Sturm
seiner Frau auf der Treppe erschienen. Er trug schwere Rüstung und einen Helm auf seinem schwarz-blauen Kopf, sie war schlicht gekleidet. Sie küssten sich zum Abschied, während Sklaven Tabletts voller Krüge aus der Tür trugen und unter den Anwesenden verteilten. Baldericks Schlachtross wurde vor die Generäle geführt. Es war so groß, dass die anderen Pferde neben ihm wie Ponys wirkten. In seiner gepanzerten Brust spiegelten sich die Tore zur Stadt. Ein Sklave hockte sich neben dem Pferd auf den Boden und lehnte eine Leiter an seine Flanke. Mit vorgestrecktem Kinn schritt Balderick an seinen Offizieren vorbei und stieg mit der Hilfe eines weiteren Sklaven auf das Schlachtross. Neben ihm schwang sich Rickard mit einer fließend geschmeidigen Bewegung auf einen Rappen.
Die Priester verneigten sich vor dem Fürsten und traten zurück. Auf der Brüstung zog ein Sklave eine rote Fahne hoch, das Zeichen zum Ausrücken.
Balderick hob den Krug in seiner Hand. »Hoffnung!«, rief er über den Hof.
»Hoffnung!«, antworteten die Offiziere, die Beamten, die Sklaven und Syrah.
»Hoffnung«, sagte Craymorus leise, obwohl ihm niemand einen Krug gegeben hatte. Er sah auf, als er dumpfes Hämmern hörte. Es drang von der Stadt den Hügel hinauf, laut und wild und fremd. Er brauchte eine Weile, bis er erkannte, dass es die Bewohner der Stadt waren, die es verursachten. Sie vertrieben Dämonen, indem sie auf Kochtöpfe, Bretter, Trommeln oder Steine schlugen. Soldaten antworteten mit Schlägen auf ihre Schilde. Das Geräusch erfüllte die Luft, bis es klang wie das Donnern eines Sturms, wie eine unaufhaltsame Naturgewalt, die jedes Hindernis auf ihrem Weg niederreißen würde.
In diesem Lärm setzte sich die Streitmacht in Bewegung. Craymorus sah ihnen nach, bis der letzte Wimpel und die letzte Fahne hinter den Hügeln verschwunden waren. Die Sklaven und Beamten richteten sich auf. Craymorus winkte Oso zu sich heran. Schwerfällig kam ihm der Sklave entgegen.
»Ich benötige Kartenmaterial von allen Provinzen zwischen Somerstorm und Westfall, südlich von Myrolk und nördlich von Q'qerx«, sagte Craymorus. »Kannst du mir das besorgen?«
»Ja, Herr.« Der Junge verneigte sich und lief auf den Eingang zu.
»Bring es in meine Unterkunft!«, rief Craymorus ihm nach.
Fürstin Syrah drehte sich auf der Treppe nach ihm um. Sie sah ihn nachdenklich an, so als wisse sie nicht genau, was sie mit ihm anfangen solle. Ein Beamter mit langem grauem Bart flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ihr Blick ruhte noch einen Moment auf Craymorus, dann wandte sie sich ab.
»Breite sie hier auf dem Tisch aus.« Craymorus schob Brot und Käse mit einer Hand zur Seite. »Und rück die Truhe heran.«
»Ja, Herr.« Oso zog die Lederriemen von den Karten ab und begann sie auf dem Tisch auszurollen. Er musste sie auf beiden Seiten mit Gewichten beschweren.
»Dreh sie um«, sagte Craymorus. »Die Sonne muss immer am oberen Rand sein, die Monde unten.«
»Ja, Herr.«
Während Oso die Karten in die richtige Richtung drehte und eine Truhe heranschob, um weitere darauf auszubreiten, beugte sich Craymorus über eine der Rollen. Es waren minderwertige Abschriften mit zittrigen Linien und halbherzig ausgebesserten Fehlern, angefertigt von jemandem, dem entweder das Talent oder die Muße zu guter Arbeit gefehlt hatte. Doch selbst seine Mittelmäßigkeit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ursprüngliche Karte das Werk eines Künstlers war.
»Sieh dir das an«, sagte Craymorus leise zu sich selbst. Oso legte eine Pergamentrolle ab und trat neben ihn.
»Herr?«
Craymorus hatte ihn nicht angesprochen, aber es war ihm unangenehm, ihn fortzuschicken. »Weißt du, was das für Zeichnungen sind?«, fragte er stattdessen.
»Nein, Herr.«
»Sie sind ein Abbild unserer Welt. Man hat sie erstellt, damit Menschen, die von einem Ort zum anderen reisen möchten, sich nicht verlaufen.«
Oso kratzte sich am Hintern. »Ich verstehe, Herr«, sagte er, obwohl es offensichtlich war, dass er nichts verstand.
Craymorus zog eine andere Karte heran. »Hier.« Er zeigte mit dem Finger auf eine Reihe von Symbolen. »Dieses Symbol steht für eine Stadt. Rate einmal, für welche.«
Oso zögerte. Es schien ihm Sorgen zu bereiten, dass man ihm eine Frage gestellt hatte, die er nicht mit einem einfachen »Ja, Herr« beantworten konnte.
»Ich werde dich nicht bestrafen, wenn du es nicht errätst, aber wenn du die richtige Antwort gibst, kannst du« – sein Blick glitt
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