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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und zahlte nun den Preis dafür.
    Fußbreit um Fußbreit näherte er sich dem Fenster.
    »Will Schwarzklaue den Jungen immer noch umbringen?«, hörte er Grom im Zimmer fragen.
    »Nein, er überlässt mir die Entscheidung.«
    Gerit atmete auf, als seine Finger die Steinkante des nächsten Spalts ertasteten. Er schob den Fuß hinein. Ein Rabe, der im Spalt gesessen haben musste, flatterte auf und flog davon. Sein Krähen übertönte Korvellans nächste Worte.
    »… sicherer hier als an jedem anderen Ort, vor allem, sobald du deine Aufgabe erfüllt hast.«
    Die Stimmen verstummten, als Gerit sich durch den Spalt in sein altes Studierzimmer zwängte. Ein Schreibtisch stand vor dem Fenster, Pergamentrollen lagen in den Regalen. Der Stuhl, auf dem er gesessen und die Hochsprache Westfalls gelernt hatte, war verschwunden. Die Tür zum Gang stand offen.
    »Gerit!«, rief Korvellan aus dem Nebenzimmer. Er klang ungeduldig.
    Gerit sprang auf den Boden. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er dachte an Rickard und die Armee aus Puppen, mit der Korvellan die Invasion Somerstorms aufhalten wollte, und er dachte an …
    »Was machst du da?«
    Er zuckte zusammen. Mamee stand im Türrahmen und sah ihn an. Hatte sie gesehen, dass er durch das Fenster gekommen war?
    »Ich bin eingeschlafen«, sagte er.
    Sie schien etwas antworten zu wollen, aber Gerit drängte sich an ihr vorbei. »Ich muss zu Korvellan.«
    »Nein, du musst ihm endlich klarmachen, dass er nicht immer dich rufen soll. Wir alle können ihm seinen Wein bringen, nicht nur du.«
    Gerit drehte sich auf dem Gang um. »Ich weiß, ich werde mit ihm reden.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Danke.«
    Dann stand er auch schon in der Tür. Korvellan lehnte an der Wand, Grom saß auf dem einzigen Sessel. Beide sahen auf, als er eintrat.
    »Da bist du ja endlich«, sagte der General. Er runzelte die Stirn. »Wieso bist du so dreckig?«
    Gerit sah an sich herunter. Seine Hände, seine Füße und seine Kleidung waren schwarz verschmiert. »Ich …«, begann er, aber seine Gedanken wollten nicht weiter.
    »Ich hatte ihn gebeten, einen Kamin zu säubern«, sagte Mamee hinter ihm. »Deshalb hat er dich nicht gehört.«
    »Gut.« Korvellan nickte. »Dann wasch dich, Gerit, und ruh dich aus. Mamee kann uns etwas zu essen bringen.«
    Gerit sah Mamee aus den Augenwinkeln an und fragte sich, weshalb sie für ihn gelogen hatte. »Das werde ich tun«, sagte er.
    Grom rutschte aus dem Sessel. Sein faltiges Kindergesicht lächelte. »Und träume davon, wie es wohl wäre, zu herrschen und nicht zu dienen.«
    »Geht jetzt beide.« Korvellan verzog das Gesicht. Er schien nicht glücklich über die Äußerung des Zwerges zu sein.
    Gerit neigte den Kopf und schloss die Tür hinter sich.
    »Also, was hast du wirklich gemacht?«, fragte Mamee, als sie weit genug weg waren.
    »Wieso hast du gelogen?«, fragte er zurück. Seine Füße hinterließen dunkle Flecken auf den Steinen der Treppe.
    »Du zuerst.« Sie lächelte. Es war ihm noch nie aufgefallen, dass sie für einen Nachtschatten hübsch war.
    Er hob die Schultern. »Ich hab einen Kamin sauber gemacht und bin dabei eingeschlafen.«
    »Dann habe ich ja nicht gelogen«, antwortete sie und ließ ihn stehen.
    Gerit grinste einen Moment lang, bis ihm einfiel, dass sie, Korvellan, Moksh und alle anderen in der Festung bald nicht mehr leben würden. Rickard war mit einer ganzen Armee unterwegs, um Somerstorm zu erobern, und er, Gerit, würde dafür sorgen, dass es ihm auch gelang.

 
    Kapitel 20
     
    Wasser beherrscht das Sumpfland des Südens, so wie Sand die Wüste. Es umgibt den Reisenden zu jeder Zeit, ob es nun als Regen seine Kleidung durchnässt, als Rost seine Klingen zerfrisst oder als Nebel seinen Blick trübt. Nur eine Straße führt im Kreis durch diese Provinz. Sie beginnt und endet dort, wo alles im Sumpfland seinen Anfang und sein Ende nimmt: in der schwimmenden Stadt von Tu-Rhe.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 1
     
     
    Jede Nacht sprachen sie über ihre Flucht. Während der Regen durch das Zeltdach tropfte und Jonan die Klingen seiner Schwerter putzte, suchten sie nach einem Ausweg. Sie wussten, dass Daneel sie belogen hatte, dass der Zwerg in Braekor noch bei den Gauklern gewesen war, ihnen vielleicht sogar noch länger gefolgt war. Wenn Ana daran dachte, glaubte sie seine Blicke aus kalten, trüben Augen zu spüren.
    »Wir müssen hier weg«, sagte sie dann jedes Mal, »noch in

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