Sturm und Drang
hat.«
Makri lacht. Mir ist nicht zum Lachen. Ich habe mich noch nie an einen Kartentisch gesetzt, wenn ich nicht auch erwartet habe zu gewinnen. Aber bisher habe ich auch noch nie um die Zukunft einer Person gespielt.
»Und wenn Harm doch gewinnt?«
»Dann werde ich eine fantastische Ork-Braut abgeben«, meint Makri. »Und zum Hauptmann seiner Armeen befördert. Vielleicht begegnen wir uns ja eines Tages vor den Wällen Turais wieder, wo ich eine Phalanx zum Sturm führe.«
»Das ist nicht komisch. Sag Zitzerius, dass du es dir anders überlegt hast. Zum Orkus mit Harm! Soll er den Ozeanischen Orkan doch behalten! Wir besiegen die Orks trotzdem!«
Makri schüttelt den Kopf. »Niemals. Wir werden alle sterben. Außerdem werde ich nur auf diesem Weg an der Universität zugelassen.«
»Wir könnten uns einen anderen Plan ausdenken. Es gibt sicher eine andere Möglichkeit, dir die Zulassung an die Universität zu verschaffen.«
Makri sieht mich fragend an. »Redest du mir nicht seit drei Jahren ein, dass ich absolut keine Chance hätte?«
»Ja. Und jetzt habe ich meine Meinung geändert. Ich will nicht um dich spielen.«
»Verlierst du etwa dein Selbstvertrauen?«, erkundigt sich Makri. »Was ist denn mit dir los? Setz dich einfach hin, und mach ihnen die Hölle heiß.«
Makri zapft mir ein Bier und reicht es mir.
»Nur Mut!«
Makri trägt ihre übliche Barmädchenkluft, den Kettenhemd-Zweiteiler. Es ist nach wie vor ein beindruckender Anblick. Die Männer sehen sie lüstern an, und ich bin sicher, dass Tinitis Schlangenstricker Makris Figur mit einem neidischen Blick bedacht hat, als sie an ihr vorbeiging. Ich leere den Krug mit einem Zug und halte ihn ihr hin, damit sie ihn noch einmal füllt.
»Ich habe gesagt, du sollst dich selbstbewusst benehmen. Dass du dich sinnlos betrinken sollst, davon war nicht die Rede.«
»Davon bin ich auch noch weit entfernt.«
»Ein Gläschen Kleeh, bitte.«
Die Stimme kenne ich. Sie gehört Harm, der unbemerkt wie immer aufgetaucht ist. Er hat den Mantelkragen hochgeschlagen, damit ihn niemand erkennen konnte.
Makri hält inne und schenkt ihm dann ein Glas Kleeh ein. Dann streckt sie ihre Hand aus, und Harm lächelt, als er eine Münze auf ihre Handfläche legt. Irgendwie ärgert mich das.
»Weiß Prinz Amrag eigentlich, dass Ihr um den Ozeanischen Orkan spielt?«, frage ich.
»Was Prinz Amrag weiß, geht Euch nichts an«, erwidert Harm.
»Ihr werdet Ärger bekommen, wenn er das herausfindet. «
Harm sieht mich fragend an. »Solltet Ihr versuchen, mich vor unserem Spiel aus dem Konzept zu bringen, verschwendet Ihr nur Eure Zeit.«
Er lächelt Makri wieder an.
»Mein Bergreich ist wild und wunderschön. Es passt perfekt zu Euch.«
Makri sieht ihn nur finster an.
»Sie wird es nie zu sehen bekommen«, erkläre ich. »Und Ihr auch nicht mehr. Prinz Amrag wird Euch umbringen, wenn er weiß, was Ihr da gemacht habt.«
»Wer soll es ihm denn erzählen?«
Gut gekontert. Darauf fällt mir nicht so schnell eine Antwort ein.
»Wie wäre es mit Deeziz dem Schleierhaften?«
»Wie bitte? Deeziz? Deeziz ist hunderte von Meilen weit weg. «
»Vielleicht auch nicht. Mir sagt so ein Gefühl, dass er sich ganz in unserer Nähe aufhält.«
Ein winziges Flackern der Besorgnis huscht über Harms Gesicht.
»Das ist vollkommener Blödsinn, Ermittler. Deeziz der Schleierhafte ist nicht in Turai.«
»Ihr solltet hoffen, dass Ihr damit Recht habt. Denn wenn er Amrag erzählt, was Ihr so treibt, wird der Prinz über Euch kommen wie ein böser Bann. Dann könnt Ihr Eurem Bergkönigreich Lebewohl sagen.«
Es freut mich, dass ich Harm erschüttert habe. Es kann nie schaden, seine Gegner ein bisschen aufzuwühlen, bevor man sich mit ihnen an einen Kartentisch setzt. Ich überlege mir gerade weitere Beleidigungen, als wir von einem lautstarken Streit unterbrochen werden.
»Vizekonsul, das ist doch wohl nicht Euer Ernst! Harm der Mörderische kommt hierher? Und spielt mit uns Karten?«
Prätor Raffius protestiert. Er hat gerade davon erfahren und ist alles andere als erfreut. General Akarius stößt ins selbe Horn und erklärt, dass er zutiefst schockiert ist.
»Aus welchem Grund spielt Harm denn mit?«, will er wissen.
Das will ihm Zitzerius nicht verraten. Er informiert die Raffrunde nur, dass wichtige Gründe der Staatsräson den Ausschlag dafür gegeben haben. Unsere Abmachung mit Harm schließt ein, dass die anderen Spieler nicht erfahren, worum es bei dem Spiel geht. Sonst,
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