicht das Verlangen, noch weiter mit dieser penetranten Meuchelmörderin zu plaudern, und gehe zum Tisch zurück. Dabei vermeide ich es, den Zuschauern in die Augen zu blicken. Ihre Mienen verraten, dass sie alles andere als zuversichtlich sind. Und damit stehen sie im Augenblick wohl nicht allein da.
Wir haben uns gerade wieder hingesetzt, als es an der Tür pocht. Normalerweise würden wir es ignorieren, doch der Besucher ruft laut nach Donax. Der örtliche Unterhäuptling der Bruderschaft schickt seinen Vollstrecker Conax hin, um sich zu erkundigen, worum es geht. Conax zieht den Riegel zurück, verschwindet kurz nach draußen, kommt gleich darauf wieder herein und flüstert Donax etwas ins Ohr.
»Verdammt!« Donax steht auf. »Ich muss die Herren kurz verlassen. Es gibt ein kleines Problem in der Mehrjungfrau. Conax vertritt mich solange.«
Die Spieler nicken oder knurren zustimmend. Es ist zwar unüblich, dass ein Spieler den Tisch mitten im Spiel verlässt, aber wenn er einen Freund dabeihat, der seinen Platz einnehmen kann, ist es in Turai Usus, ihn nach seiner Rückkehr weiterspielen zu lassen. Donax eilt davon, und Conax setzt sich hin. Donax ist gerissen, Conax ist dumm. Es ist eine großartige Möglichkeit, die Bruderschaft um eine größere Summe ihres illegal erwirtschafteten Geldes zu erleichtern.
Bedauerlicherweise bin nicht ich es, der das Geld einstreicht. Moolifi gibt mir weiterhin miese Karten, und ich komme einfach nicht ins Spiel. Das ist demoralisierend, vor allem, als Harm der Mörderische plötzlich seinen Zug macht. Er verlockt den unfähigen Conax, eine große Summe auf zwei Achten und zwei Drachen zu setzen. Harm schlägt ihn mit drei Bischöfen und streicht mehrere hundert Gurans ein. Ich fluche. Harm ist mir mit nur einem Spiel weit enteilt. Ich habe nur noch siebenhundertfünfzig Gurans, während Harm etwa eintausendfünfhundert vor sich liegen hat.
Donax kommt relativ schnell zurück, nachdem er die zweifellos zwielichtigen Probleme in seiner Taverne geklärt hat. Falls er sich darüber ärgert, wie viel Geld Conax verloren hat, verbirgt er es gut. Er setzt sich wieder auf seinen Platz, nimmt seine Karten auf und spielt weiter. Mittlerweile ist es bereits tiefste Nacht. Das Feuer knistert im Kamin, und die Fackeln blaken an den Wänden. Die Zuschauer murmeln leise, und die Spieler beugen sich konzentriert über ihre Karten. Ich verliere weitere fünfzig Gurans bei einem leichtsinnigen ersten Gebot, bei dem ich anschließend passe, und verwünsche Moolifi für die schlechten Karten, die sie mir gibt. Harms Geldhaufen wächst stetig weiter, während meiner immer mehr schrumpft. General Akarius ist der zweite große Gewinner, während Ravenius viel verliert, was er häufig bei unseren Spielen tut.
Moolifi teilt die nächste Runde aus. Ich nehme einen roten und einen schwarzen Drachen auf. Das fängt sehr viel versprechend an. General Akarius legt dreißig Gurans in die Mitte, und ich folge seinem Beispiel. Bevor Moolifi weiter geben kann, bekommt der General plötzlich einen heftigen Hustenanfall. Sein Gesicht glänzt von Schweiß. Akarius hat sich ebenfalls das Winterfieber eingefangen.
»Noch einer?«, erkundigt sich Ravenius. »Wie merkwürdig. «
Es ist merkwürdig, und das hilft nicht gerade, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Ich sehe Harm an.
»Ist das Euer Werk? Macht Ihr alle krank, damit Ihr gewinnen könnt?«
»Ich habe nichts damit zu tun! «, protestiert der Zauberer.
Wir schleppen den General in den Lagerraum, der mittlerweile eher einem Feldlazarett gleicht. Dandelion versorgt Akarius mit Medizin, und zwar ebenso freundlich und gut gelaunt, wie sie das mit ihrem ersten Patienten getan hat. Ich persönlich
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