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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ihr dann?«, rief der Mann.
    »Gaukler aus Somerstorm, mit denen es das Schicksal nicht gut gemeint hat.« Daneel stieß in die Unterhaltung wie ein Vogel in einen Mückenschwarm. »Wir wurden belogen und beraubt. Man hat uns hier gegen unseren Willen eingesperrt. Wenn dieses Floß sein Ziel erreicht, werden wir alle sterben. Einer der unseren musste bereits sein Leben lassen.«
    »Tut mir leid.« Der Mann klang so, als würde er das wirklich meinen. Auch seine Begleiter wirkten betrübt über das Schicksal von Fremden, die sie noch nie zuvor gesehen hatten.
    »Nur ihr allein könnt dieses schreckliche Unrecht verhindern. Wir würden es euch danken, und eure Götter auch.«
    Die anderen Männer standen auf. »Was sollen wir tun?«, rief einer.
    »Du hattest Recht«, sagte Jonan leise zu Ana. »Es war gut, ihn am Leben zu lassen.«
    Sie nickte.
    Jonan rief: »Befreit uns! Kommt an Bord und reißt diesen Käfig nieder!«
    Die Männer zögerten. Einer von ihnen nahm seinen Hut ab und kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, da hätten eure Wärter was dagegen«, sagte er.
    Daneel hob die Schultern. »Dann tötet sie.« Seine Stimme zitterte.
    Der Mann hörte auf, sich am Kopf zu kratzen. Die anderen sahen sich einen Moment an, dann nickten sie. »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte der Sprecher der Gruppe. Er sprach seltsam langsam, als könne er selbst nicht ganz glauben, was er sagte.
    Ana sah hinüber zu Daneel. Er stand aufrecht, das Kinn vorgestreckt, den Kopf in den Nacken gelegt. Schweiß lief über sein Gesicht und seinen mageren Oberkörper. Was auch immer er tat, es strengte ihn an.
    Die Gaukler standen auf. Einer der Ruderer zog seine Stange aus dem Wasser und stieß damit nach Daneel, verfehlte ihn jedoch. Er rief etwas in seiner seltsamen singenden Sprache. Die Ruderer auf den Flößen vor ihnen drehten sich um.
    Daneel wich von dem Gitter zurück. »Seht ihr das? Sie wollen uns umbringen. Wenn ihr nichts unternehmt, werden wir alle sterben. Wollt ihr das etwa zulassen?«
    Die Männer schüttelten gleichzeitig die Köpfe. Zwei von ihnen zogen ihre Mäntel aus, einer begann bereits, über eine Leiter nach unten zu klettern. Springen konnten sie nicht, das Wasser war zu flach.
    Die Flöße waren fast auf einer Höhe. Die Ruderer auf beiden Seiten riefen durcheinander. Sie stachen mit ihren Stangen nach den Männern und nach Daneel. Einer der Männer wurde von der Leiter gestoßen und fiel ins Wasser. Hustend kam er an die Oberfläche. Mit beiden Händen ergriff er die Stange des Ruderers und zog ihn in den Sumpf.
    »Ihr müsst alle töten!«, schrie Daneel. »Tötet sie!«
    Der Mann im Wasser würgte den Ruderer. Seine Begleiter sprangen von den Leitern und schwammen auf das Floß zu. Der größte von ihnen watete durch das flache Wasser. Er hielt ein Schwert in der Hand. Sein Gesicht war voller Hass.
    Ana sah nach vorne, zu den anderen Flößen in der Kette. Die Ruderer verließen ihre Ausleger und liefen über die Seile nach hinten. Sie zählte zehn, aber nur zwei von ihnen waren bewaffnet. Einer trug einen Holzknüppel, der andere eine Axt, deren Kopf aus einem behauenen Stein bestand.
    Die Floßkette, von der die Männer gesprungen waren, fuhr weiter. Fast schon panisch stießen die Ruderer ihre Stangen in den Untergrund und trieben die Flöße an. Einige Reisende standen auf den Dächern und gestikulierten. Ana war sich nicht sicher, ob sie helfen oder die Ruderer anspornen wollten.
    Eine Stange schoss so dicht an Anas Gesicht vorbei, dass sie Spritzwasser auf ihrer Haut spürte. Instinktiv griff sie zu und warf sich nach vorne, drückte die Stange gegen einen Holzstamm. Die Stange zersplitterte krachend. Ana stolperte und fiel auf die Knie. Sie fühlte Jonan neben sich und hielt die Stange, die jetzt noch so lang wie ihr Arm war, hoch. Das zersplitterte Ende sah spitz aus.
    »Du wirst eine Waffe brauchen«, sagte sie.
    Jonan nahm ihr die Stange aus der Hand. »Bleib unten.«
    Die Männer hatten das Floß fast erreicht. Mühsam wichen sie den Schlägen der Ruderer aus. Die Stangen waren schwerfällige Waffen, doch die Kleidung der Männer hatte sich voll mit Wasser gesogen und verlangsamte ihre Bewegungen.
    »Werft euch gegen das Gitter auf der rechten Seite!«, rief Jonan plötzlich. »Qaru, Soram, Fyramei, ihr alle!«
    Die Gaukler folgten seinem Befehl zögerlich. Erst als sie sahen, wie sich die Erschütterungen auf ihrem eigenen Floß auf die anderen übertrugen und die Ruderer auf den Auslegern zu

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