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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Diener kann doch nicht stärker sein als der Gott – hielt sie dich denn für wichtig genug, um für deine Rettung ihr eigenes Leben zu geben?«
    Antil erschauderte erneut. Es war lächerlich zu glauben, dass ein Unsterblicher so etwas täte, aber es war die einzige Antwort, die ihm bisher einleuchtend erschien.
    »Ich habe geschworen, die Verletzten zu schützen, selbst wenn die Pönitenten Tods dich zu holen versuchen«, sagte er, entschlossen, seine Pflicht zu erfüllen. »Aber wenn dich die Dame wirklich aus einem bestimmten Grund gerettet hat, so brauchst du diesen Schutz vielleicht nur noch einige Tage lang.« Er nahm den Lappen auf und träufelte etwas Wasser auf ihre Lippen. Diesmal öffnete sich ihr Mund gierig. »Wollen wir hoffen, dass derjenige, der dies angerichtet hat, nicht nach dir sucht, denn dann nützt dir auch mein Schwur wenig, befürchte ich.«
     
    Ilumene sah zum wolkenverhangenen Himmel auf und versuchte herauszufinden, wo die Sonne stand. Es half aber nicht viel. Der westliche Horizont war von einem Glühen erfüllt, doch dies war ein freudigerer Anblick, als er sich im Osten bot, wo sich eine hässliche, graue Masse über spitzen Bergklippen auftürmte. Sein Gefühl sagte ihm, dass es noch früher Morgen war – nach einem Kampf schien die Zeit nur so dahinzurasen, weil man recht aufgewühlt und voller Angst war.

    Plötzlich sagte eine Stimme in seinem Geist: Sie kommen.
    Aracnan? , dachte er nach kurzer Verwirrung. Das einzige Wesen, das auf diese Weise so zu ihm gesprochen hatte, war Azaer gewesen, und der hatte seit dem Fall von Scree geschwiegen. Wie steht es mit dem Sturm in den Bergen?
    Sie beachten ihn nicht. Nicht jeder Sturm bringt eine Flut mit sich, nur einer oder zwei in jeder Jahreszeit, aber ich habe mein Möglichstes getan, um den Wolken mehr Macht zu verleihen. Kiyer, Göttin der Sturzflut wird kommen, aber nicht vor den Pönitenten. Sieh nach links.
    Ilumene tat wie ihm geheißen. Zuerst entdeckte er gar nichts, doch dann zog eine plötzliche Bewegung seine Aufmerksamkeit an. Auf dem Dach eines an die Wand gebauten Hauses sah er eine kleine Gestalt hocken, nicht größer als ein Kind. Die Farben des Körpers schienen sich zu verändern, nahmen die Färbung der flechtenbewachsenen Wand hinter ihm an, weswegen er nicht mehr erkennen konnte.
    Das Wesen schien seinen Blick zu spüren und wandte ihm den Kopf zu. Die merkwürdige Form seines Körpers rührte von einem Dutzend Flügelpaaren auf seinem Rücken und an seinen Armen her, die nun losschlugen. Das unregelmäßige Flattern wurde immer schneller, bis der Körper hinter einem Schwirren verschwand, dann hörte es schlagartig auf und nichts war mehr da.
    Ilumene starrte verwundert hinüber. Es war fort – nicht weggeflogen, sondern einfach verschwunden.
    Ein Aspekt? Sie haben einen Aspekt herbeigerufen, damit er Gestalt annimmt und unsere Verteidigung erkundet?
    Ganz genau , antwortete Aracnan. Deine Magier sind nervös, sie verraten sich durch ihre tätige Verteidigung. Die Priester wissen jetzt, über wie viele Magier du verfügst und werden nicht davor zurückscheuen, dich anzugreifen.

    »Aber die Sturzflut wird ihnen den Fluchtweg abschneiden«, sagte Ilumene laut, und ein bösartiges Lächeln erschien in seinem Gesicht. So ein Pech für sie. Beschütze den Meister, bis es Zeit wird zu handeln. Er vertrieb das Schmunzeln und sah zu Oberst Feilin hinüber, der daraufhin zu ihm kam.
    »Sergeant Kayel?« Feilin war ein passabler Soldat, auch wenn es ihm ein wenig an Mut fehlen mochte. Er humpelte leicht, wie Ilumene zufrieden bemerkt hatte. Feilin befehligte zwar die Verteidigungskräfte des Anwesens, aber vor zwei Tagen hatte ihm Ilumene klargemacht, wer hier wirklich der Leitwolf war. Feilin gab noch immer die Befehle – sobald Ilumene entschieden hatte, wie sie zu lauten hatten. Seine Masche hätte bei einem Adligen, der sich auf seine Arroganz und seinen Stolz zurückziehen konnte, nicht gewirkt, aber jeder im Rubinturm wusste, dass Oberst Feilin der Sohn eines Koches war und sein ganzes Leben lang hier gedient hatte. Der Mann war schon oft genug herumgeschubst worden, um zu erkennen, wenn er ausgeliefert war. Ilumene hatte ihn nicht erst besonders unter Druck setzen müssen.
    »Oberst«, sagte er und salutierte, falls jemand zusah. »Ist alles bereit?«
    »Ja, aber es gefällt mir nicht, das Anwesen so verletzlich für einen Angriff zu machen. Das ist ein großes Risiko.«
    Ilumene hatte vorgeschlagen, die

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