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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Platz auf. »Ja, Gerit?«
    »Du hast zu wenig Feuerholz geschlagen. Das musst du nachholen.«
    »Sofort.« Kruy stieg über die Bank, nahm einen Sack vom Haken und verließ die Küche. Gerit sah die anderen an. »Ihr habt gute Arbeit geleistet. Esst.«
    Die Köche, Küchenhilfen und Bäcker warteten, bis er seinen Becher und seinen Teller gefüllt hatte, dann begannen auch sie nacheinander, ganz wie es ihrer Hierarchie entsprach, zu essen. Gerit lauschte ihren Unterhaltungen. Sie redeten über Belanglosigkeiten, über das schlechte Wetter, über ihre Arbeit und über das Essen. Sie scherzten und lästerten, so wie es Diener überall taten. Gerit war zufrieden. Solange sie in seiner Gegenwart redeten und lachten, fühlte er sich sicher.
    Sein ganzes Leben hatte man ihn darauf vorbereitet, eines Tages die Festung zu übernehmen. Ana hätte nach Westfall gehen sollen, um an Rickards Seite über beide Fürstentümer zu herrschen, Gerit hätte die Festung führen sollen und die Minen. Nun führte er die Küche, aber er hatte bemerkt, dass vieles, was Norhan und die anderen Lehrer ihm beigebracht hatten, auch dort zählte.
    Woher weiß ich, ob ich meinen Dienern trauen kann oder ob sie mir den Tod wünschen?, hatte Gerit den alten General einmal gefragt, nachdem Boten seinem Vater mitgeteilt hatten, Fürstin Hu von den Sterneninseln sei im Schlaf erstochen worden. Wenn du von der obersten Turmspitze deiner Festung bis zum tiefsten Keller gehst, hatte Norhan geantwortet, und du auch nicht ein einziges Lachen hörst, solltest du mit dem Rücken zur Wand schlafen.
    Gerit hörte viel Gelächter in der Küche, mehr als während Horons Herrschaft. Er war stolz darauf.
    Er sah auf, als die beiden fehlenden Diener eintraten. Jry trug ein Tablett mit leeren Tellern, Mamee hielt zwei leere Krüge in der Hand.
    »Sie reden immer noch«, sagte Jry.
    Gerit wischte sich den Mund mit der Hand ab. »General Korvellan und Schwarzklaue?«
    »Ja.« Mamee gähnte und füllte frisches Bier aus einem Fass in die Krüge. »Wir sind schon die ganze Nacht da oben.«
    »Worüber reden sie?«, fragte Gerit. Er versuchte beiläufig zu klingen.
    Jry hob die Schultern. »Keine Ahnung, wir warten vor der Tür. Da können wir wenigstens abwechselnd ein bisschen schlafen.«
    Mamee wischte die gefüllten Krüge mit einem Handtuch ab. »Solange sie nur Bier wollen, kann ich auch allein oben bleiben, Jry. Du musst nicht mitkommen.« Sie warf Gerit einen kurzen Blick zu. »Wenn es dir recht ist.«
    »Ihr habt genug getan.« Gerit schob seinen Teller beiseite und stand auf. »Ich kümmere mich um die beiden. Esst etwas und legt euch hin.« Er wandte sich an eine der Köchinnen. »Setz einen Topf mit Suppe auf, falls sie doch noch hungrig werden. Etwas Herzhaftes mit viel Fleisch.«
    »Ja, Gerit.«
    Er nahm Mamee die Krüge aus der Hand. Sie zog die Lefzen lächelnd hoch. »Danke.«
    Gerit nickte. Sie glaubte, dass er ihr einen Gefallen tat, auch wenn das Gegenteil wahr war. Es kam ihm vor, als würde er sie hintergehen.
    Er ging über den Hof. Moksh hockte auf einem Schemel im Eingang der Gerberei. Die Tür stand offen, sodass er den ganzen Hof überblicken konnte. Eine Topf mit Tee und zwei Becher standen neben ihm auf dem Boden. Er winkte. Gerit ging wortlos an ihm vorbei.
    Er nahm die Haupttreppe, die den Dienern früher verboten gewesen war. Die Nachtschatten kümmerten sich nicht um solche Dinge. Sie nahmen die Treppe, die am schnellsten zum Ziel führte.
    Gerit ging an einigen Wachen vorbei, die auf dem Weg zu ihren Unterkünften waren. Er grüßte sie, sie grüßten zurück. Alles hatte sich geändert, seit er Horon besiegt hatte.
    Schwarzklaue hatte das Fürstenschlafzimmer zu seiner Unterkunft gemacht. Seit der Eroberung der Festung hatte Gerit es nicht betreten. Auch vorher war er nie weiter als bis zur Türschwelle gekommen. Es ziemte sich nicht für ein Kind, den Ort zu sehen, an dem seine Eltern miteinander schliefen. Diesen Glauben hatte der Fürst vom Großen Fluss mit nach Somerstorm gebracht.
    Gerit stellte die Krüge vor der Tür ab und klopfte an. Das war eine Geste, die er seinen Untergebenen beigebracht hatte. Diejenigen, die nicht aus dem Norden nach Somerstorm gekommen waren, stammten von Bauernhöfen oder aus kleinen Fischerdörfern. Sie hatten nie gelernt anzuklopfen.
    »Ja!« Schwarzklaues Stimme war so dunkel, dass Gerit sie in seinem Magen spürte. Er nahm die Krüge vom Boden auf und öffnete die Tür mit dem Ellenbogen.
    Das

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