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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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es in der Hitze der Folterkammer aufgeplatzt. Etwas würde daraus wachsen und ihn verzehren. Nur was?, fragte er sich. Was wird es sein?
    Oso folgte ihm durch das Dorf unterhalb der Festung und die Treppe hinauf. Craymorus hörte seine besorgten Fragen, ging jedoch nicht darauf ein, sondern schlug die Tür hinter sich zu, als er sein Quartier erreichte. Zwei Karaffen standen auf dem Tisch, eine mit Wasser, eine mit Wein. Er trank den Wein unverdünnt in langen tiefen Schlucken. Mit einer Krücke fegte er das Tablett mit Brot und Fleisch herunter. Er wollte nicht essen, nur trinken, bis seine Gedanken zum Stillstand kamen und er sich selbst verlor.
    »Mehr Wein!«, rief er durch die geschlossene Tür.
    Er setzte die Karaffe wieder an, und als Oso die nächste brachte, setzte er auch diese an.
    Irgendwann wurde es dunkel. Craymorus öffnete die Augen. Er lag auf dem Bett, ausgestreckt und halb ausgezogen. In einer Hand hielt er eine leere Weinkaraffe. Seine Augen waren verquollen, seine Wangen feucht, aber er konnte sich nicht daran erinnern, geweint zu haben.
    »Er ist nicht tot«, sagte eine Stimme.
    Craymorus drehte den Kopf. Der Raum drehte sich mit ihm. »Was?«
    »Er ist nicht tot«, sagte die Stimme. Sie klang hell, weiblich und kam aus den Schatten am Fenster.
    »Und selbst wenn er tot wäre«, fuhr sie fort, »wieso sollte dich das stören nach all dem, was man dir angetan hat.«
    Ein Umriss schälte sich aus der Dunkelheit. Mondlicht fiel auf ein junges Gesicht mit dunklen, schräg stehenden Augen.
    »Ich kenne dich«, sagte Craymorus. Seine Zunge kämpfte gegen jedes Wort. »Du hast mir geholfen.«
    Er wollte noch mehr sagen, wollte sich dafür bedanken, dass sie ihn in einem Wäscheschrank versteckt hatte, als Rickard und der Fürst ihn zu entdecken drohten, aber seine Kraft reichte nicht aus.
    Er schloss die Augen. »Morgen reden«, sagte er. Es raschelte, dann spürte er ein Gewicht neben sich auf dem Bett. Eine Hand strich über sein Gesicht, kühlte es wie eine Brise.
    »Ich helfe dir immer noch«, sagte die Dienerin. Ihre Hand glitt an seinem Hals nach unten und begann die Knöpfe seines Hemds zu öffnen.
     
     
    »Seid Ihr bereits wach, Herr?«
    Craymorus zuckte zusammen und öffnete die Augen. Sonnenlicht erhellte den Raum. Irgendwo klapperte Geschirr. Es roch nach frisch gebackenem Brot und Honig. Craymorus spürte, wie leer sein Magen war. Er hatte Hunger.
    Nach all dem Wein sollte es mir schlechter gehen, dachte er.
    »Euer Frühstück steht bereit, wenn Ihr zu speisen wünscht.« Eine schmale Hand lehnte seine Krücken an den Nachtschrank neben dem Bett. Er sah auf und blickte in das Gesicht der Dienerin. Ihr Name stieg aus seinen Gedanken auf wie aus einem Traum. Mellie.
    »Du bist hier«, sagte er. Es klang dumm.
    Sie lächelte. »Ihr habt mich darum gebeten, Herr. Ich fühle mich sehr geehrt.«
    Craymorus konnte sich nicht daran erinnern. Er setzte sich auf, bemerkte, dass er nackt war, und zog die Bettdecke hoch. »Schick Oso zu mir. Ich brauche frisches Wasser und die Kleidung, die der Schneider bringen wollte.«
    »Ihr müsst Oso nicht bemühen. Als Eure Dienerin bin ich für Euer Wohl verantwortlich. Ich verspreche Euch, es wird mein größtes Glück sein, Euch zu dienen.«
    »Warte.« Craymorus fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. In seiner Erinnerung streichelten Mellies Hände seinen Körper. »Ich weiß nicht, was ich gestern Nacht gesagt habe, aber du kannst nicht meine Dienerin sein.« Aus den Augenwinkeln sah er frisches Wasser in seiner Waschschüssel und säuberlich ausgebreitete frische Kleidung auf einem Stuhl. Seine Stiefel standen geputzt darunter.
    »Das ist Otos Platz, Mellie. Ich will nicht, dass er glaubt, ich sei unzufrieden mit ihm.«
    »Aber Ihr seid doch unzufrieden mit ihm.« Sie lächelte immer noch. »Oso ist nur ein dummer Sklave, aber ich bin eine Zofe. Ich wurde von Familien ausgebildet, die dem Fürsten seit dem Bau der ersten Festung dienen. Ich weiß, was sich hinter den Türen abspielt, die ihm und Euch verschlossen bleiben.«
    Sie hockte sich vor ihn. »Ich weiß«, sagte sie leise, »dass die Fürstin nicht will, dass Ihr nach Ana von Somerstorm sucht. Würdet Ihr nicht gern wissen, warum das so ist und was Ihr dagegen unternehmen könnt?«
    Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. An seine Stelle war etwas Brennendes getreten, ein Leuchten in den Augen und tiefe Linien um die Mundwinkel.
    Er zögerte, dachte an Oso und an das Versprechen, das

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