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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Nacht war das, findet Ihr nicht auch?«
    Craymorus hob die Schultern. »Abgesehen von den Unannehmlichkeiten, die ich allen bereitet habe, fällt mir nichts Seltsames zu dieser Nacht ein.«
    »Tatsächlich? Dann findet Ihr es auch nicht seltsam, dass Ihr kurz vor Eurem Sturz sehr aufgeregt und, wie Wir hörten, anscheinend nüchtern im Kerker gesehen wurdet, einem Ort, den – so haben Wir es vernommen – Ihr nur ein einziges Mal zuvor betreten hattet und das wohl sehr widerwillig. Aber in dieser Nacht gingt Ihr hinein, seltsamerweise die gleiche Nacht, in der eine alte Bettlerin dort zu Tode kam.« Der König roch an der Weinkaraffe und verzog das Gesicht. »Bedenkt man, dass in der gleichen Nacht Eure Zofe verschwunden ist, so wirkt das Ganze doch sehr seltsam.«
    Craymorus verbarg seine Erleichterung. Mellie schien die Flucht gelungen zu sein – zumindest schien Cascyr anzunehmen, dass sie verschwunden, nicht etwa gefangen war.
    »Sie war eine unzuverlässige Zofe. Es wundert mich nicht, dass sie verschwunden ist.«
    Der König lächelte. »Es würde sie bestimmt betrüben, dass Ihr so schlecht über sie sprecht. Hat sie nicht all Eure Wünsche zur vollsten Zufriedenheit erfüllt?«
    Craymorus schwieg. Der König beugte sich vor und sah ihn an. »Und nun hören Wir, dass die Fürstin Eurem Wunsch nachkommen und Euch Geld und Männer zur Suche nach dem Somerstorm-Mädchen zur Verfügung stellen will, obwohl sie das bis jetzt abgelehnt hat. Ihr scheint etwas Bedeutsames erfahren zu haben, Craymorus. Wir fragen uns, wie das möglich ist, da Ihr gerade eben lange genug an diesem Hof seid, um Euch nicht zu verlaufen.«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern stand auf. »Wir glauben, dass Wir es früher oder später in Erfahrung bringen werden. Ihr wisst ja, dass Wir Meister der Geduld sind. So lange denken Wir, dass es in Eurem Interesse wäre, Euch mit zwei Mitgliedern Unserer Garde zu umgeben, und zwar mit ihm da an der Tür und ihm am Fenster.« Er schien die beiden Männern wahllos ausgesucht zu haben. »Macht Euch nicht die Mühe, ihre Namen zu lernen. Eine normale Unterhaltung mit ihnen zu führen, ist ohnehin ausgeschlossen.«
    Cascyr ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Ach ja, sobald es Euch besser geht, wünschen Wir, dass Ihr die Verhöre des Nachtschattens wieder aufnehmt. Ihr habt das doch sehr schleifen lassen. Sagen wir morgen früh? Gut. Eure Garde wird Euch hinbringen.«
    Er öffnete die Tür. Zwei Gardisten folgten ihm nach draußen, die anderen beiden blieben stehen. Craymorus nickte ihnen zu. Die beiden Männer reagierten nicht.
    Er zuckte zusammen, als sich die Tür erneut öffnete. Ein Gardist machte einen Schritt nach vorn, hielt die Tür fest und sah hinaus. Dann drehte er sich zu Craymorus um. »Die Fürstin wünscht Euch zu sprechen.«
    »Natürlich. Bitte sie herein.« Er zog die Bettdecke über seine nackte Brust.
    Der Gardist zog die Tür auf. Syrah trat ein. Sie trug ein hochgeschlossenes braunes Kleid und hatte die Haare zu einem Knoten zusammengesteckt. Sie wirkte älter und strenger als bei ihrer letzten Begegnung.
    »Wie ich sehe, hat der König Euch ein Geschenk gemacht«, sagte sie mit einem Blick auf die Gardisten.
    »Ja, er ist sehr großzügig. Bitte verzeiht, dass sie Euch nicht augenblicklich eingelassen haben. Ich bin den Umgang mit ihnen noch nicht gewohnt.«
    »Ihr werdet ihn lernen.« Sie blieb in der Mitte des Raums stehen. »Ihr habt von dem Geschenk, das ich Euch gemacht habe, schon gehört?«
    Craymorus nickte. »Der König sprach davon. Es freut mich sehr, dass Ihr gewillt seid, Rickards und meiner Bitte nachzukommen.«
    »Und Ihr wisst auch …« Sie zögerte, schien nicht recht zu wissen, wie sie in Gegenwart der Gardisten fortfahren sollte.
    »Ich weiß«, sagte Craymorus, »dass ich mich nur an Euch wenden muss, sollte etwas geregelt werden müssen.«
    Erst als er den Satz zu Ende gebracht hatte, bemerkte er, wie unverschämt er klang. Die Fürstin presste kaum merklich die Lippen zusammen.
    »Ja, das solltet Ihr tun«, sagte sie und drehte sich um. »Unsere Unterhaltung scheint Euch angestrengt zu haben. Wir werden sie zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum.
    Er ließ sich zurück in die Kissen sinken. Seine Kopfschmerzen waren zurückgekehrt, schlugen rhythmisch hinter seinen Schläfen. Die Fürstin schien erkannt zu haben, dass ihr die Situation entglitten war. Ihr Zugeständnis an Craymorus

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